Tier-Präparate:Ein dicker Hund

Tier-Präparate: Er muss zwar draußen bleiben, aber drinnen wird immer öfter auch über den Hund und seine Gesundheit beraten.

Er muss zwar draußen bleiben, aber drinnen wird immer öfter auch über den Hund und seine Gesundheit beraten.

(Foto: imago)

Immer mehr Apotheken bauen ihr Sortiment für Hunde und Katzen aus: Sie bieten nicht nur Arzneimittel an, sondern auch Diät-Futter, Zeckenzangen und Spielzeug. Das Geschäft verzeichnet deutliche Zuwächse - aber nicht überall lohnt es sich.

Von Michael Kläsgen

Vielleicht ist es nur eine logische Folge des demografischen Wandels oder der Ausdruck einer schier grenzenlosen Liebe zum Meerschweinchen Schnuffi oder zur Katze Mia. So gesehen reagieren die Apotheker nur auf einen Trend. Wobei der Pharmakonzern Bayer sich große Mühe zu geben scheint, die Apotheker-Zunft auf die Idee mit dem Hund zu bringen. Fakt ist jedenfalls, dass eine der am stärksten wachsenden Bevölkerungsgruppen in Deutschland die Haus- und Heimtiere sind.

Schon heute leben 22 Millionen Hunde, Katzen, Vögel und Kleintiere wie Hamster in deutschen Haushalten. Das sind zwar weit mehr als die Gruppe der unter 18-Jährigen. Die jüngste Umfrage unter Deutschlands Apothekern verblüfft aber dennoch. Nach dieser "APOkix"-Umfrage nehmen nämlich nicht die rezeptfreien Arzneimittel für Haus- und Heimtiere in den Apotheken zu. Sondern: "Insbesondere Tierpflegeprodukte, diätische Tiernahrung und Tierspielzeug werden als Ergänzung in das Apothekensortiment aufgenommen", lautet eines der wichtigsten Ergebnisse der Umfrage, die das Institut für Handelsforschung (IFH) in Köln veröffentlicht hat.

Fast verdreifacht hat sich demnach zum Beispiel das Angebot für Produkte wie Tierspielzeug oder Zeckenzangen; das Angebot für Diät-Futter hat sich fast verdoppelt. Aber das Geschäft damit steht noch ganz am Anfang. Das Volumen ist im Vergleich mit nichtverschreibungspflichtigen Arzneien wie Augentropfen marginal und der Ertrag damit für die Apotheken eher zu vernachlässigen.

Und natürlich gibt es auch Apotheken, die von den Präparaten gar nichts wissen wollen und es kategorisch ablehnen, Mittel für Tiere in ihr Angebot zu nehmen, die keinen medizinischen Zweck haben, wie etwa die Walter-Apotheke in München. Die meisten solcher Apotheken bestellen zwar Tierarzneien auf Anfrage, aber sie sehen ihren Auftrag klar in der medizinisch notwendigen Versorgung der Menschen. Manche haben auch schon Vertreter von Bayer abgewiesen, die ihnen den Nutzen jener Präparate darlegen wollten, sie aber nicht überzeugen konnten. Doch die Komplett-Ablehner sind eine Minderheit. Nur fünf Prozent der Befragten empfinden Tierpräparate als "eher störend" in ihrem Sortiment.

IFH-Apothekenexperte Markus Preißner hält die Umfrage insgesamt für einen "guten Indikator" für den Trend hin zu Tierpräparaten. Die Umfrage belege, dass das Angebot gewachsen sei und dass es weiter zunehmen werde. Jeder fünfte Apotheker plant demnach, das Angebot auszuweiten, zumindest in Richtung Tierpflegeprodukte wie Shampoos gegen Flöhe. Der Bedarf an Diät-Futter für übergewichtige Vierbeiner scheint hingegen natürlich nach oben limitiert zu sein.

Wie plakativ Apotheker mit ihrem tierischen Angebot werben werden, ist eine der spannenden Fragen. Vermutlich, so Preißner, wird es darauf hinauslaufen, dass sie Wert darauf legen werden, klar zwischen Angeboten für Mensch und Tier zu unterscheiden. Aber letztendlich müsse jeder individuell entscheiden, ob und wie er mit der Nachfrage umgeht, je nach Klientel, Zielgruppe und der Wettbewerbssituation.

So erklärt sich die nur vordergründig widersprüchliche Aussage der Befragten, wonach Tierpräparate einerseits zwar so gut wie gar nicht nachgefragt würden. Wonach aber jeder vierte Apotheker bejaht, dass dieses Angebot dazu diene, Klienten an sich zu binden, neue Kunden zu gewinnen oder das eigene Profil zu schärfen. Es hängt vom jeweiligen Standort ab, ob sich das Angebot lohnt.

Insofern gilt auch, dass nicht jeder Apotheker nur deshalb, weil es gerade angesagt ist, Hunde-Shampoo ins Regal stellen, geschweige denn, es prominent an der Kasse präsentieren sollte. Manche Menschen könnten der Apotheke trotz aller Tierliebe den Rücken kehren. Der Bayer-Konzern hingegen wird weiter seinen Glauben verbreiten, "dass immer mehr Tierliebhaber die gleiche Gesundheitsvorsorge für ihren vierbeinigen Freund wünschen wie für sich selber". Vieles deutet darauf hin, dass er recht hat.

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