Tourismus in Israel:Gelobtes Reiseland

The Wider Image: Vanishing Dead Sea - a hermit haven

Touristen lassen sich im Toten Meer in Israel treiben.

(Foto: Reuters)
  • Mit Subventionen und Werbekampagnen kurbelt Israel den Tourismus an.
  • Jerusalem gilt als am stärksten wachsendes Tourismus-Ziel weltweit.
  • Doch der Erfolg wird zu schnell zu groß: Der Hotelbau hält da nicht mit, es fehlen Betten.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv

Jesu Geburts- und Grabeskirche, gleich zwei Stellen, an denen er getauft worden sein soll: In Israel gibt es viele Orte, die einen Bezug zur Bibel haben. Ein Viertel der Besucher, die alljährlich ins sogenannte Heilige Land strömen, wollen auf diesen Spuren wandeln und vor allem Jerusalem sehen: Hierhin zieht es die meisten Touristen, gefolgt von Tel Aviv mit seinen Stränden und Tiberias mit dem See Genezareth und seinen biblischen Bezügen.

Das kleine Land im Nahen Osten hat von religiösen Stätten bis hin zu Wüste und der größten Ansammlung an Häusern im Bauhaus-Stil viel zu bieten. Weil im vergangenen Jahr zumindest Touristen von den Turbulenzen rund um den Gazastreifen kaum etwas mitbekamen, war Israel als Reisedestination gefragt wie nie zuvor. Mehr als 4,12 Millionen Touristen haben das Land 2018 besucht. Im Vergleich zum Jahr davor hat die Zahl der Ankünfte um 14 Prozent zugenommen, im Vergleich zu 2016 betrug der Anstieg sogar 42 Prozent. Laut dem Londoner Marktanalysten Euro-Monitor ist Jerusalem die am stärksten wachsende Tourismus-Destination weltweit.

Besucher aus Deutschland haben zu dieser Entwicklung beigetragen. Nach den USA, Frankreich und Russland kam mit 262 500 Touristen die viertgrößte Besuchergruppe aus der Bundesrepublik - ein Anstieg um 20 Prozent im Vergleich zu 2017 und sogar um 60 Prozent zu 2016.

Dass der Tourismus boomt, war vor allem in den Weihnachtstagen zu merken. In Jesu Geburtsstadt Bethlehem waren keine Zimmer mehr zu bekommen. Im Jahr davor hatten viele Touristen kurzfristig storniert, als es zu regelmäßigen Ausschreitungen nach der im Dezember erfolgten Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, die Botschaft nach Jerusalem zu verlegen, gekommen war.

Der Tourismus wird nun zu einem immer wichtigeren Wirtschaftsfaktor und auch Arbeitgeber in Israel. Nach Angaben des Tourismusministeriums betrugen die Einnahmen umgerechnet 5,2 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.

Tourismusminister Yariv Levin machte umfassende Marketingstrategien Israels sowie Verträge mit Reiseunternehmen und Fluglinien für den Anstieg der Besucherzahlen verantwortlich. Der Staat lässt sich das einiges kosten, der Erfolg im Tourismusbereich wurde damit auch erkauft: Für die intensive Marketingkampagne wurden im Vorjahr umgerechnet 83 Millionen Euro ausgegeben. Darüber hinaus subventionieren die israelische Regierung und ihre Behörden den Flugverkehr massiv. Finanzielle Unterstützung bringt vor allem Billigflieger wie Easyjet, Ryanair, Wizz Air oder Wow dazu, vermehrt israelische Flughäfen anzufliegen.

Eine Fluglinie, die bisher keine israelische Destination in ihrem Programm hatte, erhält bis zu 250 000 Euro pro Flug für bis zu drei Verbindungen pro Woche zum Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv. Für Flüge nach Ovda im Süden des Landes zahlt der israelische Staat bis zu 45 Euro pro Passagier. Auch von mehreren deutschen Destinationen wurden Flugstrecken nach Ben Gurion und Ovda eröffnet. Außerdem gibt es Kompensationen von Online-Buchungsportalen wie Expedia und Trivago.

