Tourismus:Ab in die Ferne

Fluggesellschaft TuiFly

Laut Friedrich Joussen, dem Chef der Tui Group, könnten bei Tuifly 50 Prozent der Vollzeitstellen wegfallen.

(Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

TUIfly will ins Geschäft mit Langstreckenflügen einsteigen. Für den krisengeplagten Rivalen Condor könnte das zum Problem werden.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Der Ferienflieger TUIfly steigt ins Langstreckengeschäft ein. Nachdem sich das Unternehmen mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt hat, will die Airline vom kommenden Jahr an nicht mehr nur Flüge innerhalb Europas und dem Mittelmeerraum, sondern auch zu Fernzielen anbieten. Zunächst will TUIfly zwei Boeing 787 einsetzen, 2021 soll die Flotte auf fünf Jets wachsen.

Die Entscheidung ist vor allem für den Konkurrenten Condor eine schlechte Nachricht. Condor befindet sich nach dem Kollaps ihrer Muttergesellschaft Thomas Cook in einem sogenannten Schutzschirmverfahren und sucht derzeit nach einem neuen Investor. Für sie bedeutet der Schritt zum einen mehr Wettbewerb in einem für sie profitablen Segment, gleichzeitig aber auch weniger Geschäft, denn der Reisekonzern TUI wird seine Kunden nun vor allem auf seinen eigenen Flugzeugen befördern.

Condor fliegt derzeit mit Hilfe eines staatlich verbürgten Kredits in Höhe von 380 Millionen Euro durch den saisonal traditionell schwächeren Winter. Sie muss den Kredit bis Ende März 2020 zurückzahlen, wenn die Bundesregierung und das Land Hessen diesen nicht verlängern.

Zunächst will TUIfly Ziele in der Karibik und Mexiko anfliegen

Im Rahmen des Schutzschirmverfahrens, das in eine Insolvenz in Eigenverwaltung mündet, hatte Condor sich hoher Pensionsverpflichtungen entledigt und ist daher für mögliche Investoren attraktiver geworden. Mit einem Käufer geeinigt hat sie sich aber bislang noch nicht.

TUIfly hatte seit Monaten an dem Projekt gearbeitet, das Konzernchef Fritz Joussen lange Zeit äußerst skeptisch gesehen hat. Vor allem brauchte die Airline günstigere Kosten, um die Flüge wirtschaftlich vertretbar zu machen. Mit Hilfe eines Schlichters gab es in dieser Woche nun den Durchbruch bei den Verhandlungen. Dem Vernehmen nach sollen die Maschinen in Düsseldorf stationiert werden, wo Lufthansa-Tochtergesellschaft Eurowings das Angebot bei den Fernstrecken stark reduziert. Zunächst will TUIfly Ziele in der Karibik und Mexiko anfliegen. TUI betreibt derzeit in Großbritannien und Skandinavien rund 25 Langstreckenmaschinen. Die Airline wird zunächst zwei Maschinen aus der Bestellung der TUI Group übernehmen, für die drei zusätzlichen wird sie voraussichtlich Kaufoptionen in Festbestellungen umwandeln oder Flugzeuge leasen müssen.

Für die Langstrecke sprach, dass sich TUI für einen denkbaren Ausfall von Condor absichert, falls diese keinen Investor findet. Dann müsste TUI Alternativen für ihre Gäste finden. TUI partizipiert an einem größeren Teil der Reisekette bei einem Pauschalurlaub. Daran kann sie Interesse haben, wenn sie die Flüge betreibt.

Strategisch bringe die Langstrecke mehrere Vorteile für den TUI Konzern, findet TUIfly-Chef Oliver Lackmann: "Die Zubringerflüge für Kreuzfahrten der "Mein Schiff"-Flotte von TUI Cruises werden unter eigener Flagge bedient. Die TUI Group ist stark bei Fernzielen und besitzt ein umfangreiches eigenes Hotelportfolio in der Karibik. Sollten sich durch weitere Marktveränderungen die Kapazitäten in den nächsten Monaten reduzieren, können wir unseren Flottenaufbau auch beschleunigen", so Lackmann, der sich auf die Lage bei Condor bezog.

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