Der Elektroautobauer Tesla ist nach einem halben Jahr mit Gewinnen wieder tief in die roten Zahlen gerutscht. Im vergangenen Quartal machte das Unternehmen einen Verlust von etwa 702 Millionen Dollar, wie Tesla mitteilte. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich zwar von 3,4 auf 4,54 Milliarden Dollar, im Vergleich zum vorherigen Quartal bedeutete das aber einen Rückgang um 37 Prozent.
Tesla verwies darauf, dass mit Beginn der Auslieferungen des aktuellen Hoffnungsträgers Model 3 in Europa und Asien viele Fahrzeuge zum Ende des Quartals noch auf dem Weg zu den Kunden gewesen seien, da die Firma das Fahrzeug bislang nur in Kalifornien baut. Diese Verkäufe würden damit erst im laufenden Vierteljahr verbucht. Insgesamt sei rund die Hälfte der Auslieferungen im ersten Quartal in den letzten zehn Tagen erfolgt. Tesla-Chef Elon Musk sprach vom "größten logistischen Problem, das er bisher erlebt habe".
Elektromobilität:Tesla streicht günstigstes Model 3 wieder aus Online-Angebot
Gerade erst angekündigt, schon wieder weg: Elon Musk vollzieht die nächste strategische Kehrtwende - und schraubt den Einstiegspreis des Model 3 nach oben.
Gleichzeitig haben sich jedoch die Auslieferungen der älteren Modelle S und X auf 12 100 Fahrzeuge halbiert. Tesla erklärte das unter anderem damit, dass einige Kunden ihre Käufe auf das Vorquartal vorgezogen hätten, um noch von höheren Elektroauto-Vergünstigungen in den USA zu profitieren. Bei Analysten löste die Entwicklung allerdings erneut Fragen aus, ob das günstigere Model 3 nicht zum Rückgang der S- und X-Verkäufe führt. Musk betonte, die Fahrzeuge sprächen aus Sicht von Tesla verschiedene Käuferschichten an.
Die langen Lieferwege werden laut Tesla im gesamten Jahr dafür sorgen, dass deutlich mehr Autos gebaut als ausgeliefert werden dürften. So bekräftigte die Firma, dass in diesem Jahr 360 000 bis 400 000 Fahrzeuge an Kunden gehen sollen. Zugleich könne die Produktion mit dem Start eines neuen Werks in China im Herbst sogar bis zu 500 000 Fahrzeuge erreichen.
Im dritten Quartal soll es wieder schwarze Zahlen geben
Das Abrutschen in die roten Zahlen ist ein Rückschlag für Musk - nachdem es bereits schien, dass Tesla mit hochgefahrener Produktion des Model 3 schließlich nachhaltig profitabel wirtschaften könne. Nun rechnet die Firma auch im laufenden Vierteljahr mit einem Verlust, bevor es im dritten Quartal wieder schwarze Zahlen geben soll.
Tesla zahlte im März fällige Schulden von gut 900 Millionen Dollar zurück, die Geldreserven sanken binnen drei Monaten von 3,7 auf 2,2 Milliarden Dollar. Musk zeigte sich in einer Telefonkonferenz mit Analysten nach Vorlage der Quartalszahlen schließlich offener dafür, sich neues Kapital am Markt zu besorgen. Bisher hatte er stets gesagt, Tesla brauche das nicht.
Die Tesla-Aktie verlor nach Vorlage der Zahlen zunächst an Wert, notierte dann aber leicht im Plus. Der bereinigte Verlust pro Aktie war mit 2,90 Dollar in etwa doppelt so hoch ausgefallen wie von Analysten erwartet. Im Vorjahresquartal hatte Tesla 709,5 Millionen Dollar verloren - da kämpfte Tesla aber noch mit massiven Problemen beim Produktionsanlauf des Model 3.