1260 Euro gibt jeder Reisende im Schnitt aus, das meiste davon für das Hotel

Am 22. Januar soll der neue Flughafen Ramon in der Nähe von Eilat nach Investitionen von rund 500 Millionen Euro seinen Betrieb aufnehmen. Eigentlich war dies nach sechs Jahren Planungs- und Bauzeit für 2017 vorgesehen, aber verglichen etwa mit dem Flughafenprojekt Berlin sind die Israelis mit diesen Verzögerungen noch fast im Plan.

In der ersten Phase werden nur Inlandsflüge abgefertigt, ab März soll Ramon seinen Betrieb als zweiter internationaler Flughafen in Israel nach Ben Gurion aufnehmen. Ramon liegt 18 Kilometer von Eilat entfernt, ist also sehr nah am Roten Meer. Ramon ersetzt den bisherigen Stadtflughafen Eilat und den bisher von internationalen Fluggesellschaften angeflogenen Airport Ovda, der rund 50 Kilometer von Eilat entfernt liegt.

In Ramon werden zwei Millionen Fluggäste erwartet, ein Ausbau der Kapazität bis zu 4,5 Millionen ist möglich. Mit seiner 3,5 Kilometer langen, direkt an der jordanischen Grenze verlaufenden Start- und Landebahn bietet der Flughafen Ramon auch Ausweichmöglichkeiten für Ben Gurion. Diese Destination flogen internationale Airlines während des Gazakriegs 2014 tagelang aus Angst vor Raketenbeschuss nicht mehr an.

Der neue Flughafen soll mehr Touristen in die Negev-Wüste und ans Rote Meer bringen. Hoteliers in Eilat fürchten aber bereits, dass die subventionierten Tickets auch verstärkt von Urlaubern genutzt werden, die das benachbarte Jordanien ansteuern. Sowohl in Akaba am Roten Meer als auch in den Hotels auf der jordanischen Seite des Toten Meeres sind die Preise günstiger als in Israel.

Zum Eurovision-Song-Contest gibt es kaum noch freie Hotelzimmer

Israel gilt als teures Reiseland. 1260 Euro gibt jeder Reisende im Durchschnitt aus, wobei vor allem Übernachtungen heftig zu Buche schlagen. Ein Grund für die vergleichsweise teuren Hotels ist neben generell hohen Immobilienpreisen und Lebenshaltungskosten, dass das Bettenangebot mit der Nachfrage nicht mithalten kann.

Rund um den 70. Jahrestag der Staatsgründung Israels und den Giro d'Italia vergangenen Mai gab es bereits Engpässe wegen fehlender Kapazitäten. Dieses Jahr findet von 14. bis 18. Mai der Eurovision-Song-Contest in Tel Aviv statt, es gibt kaum mehr freie Betten. Im Herbst folgt das Bauhaus-Jubiläum. Übernachtungsmöglichkeiten zur Hochsaison in Vier- und Fünfsternehotels sind in Israel häufig erst ab 500 Euro aufwärts pro Nacht zu buchen. Immer öfter werden auch Gruppenreisen wegen fehlender Unterbringungsmöglichkeiten storniert.

Der israelische Staat versucht mit schnelleren Genehmigungsverfahren, den Bau von Hotels zu beschleunigen. Im Vorjahr wurden 35 Millionen an Subventionen zur Verfügung gestellt. 3 829 neue Zimmer wurden 2018 gebaut - das ist eine Verdoppelung im Jahresvergleich, aber angesichts der ungleich stärker gestiegenen Ankunftszahlen schafft das wenig Abhilfe.

Auch Airbnb ist in Israel nicht gerade eine günstige Alternative. Zwar gibt es mit 9000 Angeboten eine vergleichsweise hohe Anzahl, aber die Preise sind fast auf dem Niveau von Hotelzimmern. Solange der Touristenboom anhält und bei Übernachtungsmöglichkeiten ein Engpass besteht, wird sich das kaum ändern.

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