Thyssenkrupp:Aufzüge zu verkaufen

Lesezeit: 1 min

Aufzüge in der Zentrale in Essen: Lange wollte Thyssenkrupp die Sparte um keinen Preis abgeben. Nun braucht der Konzern dringend Geld. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Der Konzern will die Sparte veräußern oder an die Börse bringen - und in Werken und Verwaltung sparen.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Es könnte einer der größten Börsengänge 2020 in Deutschland werden: Der Thyssenkrupp-Konzern erwägt, seine Aufzugssparte aufs Parkett zu bringen - falls er sie nicht doch am Stück verkauft. Anfang nächsten Jahres wollen die Essener entscheiden. Doch bereits jetzt ruft Thyssenkrupp neue Ziele für das Aufzugsgeschäft aus, um Anleger zu locken.

Demnach will die Sparte ihr Servicegeschäft ausbauen: Der Konzern baut nicht nur neue Aufzüge und Rolltreppen, er wartet auch weltweit Anlagen anderer Hersteller. Zugleich will Thyssenkrupp die Verwaltungskosten im Aufzugsgeschäft um 80 Millionen Euro senken. Wie viele Stellen mithin wegfallen könnten, könne man noch nicht beziffern, heißt es in Essen. Und auch in der Produktion - sowohl im Rolltreppenwerk in Hamburg als auch im Aufzugswerk in Neuhausen auf den Fildern - solle gespart werden, kündigte Spartenchef Peter Walker nun vor Investoren an.

Die Thyssenkrupp-Aktie legte am Mittwoch zeitweise ein Prozent zu. Zuletzt erwirtschaftete das Aufzugsgeschäft der Essener niedrigere Gewinnmargen als Konkurrenten wie etwa Otis aus den USA.

"Wir erwarten, dass der Markt langfristig wachsen wird", sagt Walker: Der Trend zu immer größeren und dichter bebauten Städten treibt weltweit die Nachfrage nach Aufzügen und Rolltreppen - etwa für Hochhäuser, Flughäfen oder Einkaufszentren. Und die langfristigen Wartungsverträge bescheren Aufzugskonzernen stabile Erlöse.

Auch deshalb galt die Sparte bei Thyssenkrupp lange als unverkäuflich. Erst im vergangenen Mai, als die EU-Kommission die geplante Stahlfusion von Thyssenkrupp und dem Konkurrenten Tata untersagte, kündigten die Essener einen Börsengang des Aufzugsgeschäfts an. Denn der Ruhrkonzern hat nach Milliardenabschreibungen auf Stahlwerke in Übersee nur noch wenig Eigenkapital; hohe Schulden und Pensionsverpflichtungen lasten auf ihm. Seit Sommer prüft Thyssenkrupp alternativ einen Verkauf der Aufzugssparte. "Am Ende werden wir uns für die Option entscheiden, die für den Konzern, seine Aktionäre, Kunden und Mitarbeiter, aber auch für das Aufzugsgeschäft das Beste ist", sagt Finanzchef Johannes Dietsch.

Die IG Metall hat in der vorigen Woche erste Zusicherungen für hiesige Beschäftigte der Thyssenkrupp-Sparte ausgehandelt: Demnach sollen Tarifbindung und Mitbestimmungsstrukturen "bei jeglicher Art von Transaktion" weiter gelten; auch Investitionen in Ausbildung, Forschung und Entwicklung seien gesichert. Über Garantien für Stellen und Standorte können die Arbeitnehmervertreter freilich erst verhandeln, wenn die neuen Besitzverhältnisse feststehen. "Dabei bleibt das oberste Ziel: Es darf keine betriebsbedingten Kündigungen geben", fordert die IG Metall.

© SZ vom 12.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: