Tourismus:Her mit den Urlaubern!

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Auch wer einen Platz zum Arbeiten am Laptop sucht, ist in Südostasien hochwillkommen. (Foto: Imago)

In Südostasien ist ein Wettbewerb um eine kostbare Ressource entstanden, die Touristen. Wie Thailand versucht, seine Spitzenposition gegen Emporkömmlinge in der Nachbarschaft zu verteidigen.

Von David Pfeifer, Bangkok

Wer in Bangkok lebt, hat nicht den Eindruck, dass es an Touristen mangelt. Die thailändische Hauptstadt gehört neben London, Paris und New York zu den meistbesuchten Städten weltweit. Im Jahr 2023 machten 21 Millionen Menschen hier Station, die in die Amüsierviertel, die Tempel und mittlerweile auch in die Cannabis-Shops der Stadt drängen. Den Einheimischen bietet sich nicht immer ein schönes Bild, wenn zugedröhnte Westler in Elefantenhosen einer Animierdame im Ausschnitt hängen.

Doch auch das ist der thailändischen Regierung noch zu wenig, weswegen jetzt überraschend die Länge des „Visa on Arrival“ von 30 auf 60 Tage hochgesetzt wurde. Die Liste der Länder, aus denen man ohne Voranmeldung anreisen kann, wurde von 57 auf 93 erhöht. „Dies ist Teil der Maßnahmen zur Förderung des Tourismus und zur Ermutigung längerer Aufenthalte“, sagte Traisuree Taisaranakul, die Sprecherin des Innenministeriums, der Bangkok Post am Montag.

Nach der Pandemie ist im südostasiatischen Raum ein Wettbewerb ausgebrochen, um die Ressource „Touristen“. Mit rund 1,3 Milliarden internationalen Ankünften wurden laut Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen im Jahr 2023 schon wieder 88 Prozent des Niveaus vor der Pandemie erreicht. Doch nun gilt es, diese Besucher dorthin zu locken, wo man sie haben will. Laos und Kambodscha, die deutlich günstiger zu bereisen sind als Thailand, haben aufgeholt, durch neue Bahn- und Flugverbindungen, die größtenteils von China finanziert wurden, berichtete Nikkei Asia im April.

Das Magazin verglich die zehn Mitgliedstaaten des Asean-Bundes anhand ihrer Besucherzahlen. Thailand zog mit insgesamt fast 30 Millionen die meisten Besucher an, was durchaus auch an der hohen Zahl der Marihuana-Touristen liegen kann, die anreisen, seitdem Cannabis im Juni 2022 legalisiert wurde. Innenminister Anutin Charnvirakul, der die neuen Dokumente zur Erleichterung des Reisens für Ausländer unterzeichnet hat, war auch die treibende Kraft hinter der Marihuana-Freigabe. Tourismus macht etwa 20 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. Das ist so etwa die politische Dimension.

Cannabis-Besitz ist in einigen Ländern streng verboten

In allen anderen Asean-Ländern wird der Cannabis-Besitz weiter hart bestraft, in Indonesien weisen Borddurchsagen sogar darauf hin, dass auf Drogenbesitz die Todesstrafe steht. Dabei ist Indonesien ebenfalls unter den meistbesuchten Ländern in Südostasien, nach Vietnam und noch vor den Philippinen. Auf Bali sammelt sich eine besonders kostbare Ressource: die sogenannten Digital-Nomaden, die unzähligen Coaches, Social-Media-Berater und Werbeleute, die aus der Ferne arbeiten und dort ihr Geld ausgeben können.

Auch diese Zielgruppe visiert die thailändische Regierung mit einer neuen Visa-Regelung an, die den Aufenthalt von bis zu 180 Tagen für Freiberufler erlaubt. Auf Bali lebt man von den vielen Besuchern, genau wie in Bangkok, man leidet aber auch unter ihnen, wenn sie mit ihren Rollern die Straßen verstopfen und sich nicht an Regeln halten. Es gibt dort wie in Spanien eine wachsende Protestbewegung gegen Overtourism. Aber beliebter als Kiffer in Elefantenhosen sind die Digital-Nomaden allemal.

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