Wertgegenstände verwahren:Ab ins sichere Schließfach bei der Bank

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Wer Wertgegenstände oder Papiere nicht zuhause aufbewahren will, kann ein Schließfach mieten. (Foto: imago stock&people)

Gold, Schmuck, Omas Kuchenrezept: Zahlreiche Wertgegenstände sollten lieber in sicheren Schließfächern als zu Hause gelagert werden. Was gelagert werden darf, was dieser Service kostet und worauf besonders zu achten ist.

Von Ann-Marlen Hoolt

In Socken, unter der Matratze, im Wäscheschrank – wer Wertgegenstände zu Hause aufbewahrt, findet dafür mitunter die absurdesten Verstecke. Richtig sicher sind diese Aufbewahrungsorte nicht. So können Schmuck, Gold oder auch Testamente Einbrüchen, Bränden oder anderen Katastrophen zum Opfer fallen. Wer sich keine Gedanken um die Lagerung wertvoller Dinge oder Kapitalanlagen machen möchte, kann ein Schließfach bei der Bank mieten. Die Fächer sind in der Regel in den Banktresor integriert, und damit entsprechend sicher. Dennoch gibt es bei der Wahl des Schließfachs einiges zu beachten.

Welche Kosten fallen an?

Generell gilt für Schließfächer: je größer, desto teurer. Der genaue Mietpreis unterscheidet sich je nach Bank. Es lohnt sich also, Preise zu vergleichen. Allerdings bieten die meisten Banken ihre Schließfächer inzwischen nur noch denjenigen an, die bei ihnen auch ein Girokonto führen. Von diesem wird dann die Jahresmiete eingezogen. Banken, bei denen das Konto bislang nicht Pflicht ist, verlangen von Nichtkunden teils hohe Aufpreise.

Je nach Größe bewegt sich die Miete für ein Schließfach im Schnitt zwischen 70 und 300 Euro im Jahr. Bei einigen Banken gibt es ein kleines Fach sogar schon für 50 Euro jährlich. Es ist dann jederzeit kündbar, kann allerdings häufig auch nur während der Öffnungszeiten der Bank eingesehen werden.

Wer hat Zugriff auf das Bankschließfach?

Was genau im Schließfach lagert, ist Privatsache. Bankmitarbeiter wissen nichts über den Inhalt. Dieser unterliegt dem Bankgeheimnis. Vollkommen anonym sind Bankschließfächer aber trotzdem nicht. Mindestens die Kundenstammdaten müssen hinterlegt werden – also Name, Adresse und Geburtsdatum. Außerdem sind die Banken verpflichtet, ein sogenanntes Schließfachregister zu führen. Darin wird vermerkt, wann und wie oft ein Fach eingesehen wird. Finanzbehörden dürfen die Registerdaten im Verdachtsfall abrufen, um Steuerhinterziehung oder Geldwäsche nachzuspüren. Weil Kriminelle illegal Einnahmen nicht einfach auf ein Konto einzahlen können, ohne dass die Bank Verdacht schöpft, haben die Behörden gerade Schließfächer besonders im Blick.

Bedarf nach Sicherheit: Bankschließfächer im Keller der Münchner Stadtsparkasse. (Foto: Stephan Rumpf)

Finde ich überhaupt noch ein freies Schließfach?

Es gibt immer wieder Berichte über einen „Run“ auf Bankschließfächer. Wer ein Fach mieten möchte, sollte sich aber nicht verunsichern lassen. Denn Anstürme sind meist nur regional ausgeprägt. Eine deutschlandweite Statistik gibt es nicht. Nach SZ-Recherchen sind die Banken aber ganz unterschiedlich ausgelastet. Einige führen seit Jahren Wartelisten, andere haben ausreichend freie Kapazitäten. Es lohnt sich in jedem Fall, bei der heimischen Bank nachzufragen, ob es noch freie Fächer gibt. Das gilt gerade, wenn man flexibel ist und sich auch mit einem Schließfach in einer etwas weiter entfernten Filiale arrangieren kann.

Generell steigt die Nachfrage nach sicheren Aufbewahrungsmöglichkeiten immer dann, wenn das Sicherheitsbedürfnis der Menschen zunimmt. Hans Neuweiler, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Pforzheim Calw, hat das während der Euro-Krise beobachtet, aber auch in Niedrigzinsphasen. „Ebenso immer wieder dann, wenn es zu lokalen Einbruchserien in Wohngebieten kommt oder wenn regionale Mitbewerber ihre Geschäftsstellen vor Ort schließen“, erklärt Neuweiler. In seiner Sparkasse, deren Bereichsgebiet neben der Stadt Pforzheim auch zwei Landkreise umfasst, sind insbesondere die Schließfächer in den städtischen Filialen belegt.

Sind meine Wertgegenstände ausreichend versichert?

