Tesla:Maulkorb für Musk

Seine Tweets haben Elon Musk schon öfter Ärger mit der US-Börsenaufsicht SEC eingebrockt. Jetzt soll sich der Tesla-Chef einer Twitter-Kontrolle unterziehen.

Von Max Hägler

Noch twittert Elon Musk einigermaßen ungebremst. Am Sonntag etwa reagierte er auf einen User namens "Speedy". Der junge Mann - auf dem Profilbild mit Kurzhaarfrisur und Gitarre zu sehen - klagt ("Hey @elonmusk"), dass die Versicherung für Teslas teuersten Wagen, das Model S, in Großbritannien so teuer sei. Es sei für junge Fahrer wie ihn beinahe unmöglich das Auto zu versichern: 20 000 britische Pfund pro Jahr seien aufgerufen. Auf solche Luxusprobleme reagiert der Gründer und Firmenchef der Elektroautomarke Tesla gern persönlich: "Wir arbeiten daran", antwortete er ein paar Stunden später auf Twitter. Sechs bis zwölf Monate werde eine Lösung in Europa wohl noch dauern.

Die Kommunikation zwischen Nutzern und dem "CEO" ist zwar ein bisschen erratisch, er nehme nur etwa fünf Prozent der an ihn gerichteten Anfragen wahr, erklärte er seinen Fans ebenfalls am Wochenende. Aber schon das ist weit mehr unverstellte Kommunikation als von allen anderen Konzernchefs - und einer der Gründe, wieso Elon Musk von seinen Anhängern so verehrt wird. Zum Vergleich: In Deutschland fühlen sich Auto-Manager schon als kundennahe Digitalpioniere, wenn sie alle paar Monate auf "LinkedIn" Beiträge einstellen.

Künftig dürfte diese durchaus unterhaltsame Mitteilungsbedürftigkeit des Entrepreneurs Musk jedoch zum Erliegen kommen: Die US-Börsenaufsicht SEC hat dem Unternehmen einen Maulkorb verpasst: Die Vereinbarung, die noch von der zuständigen Richterin gebilligt werden muss, zählt die Themen auf, die als relevant für den Börsenkurs gelten. Dazu gehören Finanzen, Produktionsziele oder Übernahmen. In diesen Fällen soll sich Musk jegliche Kommunikation vorab von einem in Wertpapierfragen erfahrenen Anwalt genehmigen lassen, wie aus einem am Freitag veröffentlichten Gerichtspapier hervorgeht.

Stein des Anstoßes war ein Tweet im August 2018. Darin hatte Musk geschrieben, er werde den Autobauer vielleicht von der Börse nehmen und dabei 420 Dollar je Aktie zahlen; die Finanzierung sei gesichert. Dies stellte sich später als nicht zutreffend heraus. Die Tesla-Aktie geriet damals in Turbulenzen. Daraufhin hatte die SEC Musk wegen Betrugs verklagt. In der Folge kam es zu einem ersten Vergleich - der Musk zum Rückzug vom Verwaltungsratsvorsitz zwang und ihn zu einer geordneteren Twitter-Kommunikation aufforderte. Dabei wurde jedoch nicht klar geregelt, wie konkret entschieden wird, welche Nachrichten Einfluss auf den Aktienkurs haben könnten.

Der Streit flammte im Februar wieder auf, als Musk in einem Tweet anmerkte, dass Tesla in diesem Jahr 500 000 Fahrzeuge bauen werde. Die offizielle Prognose des Unternehmens lag bei 400 000 Autos - und Musk stellte einige Stunden später klar, dass er die aufs Jahr hochgerechnete Produktionsrate Ende 2019 gemeint habe. Einige von Musks Twitter-Followern reagierten enttäuscht auf den darauf folgenden neuen, konkreten Maulkorb. Die Anleger jedoch scheinen überwiegend erleichtert: Im nachbörslichen Handel legte die Tesla-Aktie 1,4 Prozent zu.

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