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Theranos:Lawrence könnte umstrittene Bluttest-Erfinderin spielen

Oscar-Gewinner Adam McKay soll an einem Drehbuch über das Start-up von Elizabeth Holmes arbeiten. Zumindest in der Realität ist das Ende der Geschichte noch offen.

Eine Frau taucht auf wie aus dem Nichts, niemand hat je von ihr gehört, aber sie hat eine vermeintlich geniale Idee: Sie will Bluttests revolutionieren, sie einfacher und schneller machen - und dafür vor allem nur einen einzigen Tropfen verwenden, statt wie bislang mehrere Röhrchen Blut.

Investoren sind begeistert, die Bewertung ihres Start-ups steigt rasant, auch die junge Frau ist plötzlich ein kleiner Star, wird bereits mit Steve Jobs verglichen. Doch dann das: Eine Zeitung deckt Ungereimtheiten auf, US-Behörden schalten sich ein, es wird unter anderem wegen Investorenbetrugs ermittelt.

Ein schneller Aufstieg und ein noch schnellerer Fall: Viel besser hätte sich ein Drehbuchautor den Plot für ein Medizin-Drama nicht ausdenken können. Das hat sich offenbar auch Regisseur und Oscar-Gewinner Adam McKay gedacht - und beschlossen, das Auf und Ab um Elizabeth Holmes, der Gründerin des umstrittenen Start-ups Theranos, zu verfilmen.

McKay, der im Februar für seinen Wall-Street-Film "The Big Short" einen Oscar für das beste Drehbuch gewann, soll dem Online-Magazin Deadline zufolge bereits an einem Drehbuch für den Film arbeiten. Als Co-Produzentin und Hauptdarstellerin hat er angeblich Schauspielerin Jennifer Lawrence dazugeholt, die im Film "Joy" eine ambitionierte Gründerin gespielt hatte.

"Die weibliche Steve Jobs"

Elizabeth Holmes steht seit Monaten mit ihrem Biotech-Unternehmen Theranos in der Öffentlichkeit. Zuerst, weil alle die mittlerweile 32-Jährige für ihre geplante Revolution der Bluttests feierten. Dann, weil das Wall Street Journal erhebliche Zweifel an der Genauigkeit der Bluttests öffentlich machte und daraufhin das gesamte Konzept von Holmes infrage gestellt wurde.

Nach einer Serie von Enthüllungsberichten ermittelt mittlerweile auch eine Abteilung der US-Gesundheitsbehörde CMS wegen des Verdachts inakkurater Tests. Ende Januar erklärte sie, die Praktiken von Theranos seien eine "direkte Gefahr für die Gesundheit und die Sicherheit von Patienten". Holmes hält dagegen - aber ein Großkunde nach dem anderen hat sich mittlerweile von Theranos distanziert.

Auch das Forbes-Magazin, das Theranos nach einer Finanzierungsrunde im Jahr 2014 auf neun Milliarden Dollar taxiert hatte, senkte die Bewertung mittlerweile auf 800 Millionen Dollar. Und Holmes persönliches Vermögen, laut Forbes einst etwa 4,5 Millarden Dollar, hat das Magazin kurzerhand auf null gesetzt - ihre Anteile seien derzeit schlicht und einfach nichts wert.

Das letzte Wort in Holmes' Unternehmergeschichte ist jedoch noch nicht gesprochen. Die Gründerin beteuert, bald die Zulassung für die kritisierten Bluttests zu erlangen. Derweil drohen US-Behörden damit, sie zumindest vorübergehend zu verbieten. Holmes' Anstrengungen laufen noch, das Verfahren der Behörde ebenfalls - beim Ende seines Drehbuchs hat Adam McKay somit alle Freiheiten.

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