Tourismus:Lieb und teuer

Die Deutschen und ihr Urlaub: Trotz deutlich höherer Preise erwarten die Tourismuskonzerne ein gutes Geschäft. Doch manche Anbieter zahlen schon jetzt drauf.

Meite Thiede

Am schlimmsten trifft es die Kreuzfahrer. So ein Schiff, eine Art schwimmende Stadt, muss eine Menge Energie mit sich schleppen: Bis zu 100 Tonnen Schweröl verbraucht ein Kreuzfahrtschiff am Tag - einerseits als Treibstoff, aber auch, um den ganzen Betrieb mit Klimaanlagen, Großküchen, Schwimmbädern und Theatern am Laufen zu halten. Eine Tonne Schiffsdiesel kostet inzwischen 500 bis 600 Dollar, das ist eine Verdreifachung innerhalb von zwei Jahren. Im Moment nimmt der Marktführer Aida 6,50 Euro pro Tag und Gast auf den Reisepreis als Treibstoffzuschlag. Doch das reicht nicht mehr aus. In der Branche hört man, es könne sich nur um Tage handeln, bis Aida den Zuschlag um weitere zwei bis drei Euro erhöhe. Nun sind die Kunden von Kreuzfahrtanbietern gewiss nicht die preissensibelsten, ein Acht-Tage-Trip kostet im Schnitt immerhin 1800 Euro. Aber das Verkaufen von Seereisen werde schwieriger, sagen Experten, und mancher Anbieter zahle bereits kräftig drauf.

Tourismus: Mallorca - beliebtes Reiseziel der Deutschen.

Mallorca - beliebtes Reiseziel der Deutschen.

(Foto: Foto: dpa)

Dabei gehörten die Kreuzfahrten eigentlich zu den Hoffnungsträgern einer Branche, die gerade eine schwere Krise durchgemacht hatte. Terroranschläge, Tsunamis, Wirbelstürme und die Vogelgrippe haben das Geschäft mit den "schönsten Wochen des Jahres" zu einer hochriskanten Angelegenheit gemacht. Zusätzlich war die von den Deutschen so sehr geliebte Pauschalreise durch die sogenannten Billigflieger und die Internet-Anbieter unter Druck geraten. Die Kunden lernten, dass sich Flexibilität auszahlt und entwickelten sich zu Schnäppchenjägern; die Preise sanken.

Die Einkaufsmacht der Konzerne

Doch die dramatisch steigenden Energiekosten scheinen ausgerechnet der Pauschalreise bisher kaum etwas anhaben zu können. So ist in der Branche schon von der Rückkehr dieses oft totgesagten Arrangements die Rede. Und das hat gleich zwei Gründe: Einerseits ist es klar, dass die Einkaufsmacht der Konzerne hilft, die Preise für solche Reisen weitgehend stabil zu halten. Andererseits machen die Flugkosten bei Pauschalreisen ans Mittelmeer nur etwa ein Drittel des Gesamtpreises aus; das teure Kerosin schlägt also nur zum Teil durch.

Mancher Tourismusveranstalter sieht daher sogar schon neue potentielle Kundengruppen: Wer habe bei den hohen Spritpreisen schon noch Spaß am Ferienhaus in Dänemark, wenn die Reise ans Mittelmeer so günstig er scheine? Gerade hat Marktführer Tui verkündet, dass die Preise in der kommenden Wintersaison auf der Mittelstrecke um knapp drei Prozent steigen; auch bei Thomas Cook (Hauptmarke: Neckermann) ist von ähnlichen Preiserhöhungen die Rede, die im Vergleich zu den Ölpreissprüngen also geradezu moderat wirken.

Bei Tui freut man sich auch schon jetzt über ein "margenstarkes" Sommergeschäft, das zwei Prozent mehr Buchungen als 2007 bringen werde. Doch die Genesung der Konzerne hat für die seit Jahren preisverwöhnten Urlauber auch ihre Schattenseiten. So wurden die massiven Überkapazitäten bei den Charterfliegern, die wesentlich für die günstigen Flugpreise verantwortlich waren, in dieser Saison weitgehend abgebaut. Der unmittelbare Effekt war, dass zum Beispiel Tui das Angebot an kurzfristigen Flugreisen auf die Hälfte zusammenstutzen konnte. Die schlechte Nachricht für die Kunden ist: Schnäppchen werden rar.

Verhandlungen in die zweite Runde

Um die Pauschalreise günstig zu halten, haben die Veranstalter auch etwas getan, was Individualurlauber nur schwer können: Sie haben mit den Hotels nachverhandelt. Häuser mit "überzogenen Preisvorstellungen" habe man aus dem Programm gestrichen, heißt es bei Thomas Cook. Und die Konzerne reagieren inzwischen auch auf die Konkurrenz aus dem Internet. Mit den Katalogen sind sie - anders als Internet-Reiseanbieter - an feste Preise gebunden. In diesem Sommer aber hat Thomas Cook erstmals drei statt zwei Preistabellen herausgebracht. In der ersten, die im Herbst erschien, gab es Rabatte für Frühbucher bis zu 30 Prozent, in der letzten konnte je nach Ziel und Hotel ganz individuell gebucht werden.

Allerdings sind Durchschnittswerte gerade bei Reisen wenig aussagekräftig. So mögen Reisen nach Spanien oder Tunesien im kommenden Winter vielleicht stabil bleiben, aber die Türkei kostet dafür umso mehr. Bis zu 15 Prozent teurer werden Reisen nach Ägypten. Das liegt aber auch daran, dass Ägypten eine große Nachfrage bei russischen Urlaubern erlebt, die für eine volle Auslastung der Hotels sorgen. Nach Ägypten und in die Türkei können die Russen ohne Visum reisen, das macht diese Länder für sie so attraktiv.

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