Süddeutsche Zeitung

Tourismus:Airbnb lässt die Krise hinter sich

Der Apartment-Vermittler aus den USA hatte stark unter Corona gelitten. Doch jetzt verbucht er trotz Omikron ein starkes Wachstum. Airbnb profitiert gerade vor allem vom Trend zu Home-Office.

Von Sonja Salzburger

Der Apartment-Vermittler Airbnb hat zum Jahresende trotz Belastungen durch die grassierende Omikron-Virusvariante kräftige Geschäftszuwächse verbucht. Der Umsatz legte im Schlussquartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 78 Prozent auf 1,5 Milliarden Dollar (1,3 Milliarden Euro) zu, wie das Unternehmen am Dienstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Unterm Strich verdiente Airbnb in den drei Monaten bis Ende Dezember 55 Millionen Dollar. Vor einem Jahr hatte die Corona-Krise für tiefrote Zahlen gesorgt.

Airbnb hat sich inzwischen nach eigenen Angaben vollständig vom Geschäftseinbruch durch die Pandemie erholt. So lagen die Erlöse im vierten Quartal 2021 um 38 Prozent über dem Vergleichszeitraum von 2019, also vor der Corona-Krise. Laut Airbnb litten die Geschäfte weniger unter Omikron als zuvor unter der Delta-Variante. Die Quartalszahlen und auch die Umsatzprognose für das laufende Vierteljahr übertrafen die Erwartungen der Analysten klar. Die Aktie reagierte nachbörslich zunächst mit starken Kursgewinnen.

Laut Airbnb profitiert das einstige Startup aus San Francisco sehr vom Trend zum Home-Office, weil viele Menschen nun die Voraussetzung hätten, von überall aus zu arbeiten. "20 Prozent unseres Geschäfts entfallen mittlerweile auf Langzeitaufenthalte. Das bedeutet, die Leute bleiben 30 Tage oder länger an einem Ort", sagt Nathan Blecharczyk, der zum Gründungsteam des mittlerweile milliardenschweren Konzerns gehört, der die Tourismusindustrie verändert wie kaum ein anderes Unternehmen. Als 2007 bei einer Messe in San Francisco alle Hotels ausgebucht waren, kamen die jungen Designer Brian Chesky und Joe Gebbia auf die Idee, in ihrem Wohnzimmer Luftmatratzen (englisch Airbed) zu vermieten. Am nächsten Morgen servierten sie ihren Übernachtungsgästen auch noch Frühstück. Gemeinsam mit ihrem ehemaligen Mitbewohner, dem Programmierer Nathan Blecharczyk, beschlossen sie kurz danach, aus dieser Idee ein Business zu machen - und gründeten die Firma Airbed and Breakfast, kurz Airbnb. Die Idee: Privatleute bieten anderen Übernachtungsmöglichkeiten an. Ende 2020 hat Airbnb den größten US-Börsengang des Jahres geschafft.

Auf der Plattform werden heute Unterkünfte aller Art angeboten, längst nicht mehr nur von privaten Vermietern. Es gibt vier Millionen Anbieter und etwa eine Milliarde Gäste weltweit, dabei hat die Firma keine eigenen Unterkünfte, sondern tritt lediglich als Mittler gegen eine Gebühr auf.

Bei Airbnb setzen sie darauf, dass die Zahl der digitalen Nomaden weiter wächst.

Das Unternehmen bemüht sich, für diese Zielgruppe besonders attraktiv zu sein, etwa, indem Reisende auf der Plattform flexible Zeiträume innerhalb eines ganzen Jahres durchsuchen können, um die günstigsten Angebote für Langzeitaufenthalte zu finden. Darüber hinaus können Anbieter von Ferienwohnungen die Geschwindigkeit ihrer Internetverbindung über die Airbnb-App testen und verifizieren lassen. Schnelles Internet sei "in einer Welt der Videokonferenzen" laut Blecharczyk mittlerweile das wichtigste Suchkriterium bei der Ausstattung von Unterkünften.

Im Januar kündigte Airbnb-Chef Brian Chesky zudem an, dass er von nun an auch selbst als digitaler Nomade alle paar Wochen von einer anderen Airbnb-Wohnung aus arbeiten werde, einfach "um dabei zu helfen, das Nutzererlebnis für Menschen zu verbessern, die jetzt überall leben wollen."

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Quelle:
SZ vom 17.02.2022
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