Süddeutsche Zeitung

Tesla-Gründer:Die dunkle Seite des Elon Musk

  • Tesla-Gründer Elon Musk hat in einem Interview mit der New York Times darüber gesprochen, wie sehr das vergangene Jahr sein Privatleben ruiniert habe.
  • Vorwürfen, er würde manchmal im Drogenrausch twittern, widersprach Musk. Er nehme lediglich ab und an Schlafmittel.
  • Die Firma habe inzwischen die schwierigste Zeit überstanden. "Aber was das eigene Leiden angeht: Da kommt das Schlimmste noch", sagte Musk.

Von Max Hägler

Wer mit etwas bunteren Lebensweisen und den entsprechenden Codes vertraut ist, dem ist diese Zahl aufgefallen vor zehn Tagen: Tesla-Gründer Elon Musk schrieb da in einem Tweet, er überlege, Aktien der Elektroautofirma für 420 Dollar zu kaufen, auf dass die Firma von der Börse gehen könne; die Finanzierung sei gesichert. 420, gesprochen Four-Twenty, ist ein in Fachkreisen gebräuchlicher Begriff für Marihuana.

Und der Tweet passt zu dieser Lebensart: So unerwartet, impulsiv kam er daher, so sehr hat der eine - schlecht formulierte - Satz Tesla in Unordnung gebracht, mit einem zwischenzeitlichen Elf-Prozent-Plus an der Börse, aber auch Behördenermittlungen wegen möglicher Falschinformation. Natürlich wurde also die Frage diskutiert, ob dieser Herr Musk vielleicht etwas geraucht hatte. Die New York Times konnte nun in Los Angeles mit dem 47-Jährigen sprechen. Über seine Pläne mit der Elektroautofirma. Und über psychoaktive Substanzen.

Den Reportern erzählte Musk, dass er ganz transparent über seine Pläne berichten wollte. Und dass er den Aktionären ein Angebot machen wollte, das 20 Prozent über dem aktuellen Kurs liegt. Er sei auf 419 Dollar gekommen, aber: "Bei 420 Dollar erschien mir das Karma besser als bei 419 Dollar", erzählt er. Bekifft sei er zum Zeitpunkt des Tweets jedoch nicht gewesen: "Gras ist nicht hilfreich für Produktivität."

Möglichst viel tun, ohne Unterlass, das ist Musk. Einst baute er den Bezahldienst Paypal mit auf und macht nun in E-Autos, Marsraketen und Überschallzügen. Einiges ist genial, insgesamt ist es fordernd, wohl überfordernd. An seinem Geburtstag im Juni habe er durchgearbeitet: "Die ganze Nacht, keine Freunde. Nichts", sagt er. Immer wieder einmal erzählt er derlei, man darf wohl sagen, es ist Teil des Tesla- und des Musk-Mythos.

Seine Gesundheit ist immer wieder Thema

Aber was ist Attitüde, was Seelenunheil? Die Reporter beschreiben, es sei Musk schwer gefallen, das auszusprechen. So wie er im Gespräch immer wieder innegehalten habe; ein Auftritt zwischen Weinen und Lachen sei das alles gewesen, von einem Mann, der wohl nicht abschalten kann: "Es ist oft eine Wahl zwischen Wachsein oder Ambien", sagt er. Ambien, das ist ein verschreibungspflichtiges Schlafmittel, das man hierzulande als Zolpidem kennt. So viel habe er gearbeitet zuletzt, vor allem um den holprigen Produktionsstart des Model 3 hinzubekommen, dass er, der Trauzeuge, es beinahe nicht zur Hochzeit seines Bruders geschafft habe. Ob es ihm gut gehe, diese Frage klingt immer wieder durch. "Ich dachte, das Schlimmste sei vorbei", antwortet er an einer Stelle. Aus der Sicht des Unternehmens stimme das auch, das so habe leiden müssen unter Aktionären, die auf die Zerstörung der Firma wetteten. "Aber was das eigene Leiden angeht: Da kommt das Schlimmste noch."

Was damit zu tun haben mag, dass der Rastlose weiter unbedingt daran glaubt, die eigenen Ideen am besten umsetzen zu können. "Wenn Sie jemanden kennen, der den Job besser machen kann, lassen Sie es mich wissen", gibt er den Reportern mit auf den Weg. Die erinnern in einem anderen Stück daran, was Musk einmal twitterte, als er gefragt wurde, ob er womöglich bipolar sei, also krankhaft zwischen Traurigkeit und Euphorie schwanke. Er schrieb: "Yeah."

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Quelle:
SZ vom 18.08.2018/vd
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