Heinz Hermann Thiele:Der Bremsen-Patriarch und seine Milliarden

Heinz Hermann Thiele: Heinz Hermann Thiele hat aus dem Zulieferer Knorr-Bremse einen Weltmarktführer geformt.

Heinz Hermann Thiele hat aus dem Zulieferer Knorr-Bremse einen Weltmarktführer geformt.

(Foto: Knorr-Bremse/AFP)

Der Unternehmer hatte zuletzt ein Vermögen von geschätzt 16 Milliarden Euro - neben seinem Erfolg bei Knorr-Bremse zahlten sich auch andere Investitionen aus.

Von Dieter Sürig

Heinz Hermann Thiele hatte sich zu einem der reichsten Menschen Deutschlands hochgearbeitet. Sein Vermögen von geschätzt 16 Milliarden Euro hat er unter anderem mit dem Münchner Fahrzeugzulieferer Knorr-Bremse gemacht. Der gebürtige Mainzer begann seine Karriere nach dem Jura-Studium 1969 als Sachbearbeiter in der Patentabteilung des Unternehmens, übernahm bereits sechs Jahre später die Leitung der Sparte Nutzfahrzeuge und kam 1979 als Vertriebschef in die Geschäftsführung. Er vermittelte in den Folgejahren zwischen den beiden zerstrittenen Familieneignern: dem Enkel des Gründers, Jens von Bandemer, der den Konzern leitete, und dessen Onkel Joachim Vielmetter. Mithilfe von Krediten übernahm er Mitte der Achtzigerjahre die Mehrheit des Unternehmens. 1989 wandelte Thiele die Holding in eine Aktiengesellschaft um, die Familie Thiele hielt nun 100 Prozent des Kapitals.

Bis 2005 leitete er das operative Geschäft, 2007 bis 2016 war er Vorsitzender des Aufsichtsrates, dann Ehrenvorsitzender. Wegen der Corona-Krise kehrte er Ende Juni 2020 in das Gremium zurück. Thiele hat aus dem Unternehmen einen Weltmarktführer für Zug- und Lkw-Bremssysteme mit 30 000 Mitarbeitern und sieben Milliarden Euro Umsatz (2019) geformt.

Der Unternehmer hielt nach dem Börsengang von Knorr-Bremse 2018 noch 59 Prozent der Anteile am Unternehmen. Außerdem besaß er die Mehrheit am Bahntechnik-Konzern Vossloh und zuletzt zehn Prozent an der Lufthansa, bei der er zu Beginn der Pandemie eingestiegen war.

Thiele unterhielt zudem jahrelang in Uruguay eine Rinderfarm und in Brasilien ein Bootsmotorenwerk. Außerdem betrieb er bis 2018 ein privates Entwicklungsprojekt in Südafrika, wo 600 Arbeiter Mangos, Avocados und Zitrusfrüchte züchteten.

Stefan Kamm war es, der sich hauptberuflich um Thieles Geld kümmerte. Er leitete dessen Family Office, die Stella Vermögensverwaltung, seit 2006 operativ. Weil er aussteigen wollte, arbeitete er 2020 seinen Nachfolger ein und schied dann nach dem Tode Thieles im März 2021 aus. Das Vermögen des damals 79-jährigen Thiele wird in eine Familienstiftung überführt.

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