Thyssenkrupp:Finnen werben für Aufzugsfusion

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Kone meldet Interesse an der Sparte von Thyssenkrupp an: Ein Zusammenschluss sei "aus kartellrechtlicher Sicht möglich", sagte Vorstandschef Ehrnrooth jetzt in einem Interview.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Kaum hat Thyssenkrupp um Angebote für das Aufzugsgeschäft gebeten, meldet sich der erste Interessent öffentlich zu Wort: "Die Situation bei Thyssenkrupp ist sehr interessant für uns", sagte der Chef des finnischen Aufzugsherstellers Kone, Henrik Ehrnrooth, nun der Rheinischen Post. "Die Aufzugssparte von Thyssenkrupp würde perfekt zu Kone passen."

Der Ruhrkonzern hatte im Mai zunächst angekündigt, dass er sein weltweites Aufzugsgeschäft mit 53 000 Beschäftigten teilweise an die Börse bringen wolle. Im August ergänzte Thyssenkrupp, dass man alternativ auch einen Verkauf oder Teilverkauf der Sparte prüfe - "ergebnisoffen", wie es in Essen heißt. Der Konzern hat kürzlich Interessenten angeschrieben: sowohl Finanzinvestoren als auch Konkurrenten.

Das Thyssenkrupp-Aufzugsgeschäft sei in Amerika und Südkorea stark vertreten, Kone hingegen in Asien stärker, argumentiert Ehrnrooth. "Natürlich könnten wir auch Einsparungen erzielen." Aus wettbewerbsrechtlicher Sicht sei ein Zusammenschluss ebenfalls möglich, so der Finne.

Für Thyssenkrupp ist dies freilich ein wunder Punkt: Erst im Mai war der Versuch, die Stahlwerke des Konzerns mit dem Konkurrenten Tata zu fusionieren, am Veto der Kartellbehörden gescheitert. Der Markt für Aufzüge und Rolltreppen sei tendenziell noch komplexer als das Stahlgeschäft, heißt es in Konzernkreisen: Hersteller wie Otis, Schindler, Kone und Thyssenkrupp verdienen ihr Geld nicht nur mit dem Bau und der Modernisierung, sondern auch mit der Wartung von Aufzügen.

Hintergrund der Pläne: Thyssenkrupp hatte vor Jahren mit einer übermütigen Expansion nach Amerika mehrere Milliarden Euro in den Sand gesetzt. Nun braucht der Konzern dringend Geld für seine anderen Geschäfte von Stahlwerken bis Anlagenbau. Ratingagenturen haben kürzlich die Kreditwürdigkeit von Thyssenkrupp herabgestuft, im Laufe des Monats werden die Essener zudem aus dem Deutschen Aktienindex (Dax) absteigen. Daher setzt der Konzern nun auf die Abspaltung der Aufzugssparte. Sie hat bei einem Jahresumsatz von 7,6 Milliarden Euro zuletzt einen ansehnlichen Gewinn von 866 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern erwirtschaftet.

Die Aussicht auf einen Bieterkampf um das Aufzugsgeschäft hat den Kurs der - zuletzt arg gebeutelten - Thyssenkrupp-Aktie am Donnerstag um gut sechs Prozent nach oben getrieben.

© SZ vom 06.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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