Tesla:War nicht so gemeint

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Wenige Monate nach einer Übereinkunft mit der US-Börsenaufsicht legt sich Tesla-Chef Elon Musk erneut mit den Behörden an.

Von Hans von der Hagen

Elon Musk hält viele in Atem: Seine Mitarbeiter, Fans, Anleger und vor allem sich selbst. Am einfachsten funktioniert das über das soziale Medium Twitter. Ohne Unterlass sendet Musk dort Informationen zu seinen Unternehmen Tesla oder Space-X - mal Ernsthaftes, mal Witzchen und einige physikalische Betrachtungen sind auch dabei. Fast 25 Millionen Menschen folgen Musk auf Twitter.

Gut möglich, dass auch die US-Börsenaufsicht SEC unter den Followern ist und den Nachrichtenstrom von Musk kontrolliert. Zum Beispiel daraufhin, ob für Anleger relevante Tweets dabei sind. Vor wenigen Tagen konnte die Behörde fündig werden. Musk hatte getwittert: "Tesla baute 0 Autos 2011, wird aber 2019 rund 500 000 bauen." Rund viereinhalb Stunden später korrigierte sich Musk mit einem weiteren Tweet. Er habe gemeint, dass Tesla womöglich Ende 2019 so viele Autos herstellen könne, dass auf ein Produktionsjahr hochgerechnet 500 000 Autos fertigbar seien. An dem Auslieferungsziel von 400 000 Fahrzeugen für 2019 habe sich aber nichts geändert. So ähnlich hatte es Ende Januar auch im Aktionärsbrief des Unternehmens gestanden.

Musk gestand laut SEC ein, dass er nicht die Zustimmung des Unternehmens zu seinem ursprünglichen Tweet vom 19. Februar bekommen habe. Doch mit dieser Korrektur konnte Musk bei der SEC nichts mehr bewirken. Nach Ansicht der Behörden habe er Agenturen zufolge mit seinem ersten Tweet gegen die Auflagen eines Vergleichs verstoßen, den er im Sommer mit der Börsenaufsicht geschlossen hatte. Es gebe keine "vorab genehmigte schriftliche Kommunikation" vom 30. Januar, die behauptet, dass "Tesla rund 500 000 Autos im Jahr 2019 baut." Damit sei der Tweet unabgesprochen und auch inhaltlich falsch gewesen, schlussfolgerte die SEC. Dies sei ein klarer Verstoß gegen die Regeln. Eine Bezirksrichterin setzte Musk am Dienstag die Frist, sich bis zum 11. März zu äußern, nachdem die SEC beantragt hatte, gegen Musk vorzugehen.

Die Tesla-Aktie war am Montagabend im nachbörslichen Geschäft um fast vier Prozent eingebrochen. Die Anleger wussten: Das Thema ist heikel. Der Tech-Milliardär war ja schon 2018 nach missverständlichen Tweets von der SEC verklagt worden. Musk hatte über Twitter angedeutet, dass er Tesla von der Börse nehmen könne. Die Finanzierung des Vorhaben sei bereits gesichert. Er hatte sogar schon einen möglichen Kurs genannt, zu dem die Aktien von dem angeblichen Investor übernommen werden könnten. Die Papiere wurden daraufhin deutlich wertvoller. Die SEC war derart erbost, dass es eine Zeit lang möglich schien, dass Musk die Führung des Unternehmens aufgeben müsse.

Am Ende des Verfahrens zahlte Musk 20 Millionen Dollar, seine Kommunikation mit Anlegern wurde unter Aufsicht gestellt, und er gab seinen Posten im Verwaltungsrat und damit die formelle Kontrolle über das Unternehmen ab. Doch auch nach dieser Einigung stichelte der Tesla-Chef weiter gegen die SEC, verhöhnte die Aufsicht später als Shortseller Enrichment Commission, also als Kommission, die die Leerverkäufer von Aktien bereichere. Leerverkäufe setzen an der Börse auf fallende Kurse. In einem Interview sagte Musk zudem: "Ich möchte ganz klar sagen: Ich respektiere die SEC nicht." Er habe sich nur "aus Respekt vor dem Rechtssystem" ihren Forderungen gebeugt. Welche Konsequenzen Musk nun drohen, ist kaum absehbar. Womöglich wird der Tweet eine Geldstrafe zur Folge haben, sofern geurteilt wird, dass Musk gegen die Vereinbarung gehandelt hat. Der Fall wiegt freilich umso schwerer, weil die Vereinbarung mit der SEC erst wenige Monate alt ist und Musk die Aufsicht weiter provozierte.

Eine Stellungnahme Teslas lag zunächst nicht vor. Allerdings meldete sich Musk nach den Vorkommnissen erneut via Twitter zu Wort. Er erklärte: "Die SEC hat vergessen, das Transkript zu den jüngsten Zahlen zu lesen, in dem 350 000 bis 500 000 klar angegeben sind. Wie peinlich ..." Musk bezog sich dabei auf eigene Kommentare, die er im Januar im Rahmen einer Analystenkonferenz gemacht hatte. Denen zufolge könne Tesla in diesem Jahr zwischen 350 000 und 500 000 Fahrzeuge des neuen Model 3 bauen.

© SZ vom 27.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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