Tesla:Vertraut mir

Warum Tesla-Chef Elon Musk Tausenden Mitarbeitern kündigt. Jobs in der Produktion seien aber nicht betroffen.

Von Thomas Fromm

Tesla: Tesla-Chef Elon Musk hat mit seinem E-Auto-Unternehmen bisher fast nur Verluste eingefahren.

Tesla-Chef Elon Musk hat mit seinem E-Auto-Unternehmen bisher fast nur Verluste eingefahren.

(Foto: Peter Parks/AFP)

"Ein paar sehr, sehr harte Telefonate geführt", twitterte Elon Musk am Dienstag. "Musste gute Leute gehen lassen, aber ich denke, sie werden sehr schnell neue Jobs finden."

So klingt es also in den sozialen Medien, wenn der Tesla-Chef neun Prozent seiner Belegschaft loswerden muss. Das eigentlich Besondere an dem Großabbau aber ist: Die große Kunst der Twitter-PR funktioniert reibungslos und zwar bis zum letzten Tag. Da ist etwa der Mitarbeiter Kevin und sein Twittereintrag: "Ich wurde gestern von Tesla entlassen, und obwohl es sehr weh tut, ist es für das Unternehmen das Richtige. Ich bereue nicht, alles gegeben zu haben. Danke für die Jahre der Erinnerung." Eine Frau namens Pamela will es genau wissen und fragt: "Hat man dir genug Entschädigung gezahlt? Ich frage aus Neugierde." Antwort Kevin: "Ich komme schon klar, danke der Nachfrage." Es geht gefühlvoll zu, wenn der Laden verkleinert wird. Ganz freiwillig macht der Chef das nicht. Musk will "Kosten senken und profitabel werden", was im Grunde nicht ganz unverständlich ist. Der Mann, der für viele der Elektroautopionier schlechthin ist und zu jenen Kaliforniern gehört, die von sich sagen, dass sie die Welt zu einem besseren Ort machen wollen, hat mit seinem Unternehmen in fast 15 Jahren so gut wie nur Verluste gemacht, zuletzt wurden an die zwei Milliarden Dollar verbrannt.

Der Manager und Gründer Musk aber dachte noch nie nur in Quartalen. Er investierte kräftig in Personal und Entwicklung, um mit dem massentauglichen Model 3 vom teuren Luxussegment in den breiten Markt zu springen. Die Masse sollte es dann machen: Viele Autos, endlich Gewinn. Die Zukunft Teslas, davon ist Musk überzeugt, hängt am Erfolg des Model 3, das ab 35 000 Dollar zu haben ist. Dumm nur, dass die Produktion des neuen Hoffnungsmodells nicht mitkam und in den vergangenen Monaten große Ziele nicht eingehalten wurden. Einige Kunden, die ihr Model 3 schon bestellt und angezahlt hatten, warteten geduldig. Andere kündigten ihre Bestellung und wollen nun ihr Geld zurück. All dies bedeutet: Musk hatte zwar wie immer große Pläne. Aber die Investoren sind es, die das Wachstum von Tesla bis auf Weiteres finanzieren. Nur dass am Ende noch nichts für sie dabei herausspringt. Insofern ist der Stellenabbau auch ein Signal an die Geldgeber: Musk will zeigen, dass er jetzt auf Teufel komm raus Gewinne machen will. Vertraut mir!

Noch ist aber nicht ganz klar, wie viele Mitarbeiter den Elektroautobauer verlassen werden. Zuletzt waren rund 37 500 Menschen bei Tesla beschäftigt - ein Vielfaches im Vergleich zu den Jahren davor. Neun Prozent, das heißt: Es wären mehr als 3000 Jobs betroffen, vielleicht aber auch mehr. Gehen soll es bei den Kündigungen vor allem um doppelt besetzte und überflüssig gewordene Jobs. Stellen, die während des starken Wachstums der vergangenen Jahre aufgebaut wurden. Arbeitsplätze in der ohnehin schwierigen Autoproduktion, etwa beim Bau des Model 3, sollen nicht wegfallen.

Musk braucht unbedingt eine gut geölte Produktion für seine Wunderwaffe. Nur wenn ihm der Einstieg in den Massenmarkt gelingt, kann er es mit den traditionellen Herstellern wie BMW oder Daimler aufnehmen. Die haben inzwischen ihre eigenen Pläne für den Ausbau der Elektromobilität.

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