Die IG Metall stellt sich auf einen langen Kampf um die rund 11 000 bei Thyssenkrupp Steel Europe bedrohten Arbeitsplätze ein. „Diese Auseinandersetzung wird ein Marathon“, sagte der nordrhein-westfälische IG Metall-Chef Knut Giesler am Mittwoch nach einem Treffen von rund 250 Stahlbetriebsräten in Duisburg. Streiks seien nicht möglich, weil man sich in der tariflichen Friedenspflicht befinde. „Wir werden alle rechtlichen Maßnahmen nutzen, um unseren Ärger auf die Straße zu bringen“, kündigte der Gewerkschafter an. Es gebe ja auch ein Demonstrationsrecht. Bei Thyssenkrupp brennt wenige Wochen vor Weihnachten der Baum.
Am Montag hatte der Industriekonzern angekündigt, bei der seit Langem kriselnden Stahltochter Thyssenkrupp Steel Europe in den kommenden Jahren 11.000 der aktuell rund 27.000 Arbeitsplätze abzubauen. Bis 2030 sollen rund 5000 Jobs gestrichen werden, weitere 6000 Arbeitsplätze sollen durch Ausgliederungen oder Verkäufe von Aktivitäten wegfallen. Betriebsratschef Tekin Nasikkol sprach von einer „Horror-Botschaft“ zum absolut falschen Zeitpunkt. So gehe man nicht mit Menschen um. Das vom Stahlvorstand vorgelegte Konzept sei ein „Schrumpfungskonzept“. Verhandlungen mit dem Management werde es nur geben, wenn vorher ganz klar ein Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen erklärt werde.
Nasikkol berichtete, dass er am Dienstag mit Bundeskanzler Olaf Scholz telefoniert habe. Dieser sei sehr an der Situation interessiert, Details wollte Nasikkol nicht nennen. Er kündigte an, vor der Bundestagswahl Anfang 2025 SPD-Chef Scholz, CDU-Boss Friedrich Merz und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zu einer Wahlarena einzuladen.
IG-Metall-Funktionär Giesler setzt derweil nach eigenen Angaben auf einen Verkauf der Thyssenkrupp-Steel-Beteiligung Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM). „Es besteht die sehr, sehr reelle Chance, HKM an einen Investor zu verkaufen“, sagte er. Es sei möglich, dass bereits Anfang 2025 eine Entscheidung getroffen werde. Thyssenkrupp will seine Beteiligung von 50 Prozent an dem Unternehmen mit rund 3000 Mitarbeitern verkaufen. Sollte dies nicht gelingen, werde HKM geschlossen.
Thyssenkrupp hatte im Juli bestätigt, dass sich ein Interessent für den Erwerb der HKM gemeldet habe. Ein möglicher Verkaufsprozess werde in enger Abstimmung unter den Gesellschaftern ergebnisoffen geprüft. Dabei habe man insbesondere die Verantwortung für die rund 3000 Mitarbeiter im Blick. Die Hamburger Beteiligungsgesellschaft CE Capital Partners habe sich im Präsidium des Aufsichtsrats vorgestellt und ihr Konzept erläutert, hatte die Westdeutsche Allgemeine Zeitung den damaligen Vize-Chef des Stahl-Aufsichtsrats, Detlef Wetzel, zitiert. CE Capital Partners hatte eine Stellungnahme abgelehnt.