Tödliche Pannenserie:Hinterbliebene zerren Toyota auf Anklagebank

Toyota steht massiv unter Druck. Massenrückrufe, öffentliche Rechtfertigungen - und jetzt verklagen Hinterbliebene einer tödlich verunglückten Familie den Konzern.

Einer der schwersten Unfälle in der Pannenserie mit Toyota-Fahrzeugen wird nun auch vor Gericht aufgerollt. Die Angehörigen des Polizisten Mark Saylor und von drei weiteren tödlich verunglückten Familienmitgliedern haben den japanischen Autohersteller vor einem kalifornischen Gericht in San Diego verklagt.

Der Unfall im August vergangenen Jahres hatte landesweit für Schlagzeilen gesorgt und letztlich den millionenfachen Rückruf von Toyota-Autos ins Rollen gebracht. Es laufen mittlerweile mehrere der gefürchteten Sammelklagen.

Der Fall Saylor dürfte aber einer der härteren für Toyota werden, stellte das Wall Street Journal am Donnerstag fest. Mark Saylor,45, seine Frau Cleofe, 45, Tochter Mahala, 13, und Schwager Chris Lastrella, 38, saßen in einer Lexus-Limousine, die sich nicht mehr stoppen ließ.

Notruf gewählt

Der Wagen rammte mit mehr als 160 Kilometern in der Stunde einen Geländewagen, kam von der Straße ab, überschlug sich und ging in Flammen auf. Die letzten Sekunden im Leben der vier Menschen sind auf Tonband festgehalten. Chris Lastrella hatte den Notruf gewählt.

Auf der Aufzeichnung ist zu hören: "Unser Gaspedal klemmt ... Wir haben ernsthafte Probleme ... Die Bremsen funktionieren nicht."

Andere Insassen des Wagens riefen: "Halt an" oder "Betet", heißt es in der Klage. Die Kläger fordern eine nicht spezifizierte Geldsumme von Toyota. Das Unternehmen lehnte einen Kommentar ab.

Unterdessen hat Toyota auch nach der Reparatur von Autos wegen plötzlicher und ungewollter Beschleunigung weiteren Ärger mit dem defekten Gaspedal: Die US-Behörde für Verkehrssicherheit (NHTSA) geht nach eigenen Angaben vom Mittwoch (Ortszeit) Beschwerden von Toyota-Fahrern nach, wonach das Problem auch nach einer Reparatur auftrat.

Laut Verkehrsministerium gibt es zehn solcher Beschwerden, weitere Hinweise würden geprüft.

52 Todesfälle in den USA

Die NHTSA habe sich bereits mit Toyota-Kunden in Verbindung gesetzt, um "dem Problem auf den Grund zu gehen und sicherzustellen, dass Toyota alles Mögliche für die Sicherheit seiner Fahrzeuge tut", erklärte Behördenchef David Strickland.

Sollten Toyota-Fahrer auch nach der Reparatur ihrer Wagen Probleme mit ungewollter Beschleunigung haben, "dann wollen wir das wissen".

Die NHTSA habe am Dienstag begonnen, die Fahrer zu befragen, die sich bereits beschwert hätten, ergänzte eine Sprecherin des Verkehrsministeriums. In Deutschland hat Toyota keine Kenntnis von solchen Problemen, wie eine Sprecherin sagte.

Toyota hatte in den vergangenen Monaten weltweit wegen Schwierigkeiten mit Gaspedalen und Bremsen mehr als acht Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten zurückrufen müssen, darunter sechs Millionen in den USA. Das Problem mit dem klemmenden Gaspedal wollte der Hersteller mit dem Einsetzen eines zusätzlichen Bauteils beheben.

In den USA werden mittlerweile 52 Todesfälle mit den technischen Problemen bei Toyota-Fahrzeugen in Verbindung gebracht. Die Zahl der eingegangenen Beschwerden über plötzliche und ungewollte Beschleunigung von Toyotas stieg Medienberichten zufolge auf 3300.

Hilfe für Werksangehörige

Angesichts seines katastrophalen Images in den USA kündigte Toyota am Mittwoch Hilfe in Höhe von 250 Millionen Dollar (183 Millionen Euro) für die Arbeiter eines Motorenwerks in Kalifornien an, das nach 25 Jahren zum 1. April die Produktion einstellt.

Die Fabrik war ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Konkurrenten General Motors (GM), der die Zusammenarbeit bereits nach seiner Insolvenz im Juni aufgekündigt hatte. Toyota erklärte daraufhin im August, es werde den Vertrag über die Zulieferung von Teilen für den Corolla und den Tacoma kündigen und diese künftig in seinen eigenen US-Werken herstellen.

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