Sicherheitsstandards hin oder her – auch bei einer Bank kann es zu Erdbeben- oder Unwetterschäden kommen. Auch Einbrüche sind nie ausgeschlossen. Ein Restrisiko besteht also immer. Wer ein Schließfach mietet, sollte den Inhalt daher entsprechend versichern. Dann übernimmt die Versicherung im Schadensfall die Kosten – allerdings nur bis zur im Vertrag vereinbarten Summe. Standardversicherungen, die häufig schon in der Schließfachmiete integriert sind, decken meist nur einen Wert von 5000 bis 40 000 Euro ab. Keine geringe Summe. Bei wertvollen Kapitalanlagen wie Gold reicht sie allerdings häufig nicht aus.

Deshalb gibt es Zusatzversicherungen speziell für Schließfächer. Auch einige Hausratsversicherungen beziehen Bankschließfächer mit ein, leisten dann aber nur, wenn keine andere Versicherung greift. Erk Schaarschmidt ist Finanzreferent von der Verbraucherzentrale Brandenburg und empfiehlt, die Bedingungen des Schließfachvertrags und der zugehörigen Versicherung genau zu prüfen: „Befragen Sie im Zweifel einen Anwalt oder die Verbraucherzentrale.“ Schaarschmidt rät auch, genau zu dokumentieren, was sich im Schließfach befindet. Denn wer im Schadensfall Geld von der Versicherung einfordert, muss nachweisen, was abhandengekommen ist und wie viel es wert war. „Am besten fotografieren Sie den Inhalt regelmäßig und nehmen nach Möglichkeit einen Zeugen mit“, sagt der Verbraucherschützer. Vorlagen für Wertgegenstands-Listen gibt es bei der Polizei.

Lohnt es sich, Bargeld im Schließfach einzulagern?

Goldbarren, Versicherungsscheine oder Omas Kuchenrezept – grundsätzlich darf in einem Schließfach nahezu alles untergebracht werden. Davon ausgeschlossen sind Lebewesen, Drogen, Waffen und radioaktives Material. Einzelne weitere Einschränkungen kann es dennoch je nach Schließfachanbieter geben, im Zweifelsfall lohnt sich also eine Nachfrage bei der Bank. Prinzipiell dürfen Sparer ihr Schließfach natürlich auch mit Bargeld füllen. Um Geldwäsche zu verhindern, haben Banken und Finanzämter aber ein verstärktes Auge darauf. Wer etwa eine hohe Summe vom Schließfach aufs Konto verschiebt, muss nachweisen können, woher das Geld stammt.

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Philipp Opfermann von der Verbraucherzentrale NRW weiß, dass es triftige Gründe gibt, Geld in einem Schließfach zu lagern, wenngleich es hier ohne Zinsertrag stetig an Wert verliert: „Vielleicht habe ich Geld in einer anderen Währung, vielleicht traue ich dem Bankensystem nicht oder plane eine größere Anschaffung.“ Der Finanzreferent rät dazu, besonders große Summen besser auf einem herkömmlichen Bankkonto zu parken. Denn wenn Bargeld beschädigt oder gestohlen wird, ist es schwer, den Schaden für die Versicherung zu belegen. „Ich muss glaubhaft machen, dass ich das Geld besessen habe und es jetzt weg ist.“ Ein Foto von einem Haufen Scheine reicht dafür nicht. Ohnehin ist Bargeld von manchen Schließfachversicherungen ausgenommen.

Muss ich meine Wertgegenstände unbedingt bei der Bank aufbewahren?

Es gibt selbstverständlich auch gut gesicherte Heim-Tresore. Wer so einen besitzt, braucht eher kein Schließfach. Aber auch wenn die Kosten für Tresore in den vergangenen Jahren gesunken sind, kann ein mietbares Schließfach kostengünstiger sein. Und dazu noch sicherer. Denn gerade bei älteren Menschen kann ein externes Schließfach vor Betrugsmaschen wie dem sogenannten Enkeltrick schützen. Bei dieser Masche geben sich Betrüger als Verwandte in einer Notlage aus, um schnell große Mengen an Bargeld abzugreifen. „Wenn keine Wertgegenstände im Haus sind, kann auch nichts spontan unter künstlich aufgebautem Druck ausgegeben werden“, fasst das Marcus Gernsbeck von der Volksbank pur aus Karlsruhe zusammen.

Es gibt auch bankenunabhängige Schließfach- oder Tresoranlagen. Einige Unternehmen und Start-ups bieten diese schon für kleines Geld an. Das Schließfach ist dann nicht an ein Konto gebunden und kann jederzeit eingesehen werden. Auch greift dabei die Meldepflicht nicht, der die Banken unterliegen. Bankenunabhängige Schließfächer werden allerdings nicht von der Hausratsversicherung abgedeckt. Außerdem sind sie meist nur in Großstädten und Ballungsräumen verfügbar. Die Frage, ob ein Schließfach sinnvoll ist und wenn ja, welches Schließfachsystem geeignet ist, ist also höchst individuell. Doch für sie alle gilt: sicherer als die eigene Matratze sind sie allemal.

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