Thalia:Allianz der Buchhändler

Thalia und Mayersche fusionieren zum Marktführer in Deutschland. Der Zusammenschluss soll ein Zeichen für die Branche setzen - nicht nur gegen die Marktmacht des amerikanischen Internet-Händlers Amazon.

Von Dieter Sürig

Der deutsche Buchhandel wird neu geordnet: Um seine Stellung am stationären Markt zu festigen, schließen sich die Hagener Buchkette Thalia und die Mayersche Buchhandlung aus Aachen mit 55 Filialen und 120 Millionen Euro Umsatz zusammen. Thalia hat nach Branchenschätzungen einen Umsatz von knapp einer Milliarde Euro. Die fusionierte Buchhandelskette verfügt bundesweit über fast 290 Filialen, dazu kommen 68 in Österreich und in der Schweiz. Thalia und die Mayersche werden nach eigenen Angaben zu Europas größtem familiengeführten Sortimentsbuchhändler. Für die 5000 Mitarbeiter bei Thalia und 1000 bei der Mayerschen soll sich vertraglich nichts ändern, alle Filialen sollen weiter geführt werden.

"Wir sind im deutschen Buchhandel erfolgreicher, wenn wir gemeinsam handeln", sagte Thalia-Chef Michael Busch. Wegen der veränderten Rahmenbedingungen im Buchhandel seien "zukunftsweisende Konzepte und Allianzen" notwendig. Mayersche-Chef Hartmut Falter wird Gesellschafter und Mitglied der Geschäftsleitung von Thalia. Er soll weiter die Mayersche KG führen und den Zusammenschluss beider Firmen voranbringen. "Die beiden Unternehmen werden voneinander lernen und die jeweiligen Stärken zum Nutzen der Kunden einbringen", sagte Falter. "Die Mayersche und Thalia haben das gleiche Verständnis vom Buchhandel und teilen die gleichen Werte".

Die Mayersche bringt auch die Tochter Best of Books (BoB) mit in den neuen Konzern: BoB bestückt etwa 1000 Verkaufsstellen im Einzelhandel, beispielsweise bei Rossmann, dm und Edeka. Mit der Fusion lässt Thalia/Mayersche die Konkurrenz in Deutschland hinter sich: Weitere Buchketten sind Hugendubel mit etwa 80 Filialen und 70 Karstadt-Shops, Weltbild mit bundesweit 65 Filialen plus 23 Jokers-Standorte sowie Osiander mit 60 Läden in Süddeutschland.

Über die Zukunft der Marke Mayersche gibt es noch keine Entscheidung

Im Juli 2016 hatte ein Konsortium unter Führung der Verlegerfamilie Herder Thalia von dem US-Finanzinvestor Advent übernommen - gemeinsam mit dem Chef des Douglas-Konzerns, Henning Kreke, Thalia-Vorstand Michael Busch und Digital-Unternehmer Leif Göritz. Thalia gehörte bis 2012 zur Douglas Holding. Der Gesellschafterkreis wird nun um die Familie Falter erweitert. Verleger Manuel Herder sieht den Zusammenschluss der beiden Häuser als "richtigen Schritt von Unternehmerfamilien, ein Zeichen des Aufbruchs gegen die Marktmacht globaler Online-Händler und für die innerstädtische Lesekultur zu setzen."

Busch freute sich am Donnerstag, dass der Zusammenschluss gerade zum 100-jährigen Bestehen Thalias zustande kommt, "da muss man sich was besonderes einfallen lassen". Er sieht die erfolgreiche Allianz deutscher Buchhändler beim E-Buch-Lesegerät Tolino seit 2013 als Vorbild für die Fusion. Angesichts rückläufiger Zahlen in der Branche und der Konkurrenz von Amazon seien "beständige Allianzen" notwendig. Was die Mayersche betrifft, sagte Falter, dass es noch keine Entscheidung über die Zukunft der Marke gebe. Über die weiteren Details wurde Stillschweigen vereinbart, auch über die Höhe der Gesellschafteranteile. Die Fusion muss in den nächsten Monaten vom Kartellamt geprüft werden.

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