Der Discounter Aldi führt Anfang August einen sogenannten Haltungskompass für Frischfleisch ein. Das Gespann von Aldi Nord und Aldi Süd will damit dem Modell der Wettbewerber Lidl, Kaufland, Netto und Penny folgen. Auf den Verpackungen von frischen Produkten aus Schwein, Rind und Geflügel soll der Verbraucher anhand eines Vier-Stufen-Modells schnell erkennen, wie das Tier gehalten wurde. Aldi verfolgt damit nach eigenen Angaben das Ziel, "langfristig für mehr Tierwohl zu sorgen" und "auf die Wünsche der Kunden einzugehen".
Stufe eins entspricht demnach nur den gesetzlichen Bestimmungen, bei Stufe zwei bekommen die Tiere etwas mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben und zusätzliches Beschäftigungsmaterial. Bei Stufe drei haben sie "Zugang zu Außenklimabereichen" und Stufe vier entspricht den gesetzlichen Bestimmungen für Bio-Fleisch.
Lidl machte mit seinem System den Anfang
Aldi will auch die Herstellung seiner Produkte anpassen: Bis 2019 soll ungefähr die Hälfte der Eigenmarken-Frischfleischprodukte mindestens auf die Stufe zwei umgestellt werden. Damit übt der Discounter Druck auf große fleischverarbeitende Unternehmen wie Tönnies und Westfleisch aus, die Tierhaltung zu verbessern.
Lidl hatte als erster Anfang Februar einen Haltungskompass eingeführt. Dem schlossen sich die anderen Discounter nach und nach weitestgehend an, auch wenn sich die einzelnen Kennzeichnungen im Detail unterscheiden. Bemerkenswert ist nicht nur der Schulterschluss des Handels, sondern auch die Tatsache, dass die Konzerne mit ihrer Initiative weitergehen, als es die Politik im Moment noch verlangt.
An einem staatlichen Tierwohl-Label wird zwar seit längerem gearbeitet, derzeit ist eine Umsetzung aber noch in weiter Ferne. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) schätzt, dass es frühestens 2020 eingeführt werden kann.