Tonangebend:Allianz der Superstars

Beyonce,JAY Z

Traumpaar Beyoncé und Jay Z auf ihrer Tour 2014 in Paris.

(Foto: Rob Hoffman/AP)

Der Rapper Jay Z und andere prominente Musiker mischen mit dem Streaming-Dienst Tidal nun selbst in dem Geschäft mit. Sie ärgern sich über Konkurrenten wie Spotify, weil sie zu wenig verdienen.

Von Helmut Martin-Jung und Kathrin Werner, New York /München

Wenn diese illustren Musiker gemeinsam zu einer Pressekonferenz erscheinen, muss es um etwas gehen, das ihnen wichtig ist: der Rapper Jay Z und seine Frau Beyoncé, Kanye West, Rihanna, Madonna, Nicki Minaj, Jack White, Alicia Keys, der Country-Sänger Jason Aldean, Mitglieder der Indierock-Band Arcade Fire und das französische Elektro-Duo Daft Punk - eine große Gruppe. Jay Z, Rapper und Unternehmer, hat seine Kollegen zusammengetrommelt, um seine Botschaft zu verkünden: Sein neues Geschäft ist ein Musik-Dienst, der Musikern gehört.

Auf der Promi-Pressekonferenz in New York hat Jay Z in New York nun zum ersten Mal mehr verraten über seine Pläne für seinen Flatrate-Musik-Dienst Tidal. Der 45-jährige Multimillionär hat den norwegischen Konkurrenten von Spotify kürzlich für 56 Millionen Dollar erworben. Und anders als bei dem schwedischen Unternehmen Spotify, über das sich viele Musiker ärgern, will Jay Z die Künstler als Eigentümer an dem Unternehmen beteiligen. Sie alle unterschrieben eine "Deklaration". Sie wollen "die Richtung der Musikgeschichte für alle Ewigkeit verändern", verlas Sängerin Keys im Auftrag aller Anwesenden.

Jay Z, dessen richtiger Name Shawn Carter ist, hat über seinen Konzern Roc Nation großen Einfluss in der Unterhaltungsindustrie, den er jetzt nutzt, um die Regeln für Musik im Internet zu verändern. Der Mann aus dem rauen Viertel Bed-Stuy in Brooklyn herrscht über ein Firmengeflecht, zu dem die Kneipenkette 40/40 Club und die Klamottenfirma Rocawear gehört. Seine Plattenfirma Roc Nation vertritt Musiker wie Kanye West und Kylie Minogue.

Seit es Streaming-Dienste gibt, bei denen man viele Millionen Musikstücke zum Hören abrufen, aber nur begrenzt herunterladen kann, wird darüber gestritten, wer wirklich daran verdient und wie viel. In der Vergangenheit haben immer wieder Künstler ihre Werke von solchen Diensten zurückgezogen, weil sie sich ausgenommen fühlten. Der frühere Musikmanager und jetzige Staatssekretär für Kulturelle Angelegenheiten in Berlin, Tim Renner, gibt vor allem den Plattenfirmen die Schuld daran, dass die Künstler beim Streaming weniger verdienten als früher mit dem Verkauf von CDs. Statt etwa zwei Euro pro CD bekämen sie jetzt nur noch gut einen Euro. Die Labels dagegen würden mehr verdienen als mit den Tonträgern. Wie viel hängen bleibt, liegt demnach vor allem an den Verträgen, die die Künstler mit den Labels schließen.

Der Streaming-Dienst Spotify etwa bezahlt nach eigenen Angaben 60 bis 84 Dollar an die Plattenfirma, wenn ein Song 10 000mal abgespielt wurde. Künstler wie David Byrne oder die Indierock-Band Grizzly Bear hatten sich darüber beklagt, dass bei ihnen nur zehn Dollar ankämen. Es liegt also höchstens zu einem Teil an den Streaming-Diensten, dass die Musiker von den damit generierten Einnahmen schlecht leben können.

Die Dienste selbst verfolgen meist Geschäftsmodelle, die ein werbefinanziertes Angebot mit einer Premium-Variante kombinieren. Premium muss sich aber nicht nur darauf beziehen, dass keine Werbe-Jingles mehr eingespielt werden. Einige Dienste, wie eben Tidal oder auch Deezer, werben auch mit besserer Soundqualität. Tidal etwa bietet einen Teil seines Angebotes auch in einem Format an, das zwar weniger Platz braucht als unbearbeitete CD-Daten, das aber den Klang nicht verändert. Bei anderen Formaten, zum Beispiel dem bekannten MP3 oder AAC, wie es Apple verwendet, werden die Musikdateien platzsparend zusammengequetscht. Der Trick dabei: Klänge, die von anderen ohnehin überdeckt würden, ersetzt eine Bearbeitungssoftware durch platzsparende Signale. Treibt man das zu weit, kann man es aber hören.

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