Tourismus:Thomas Cook droht die Pleite

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Der Reisekonzern Thomas Cook ist pleite. (Foto: Luke MacGregor/Reuters)
  • Der Reiseveranstalter Thomas Cook steht kurz vor der Pleite.
  • Am Freitag hatte das Unternehmen die britische Regierung um finanzielle Unterstützung gebeten.
  • Sollte die Rettung des Konzerns nicht gelingen, hat die Regierung einen Notfallplan für etwa 600 000 Touristen erarbeitet, die aktuell mit Thomas Cook im Urlaub sind.

Von Alexander Mühlauer, London

Der Reisekonzern Thomas Cook versucht, eine drohende Pleite abzuwenden. Davon wären etwa 600 000 Touristen betroffen, die derzeit mit dem Veranstalter unterwegs sind; gut die Hälfte davon kommt aus Deutschland. Das Londoner Unternehmen lotete mit den Gläubigerbanken und der britischen Regierung aus, ob eine Rettung gelingen kann. Großbritanniens Außenminister Dominic Raab sagte, dass keine Urlauber im Ausland hängen gelassen würden. Er hoffe, dass es weitergehen könne, erklärte er. Dennoch habe die Regierung Notfallpläne eingerichtet, "um sicherzustellen, dass wir im schlimmsten Fall alle diejenigen unterstützen können, die sonst gestrandet wären", sagte Raab der BBC.

Angesichts der dramatischen Lage forderten die Gläubiger weitere Rettungskredite in Höhe von 200 Millionen Pfund. Dieser Betrag sei zusätzlich zu dem bereits ausgehandelten 900-Millionen-Pfund-Paket dringend nötig, um den Touristikkonzern vor der Insolvenz zu bewahren. Sollte Thomas Cook das Geld nicht beschaffen können, müsste der Konzern wohl Gläubigerschutz beantragen. Am Sonntagabend will der Verwaltungsrat in London zusammenkommen und entscheiden, wie es weitergehen soll.

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Kunden von Thomas Cook berichteten am Wochenende in sozialen Netzwerken, dass sie wegen der drohenden Pleite des Reiseveranstalters bereits Probleme in ihren Urlaubsunterkünften hätten. Britischen Medien zufolge soll etwa ein Hotel in Tunesien Gäste aufgefordert haben, ausstehende Rechnungen von Thomas Cook zu begleichen, obwohl die Urlauber ihre Reisen längst bezahlt hätten. Laut Schilderungen von Gästen vor Ort würden Sicherheitsleute den Ausgang des Hotel versperren. Nur wer zahle, dürfe die Unterkunft verlassen, erzählte ein Urlauber der BBC.

Am Freitag hatte Thomas Cook die britische Regierung um finanzielle Unterstützung gebeten. Der Financial Times zufolge gebe es daran aber kein Interesse, weil die wirtschaftliche Zukunft des Unternehmens in Regierungskreisen als nicht vielversprechend eingeschätzt werde. Außenminister Raab erklärte, dass die Regierungspolitik keinen "systematischen Einstieg mit dem Geld der Steuerzahler" vorsehe, es sei denn, es bestehe "ein gutes strategisches nationales Interesse". Dem Vernehmen nach ist dies aber nicht gegeben.

Thomas Cook, gegründet im Jahr 1841, ist der älteste Touristikkonzern der Welt. Der Reiseveranstalter beschäftigt 21 000 Mitarbeiter in 16 Ländern - allein 9000 im Vereinigten Königreich. Pro Jahr buchen 19 Millionen Urlauber eine Reise mit Thomas Cook. Von einer möglichen Pleite wären insbesondere auch Hauptreiseländer wie Spanien, Griechenland oder die Türkei betroffen. Zum Konzern gehört auch der deutsche Ferienflieger Condor.

Thomas Cook war durch eine milliardenschwere Abschreibung auf ein britisches Tochterunternehmen und ein schwächeres Reisegeschäft ins Schleudern geraten. Stärker als der deutsche Konkurrent Tui leidet Thomas Cook unter der derzeitigen Reisezurückhaltung der Briten. Angesichts des drohenden Brexits und des bereits schwächeren Pfundes halten sich viele mit Urlaubsbuchungen zurück.

Der größte Aktionär von Thomas Cook, die chinesische Fosun-Gruppe, kündigte an, im Fall einer Rettung drei Viertel des Reisegeschäfts und ein Viertel der Airline-Gruppe zu übernehmen. Der Aktienkurs von Thomas Cook stürzte seit Jahresbeginn um fast 90 Prozent ab. Trotz dieser bedrohlichen Lage warb der Konzern noch am Sonntagvormittag mit Preisnachlässen für Urlaube im kommenden Jahr. Auf der Internetseite des Reiseveranstalters wurden Frühbuchern Rabatte von bis zu 300 Pfund in Aussicht gestellt.

© SZ vom 23.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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