Thomas Middelhoff:Ein freier Mann

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Auf dem Weg ins Gericht: Der Manager Thomas Middelhoff war seit November in Haft. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Der ehemalige Top-Manager Thomas Middelhoff ist entlassen worden - aber wer die Kaution gestellt hat, ist unklar. Und auch sein neuer Aufenthaltsort.

Zumindest vorerst ist Thomas Middelhoff wieder ein freier Mann. Der frühere Top-Manager wurde nach mehr als fünf Monaten aus der Untersuchungshaft entlassen. Bereits vor gut einer Woche hatte das Landgericht Essen den Haftbefehl gegen Middelhoff aufgehoben, der seit Mitte November in Untersuchungshaft sitzt. Doch erst jetzt erfüllte er die wichtigste damit verbundene Auflage, teilte das Landgericht Essen am Mittwoch mit: es geht um die Zahlung der geforderten Kaution von 895 000 Euro. Diese sei nun erfolgt, Anwälte Middelhoffs hätten den Betrag an die Gerichtskasse überwiesen. Zum derzeitigen Aufenthaltsort Middelhoffs wollte das Gericht keine Angaben machen - und auch nicht zu der Frage, wer die Kaution genau gestellt habe.

Middelhoff war am 14. November 2014 vom Landgericht Essen zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt worden - und damals noch im Gerichtssaal fest genommen worden. Seitdem befand er sich in Untersuchungshaft. Das Gericht hatte Fluchtgefahr vermutet. Doch die Dauer der bisherigen Untersuchungshaft, die Kaution und eine Abgabe seiner Reisepässe hätten diese Gefahr gemindert, hatte das Gericht befunden.

Middelhoff muss sich in Zukunft regelmäßig bei der Polizei melden. Seine Kaution hatte er nicht selbst stellen können; der ehemals viele Millionen Euro schwere frühere Chef des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor mit Motoryacht und Wohnsitz an der Cote d'Azur hatte Ende März Privatinsolvenz anmelden müssen. Freunde und Familienmitglieder sollten einspringen, um das Geld für seine Entlassung zu sammeln.

Die Anwälte des ehemaligen Spitzenmanagers hatten zuletzt dessen Haftbedingungen scharf kritisiert. Ihr Mandant sei in Untersuchungshaft erkrankt - bei dem 61-Jährigen sei eine Autoimmunkrankheit festgestellt worden, er sei daraufhin in ein Essener Krankenhaus verlegt worden.

Das Gericht hatte es in seinem Urteil aus dem November als erwiesen angesehen, dass Middelhoff unter anderem Privatflüge mit Charterjets und Hubschraubern über seine ehemaligen Arbeitgeber, den Handelskonzern Arcandor, abgerechnet und diesem insgesamt einen Schaden von rund einer halben Million Euro zugefügt hat.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Middelhoffs Anwälte haben Revision eingelegt, der Fall wird wohl vor dem Bundesgerichtshof landen. Die Pleite des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor 2009 hatte eine Reihe von Ermittlungen und Prozessen ausgelöst. Middelhoff war zuvor Vorstandsvorsitzender des Gütersloher Medienkonzerns Bertelsmann gewesen.

© SZ vom 30.04.2015 / urit/SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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