Touristik:Daheim ist es auch schön

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So entspannt liegen manche Tui-Aktionäre derzeit nicht am Strand: Der Kurs fiel in zwei Tagen um mehr als 20 Prozent. (Foto: Gebert / dpa)

Urlauber genießen den heißen Sommer lieber zu Hause. Tui verdient deshalb weniger.

Von Alexandra Jegers, München

Schlechte Nachrichten für Tui-Aktionäre: Nach Jahren mit steigenden Gewinnen ist der weltgrößte Reisekonzern mit einem satten Minus ins neue Geschäftsjahr gestartet. Von Oktober bis Dezember 2018 ist der saisonal übliche Verlust auf rund 139 Millionen Euro gestiegen - 28 Prozent mehr als im Vorjahr. Das gab das Unternehmen am Dienstag bekannt. Tui-Chef Fritz Joussen hatte das Gewinnziel bereits vergangene Woche gekappt und die Aktie damit auf Talfahrt geschickt: Innerhalb von zwei Tagen fiel der Kurs um 22 Prozent von 13,49 auf 10,51 Euro.

Verluste im Winter sind bei Reiseveranstaltern nichts Ungewöhnliches. Den größten Teil des Umsatzes erwirtschaften die Unternehmen im Sommer, wenn sich die meisten Urlauber zu fernen Ufern aufmachen. Bei Tui fiel aber auch das Hauptgeschäft 2018 enttäuschend aus: Der Rekordsommer im Norden Europas habe dazu geführt, dass viele Urlauber lieber zu Hause geblieben seien, sagte Konzernchef Joussen. Andere bevorzugten die günstigen Reiseziele Türkei und Nordafrika. Teure Reiseziele wie die Kanarischen Inseln dagegen konnten Urlauber kaum locken.

Und dann ist da noch der nahende Brexit. Der wahrscheinliche Ausstieg Großbritanniens aus der EU hat dem Pfund schwer zugesetzt. Die britische Währung hat seit dem Referendum 2016 erheblich an Wert verloren. Als Konsequenz reagieren die Briten besonders empfindlich auf Preiserhöhungen. Dadurch sah sich Tui gezwungen, die Preise für Flüge und Reisen nahezu konstant zu halten, um die Kunden auf der Insel nicht zu vergraulen. Auch darüber hinaus bereitet der Brexit dem Konzern Probleme: Im Falle eines ungeregelten Austritts Großbritanniens wäre Tui mit seinen zahlreichen britischen Aktionären nämlich nicht mehr mehrheitlich im Besitz von Anteilseignern aus der EU. Damit sind unter anderem die Flugrechte seiner Ferienfluggesellschaft wie Tui Fly gefährdet.

Konzernchef Joussen blickt dennoch optimistisch in die Zukunft. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet er ein operatives Ergebnis von knapp 1,2 Milliarden Euro. Das entspricht in etwa dem Vorjahresniveau. Die jüngsten Pleiten der Fluggesellschaften Germania und Air Berlin sieht er vor allem als Chance, besonders für Tui Fly.

Anleger sind da skeptischer. Nach Bekanntgabe der Quartalszahlen am Montag gab der Kurs der Aktie nochmals um mehr als fünf Prozent nach. Seit Mai 2018 hat sich der Wert des Tui-Papiers von 22,66 Euro auf 10,34 Euro am Dienstag mehr als halbiert. Die Mehrheit der Analysten vertraut allerdings weiter auf die Strategie der Konzernlenker: Zehn der Aktienexperten raten - aller Hiobsbotschaften zum Trotz - weiter zum Kauf der Aktie, weitere acht plädieren fürs Halten. Lediglich zwei empfehlen zu verkaufen.

© SZ vom 13.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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