Thomas Jordan:Schweizer Notenbankchef verteidigt Kauf von Apple-Aktien

Thomas Jordan in seinem Büro in der Schweizerischen Notenbank

"Wir sind eine Zentralbank und kein Hedgefonds": Thomas Jordan, SNB-Präsident.

(Foto: Bloomberg)

Die Schweizerische Nationalbank hat 700 Milliarden Franken in der Bilanz - und jede Menge Aktien. Zentralbanker Thomas Jordan sieht darin keine Interessenkonflikte.

Von Charlotte Theile, Zürich

Der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Thomas Jordan, ist ein großer, bedächtiger Mann. Die Ruhe, die er in dem altehrwürdigen Gebäude am Zürichsee ausstrahlt, steht im scharfen Kontrast zu seiner täglichen Arbeit, in der die Nationalbank mit immer größeren Devisengeschäften die Schweizer Währung zu stabilisieren versucht. Keine einfache Aufgabe, denn der Franken wird in diesen Zeiten mehr denn je als sicherer Hafen gesucht - was der Nationalbank zunehmend Schwierigkeiten bereitet. Seit das Institut den Mindestkurs von 1,20 Franken zum Euro vor zwei Jahren aufgegeben hat, kämpfen die Schweizer Unternehmen noch mehr um ihre Konkurrenzfähigkeit.

Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung verteidigt Thomas Jordan diesen Schritt, auch dass dieser so hart und überraschend erfolgte. Die Situation habe sich in den Tagen vor der Entscheidung "schnell dramatisch verändert". Man hätte sonst "Hunderte Milliarden Franken" aufwenden müssen, um diesen Kurs zu stützen.

Das scheint realistisch - denn auch ohne den Mindestkurs hat sich die Bilanz der SNB in den vergangenen Jahren gewaltig aufgebläht, auf mehr als 700 Milliarden Franken (PDF). Das ist mehr als das Bruttoinlandsprodukt der Schweiz. Die Konsequenzen für das Institut sind deutlich spürbar. Schon kleinste Währungsschwankungen haben große Wirkung, bringen der SNB wie 2015 große Verluste oder gigantische Gewinne, wie im vergangenen Jahr.

Um mit diesen großen Geldmengen umzugehen, hat die SNB eine ungewöhnliche Strategie gewählt. Sie kauft Aktien großer Unternehmen. Führt es zu Interessenkonflikten, wenn die Schweiz Anteile von Apple oder Microsoft besitzt? Solche Konflikte könnten sich nur im Inland ergeben, sagt Jordan. "Problematisch sind Aktienkäufe im eigenen Währungsgebiet. Da gäbe es Potenzial für politische Einflussnahme und Interessenskonflikte. Im Ausland stellt sich dieses Problem für uns nicht." Die Zentralbank wolle außerdem keinen strategischen Einfluss auf die Unternehmen nehmen.

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