Textil:Hübscher werden

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(Foto: oh)

Die angeschlagene Modehauskette Wöhrl schließt vier ihrer 34 Filialen - und hofft auf einen Investor.

Von Uwe Ritzer

Die kleine Filiale in Roth galt lange Zeit als unantastbar im Hause Wöhrl. Denn in der Kleinstadt starteten Rudolf und Berta Wöhrl nach dem Zweiten Weltkrieg ihren Modehandel neu, nachdem ihr ursprüngliches Geschäft in Nürnberg bei einem Bombenangriff zerstört worden war. Erst 1949 kehrte das Unternehmen wieder nach Nürnberg zurück (unser Bild). Roth stand jedoch symbolhaft für den Neustart in eine gute Zeit, in der die Modekette zügig auf 34 Standorte anwuchs, die meisten davon in Süddeutschland. Nun aber wird die Rother Filiale geschlossen, was vor einigen Jahren noch undenkbar schien. Auch drei weitere in einem Einkaufszentrum in München, im Nürnberger Stadtteil Langwasser und in Berlin am Potsdamer Platz werden dicht gemacht.

Aus purer Not, denn alle vier Geschäfte sind unrentabel und das Wöhrl-Management sieht auch langfristig keine Chance, sie profitabel zu machen. Das Unternehmen ist dabei, sich im Zuge eines am 6. September diesen Jahres eröffneten Schutzschirmverfahrens zu restrukturieren und neu auszurichten.

Die Schließung der vier Filialen kostet 150 von insgesamt etwa 2200 Wöhrl-Mitarbeiter binnen sechs Monaten ihren Job, wobei einige von ihnen Angebote erhalten sollen, in anderen Wöhrl-Dependancen unterzukommen. Sofern es dort freie Stellen gibt. Die Filialschließungen seien "leider unerlässlich", sagt Christian Gerloff, oberster Restrukturierer im Unternehmen. Die Nürnberger Zeitung berichtet, es stünden auch Wöhrl-Häuser unter anderem in Ulm, Dresden, Leipzig, Magdeburg, Plauen auf der Kippe. Gerloffs erklärtes Ziel ist es, Wöhrl im Ganzen zu erhalten. Das wird schwer genug. Gesucht wird ein Investor von außen; die Schließungen dienen zweifellos auch dazu, die Braut Wöhrl für Kapitalgeber hübscher zu machen.

Spätestens Ende November soll ein Sanierungsplan vorliegen. Nach Aussage von Vorstandschef Andreas Mach reicht es zur Rettung von Wöhrl nicht aus, Standorte zu schließen. "Wir müssen auch unser Modeangebot attraktiver gestalten und unseren Kunden ein inspirierendes Einkaufserlebnis mit guter Beratung bieten", sagt Mach. Besonders in größeren Städten, in denen alle nennenswerten Modemarken auch bei Konkurrenten zu finden seien, tue man sich schwer. Um gegenzuhalten werden profitable Wöhrl-Filialen modernisiert.

Unklar ist, wie es mit Sinn-Leffers weitergeht. Nicht die Wöhrl AG, aber die gleichnamige fränkische Unternehmerfamilie hat die Modekette mit Sitz in Hagen und 22 Filialen hauptsächlich in Nordrhein-Westfalen 2013 gekauft. Kurz nachdem Wöhrl im September Gläubigerschutz beantragte, hat Sinn-Leffers Insolvenz angemeldet. Wie bei Wöhrl, so ist auch dort die Zukunft ungewiss.

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