Thyssenkrupp:Auf Partnersuche

Thyssenkrupp braucht dringend Geld. Deshalb will der Konzern seine Aufzugssparte an die Börse bringen oder gar verkaufen. Nun haben die Essener Interessenten angeschrieben. Es geht um die Zukunft von 53 000 Beschäftigten weltweit.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Thyssenkrupp drückt bei der Abspaltung des Aufzugsgeschäfts aufs Tempo. Der Konzern hat potenzielle Interessenten nun angeschrieben und bittet zügig um Angebote für seine Sparte mit 53 000 Beschäftigten weltweit. Zuerst hatte das Handelsblatt über die Schreiben berichtet. Thyssenkrupp ist - neben Otis, Schindler und Kone - einer der größten Aufzugshersteller weltweit.

Der Konzern hatte im Mai angekündigt, dass er die profitable Sparte teilweise an die Börse bringen wolle. Hintergrund der Pläne: Thyssenkrupp hatte sich vor Jahren mit neuen Stahlwerken in Amerika verhoben; nun lasten Milliardenschulden auf dem Unternehmen. Ratingagenturen haben kürzlich die Kreditwürdigkeit herabgestuft. Ein Börsengang des Aufzugsgeschäfts brächte dem Konzern endlich Geld, das er in seine anderen Sparten von Stahl bis Anlagenbau investieren könnte.

Anfang August gab Vorstandschef Guido Kerkhoff dann bekannt, dass er den Börsengang zwar weiter vorbereite. Kerkhoff meldete aber auch "großes Interesse" von Konkurrenten und Finanzinvestoren, die das Aufzugsgeschäft von Thyssenkrupp übernehmen wollen. Man prüfe diese "vorliegenden Interessensbekundungen" parallel. "Das tun wir gewissenhaft", bestätigt ein Sprecher nun. Der Konzern habe einen "strukturierten Prozess" eingeleitet, damit er die Angebote bewerten könne. Ein Börsengang sei freilich weiter eine Option.

Die verschiedenen Möglichkeiten haben jeweils Vor- und Nachteile: Würde die Aufzugssparte beispielsweise mit einem ihrer Wettbewerber fusionieren, könnten die Unternehmen voraussichtlich doppelte Kosten einsparen. Die Hersteller verdienen ihr Geld nicht nur mit dem Bau neuer Aufzüge und Rolltreppen, sondern auch mit deren Wartung - einem Geschäft mit vielen Außendienstlern weltweit.

Allerdings besteht das Risiko, dass Wettbewerbsbehörden eine solche Aufzugsfusion verhindern könnten. Thyssenkrupp ist da ein gebranntes Kind: Erst im Mai war der Versuch, die Stahlwerke des Konzerns in ein Gemeinschaftsunternehmen auszulagern, am Veto der EU-Kommission gescheitert. Die Gefahr bestünde freilich nicht, wenn Thyssenkrupp die Aufzugssparte an Finanzinvestoren verkaufen würde.

Für einen Börsengang spricht derweil, dass der Konzern wenigstens teilweise an seinem lukrativen Aufzugsgeschäft beteiligt bleiben könnte und - zumindest vorübergehend - noch von dessen Gewinnen profitieren würde. Die Sparte meldete zuletzt einen Jahresumsatz von 7,6 Milliarden Euro und einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 866 Millionen Euro.

Doch scheint die beste Zeit für Börsengänge allmählich vorüber zu sein. Der Autozulieferer Continental hat am Montag angekündigt, dass er Alternativen zum geplanten Börsengang seines Antriebsgeschäfts prüft. Er verweist etwa auf die unsichere Konjunktur.

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