Tesla:Elon Musk wittert Verschwörung

Tesla Model 3

Der letzte Hoffnungsträger gibt Anlass für Verschwörungstheorien: Tesla Model 3.

(Foto: David Zalubowski/dpa)

Ein Mitarbeiter des Autoherstellers Tesla soll die Produktion sabotiert haben - angeblich, weil ihm eine Beförderung versagt blieb.

Von Hans von der Hagen

Der Horror hat vier Ziffern: 5000. So viele Fahrzeuge des neuen Model 3 will Tesla-Chef Elon Musk pro Woche herstellen - und zwar schon Ende Juni. Nun nimmt Musk normalerweise selbstgesetzte Termine nicht sonderlich ernst, doch in diesem Fall ist ihm klar: Er muss liefern. Nicht nur, weil auch dieses Ziel schon um ein halbes Jahr nach hinten geschoben worden war. Sondern weil er unter verschärfter Beobachtung steht. An der Börse wetten Investoren emsig auf den Verfall der Tesla-Aktie, Gläubiger bangen um ihr Geld, und jeder Unfall, jedes Versagen eines Teslas findet enorme Beachtung in den sozialen Medien.

In diesem aufgeheizten Klima überraschte Musk nun sein Personal mit der Information, dass ein Feind im eigenen Hause sein Unwesen getrieben habe. Ein Mitarbeiter habe "schädliche Sabotage" begangen, schrieb er in einer E-Mail mit dem Betreff "Einige besorgniserregende Neuigkeiten", die der US-Sender CNBC veröffentlichte. Noch lasse sich das volle Ausmaß nicht abschätzen, doch was der Mitarbeiter bislang eingestanden habe, sei schon "ziemlich schlecht". Musks Angaben zufolge nahm der Angestellte unter falschen Nutzernamen Änderungen im Produktionssystem von Tesla vor und leitete "große Mengen hochsensibler Tesla-Daten an unbekannte Dritte" weiter. Angesichts dieser Aktionen sei es "definitiv der richtige Schritt gewesen, ihn nicht zu befördern".

Die internen Untersuchungen sollen sich noch einige Tagen hinziehen. Unklar sei, ob womöglich noch mehr hinter der Sabotage stecke als es bisher den Anschein habe, schrieb Musk. Auch sei nicht geklärt, ob der Mitarbeiter allein gehandelt habe und ob eine externe Gruppe dahinterstecke. Musk hatte auch gleich einige Ideen parat: "Wie Ihr wisst, gibt es eine lange Liste von Organisationen, die wollen, dass Tesla stirbt", warnte er. Etwa die Energiekonzerne, die die Fortschritte von Tesla in der Solarkraft und bei Elektrofahrzeugen "nicht lieben". Aber auch "die Leerverkäufer an der Wall Street, die bereits Milliarden Dollar verloren haben und sich auf weitere Verluste gefasst machen müssen". Die Leerverkäufer, die auf Kursrückgänge der Tesla-Aktie wetten, geißelt Musk derzeit bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Nach zwischenzeitlich deutlichem Kursrückgang in den vergangenen Monaten hatte die Tesla-Aktie zuletzt wieder deutlich zugelegt.

Auch bei der Explosion einer Rakete von Space-X hatte Musk bereits einen Verdacht - und irrte

In einer zweiten, ebenfalls von CNBC veröffentlichten E-Mail offenbarte Musk, dass die Produktion des Model 3 zudem durch einen Brand gestört worden sei. "Vergangene Nacht hatten wir einen weiteren merkwürdigen Zwischenfall, der schwer zu erklären ist", heißt es. Es habe ein "kleines Feuer" gegeben, durch das der Karosseriebau für einige Stunden habe gestoppt werden müssen. Auch hier deutete Musk einen Sabotageakt an. Es könne sich zwar durchaus um Zufall handeln - aber dann zitiert er doch den Intel-Gründer Andy Grove: "Nur die Paranoiden überleben." Besonders in den kommenden Wochen sollten die Mitarbeiter wachsam sein, wo doch das Unternehmen die Schwelle von 5000 Fahrzeugen je Woche erreiche. "Das ist der Punkt, an dem Kräfte von außen die stärkste Motivation haben, uns zu stoppen." Der Gedanke an Sabotage ist für Musk nicht neu. Auch als eine Rakete seiner Raumfahrt-Firma Space-X 2016 beim Betanken explodierte, schöpfte er Verdacht. Am Ende erwies sich freilich ein technisches Problem als Auslöser.

Vor zwei Wochen sagte Musk beim Aktionärstreffen, dass derzeit 3500 Model 3 pro Woche gefertigt würden. Um auf 5000 zu kommen, ließ Musk eiligst eine weitere Montagelinie neben der Fabrik in Fremont errichten - in einem Zelt. Das ist zwar als Provisorium gedacht, könne aber auch dauerhaft bleiben, deutete der Tesla-Chef via Twitter an: "Bin nicht sicher, ob wir überhaupt ein Gebäude brauchen." Das Zelt sei mit Technik aus dem Lager bestückt worden - und nun sogar "viel besser als die andere Montagelinie, die Hunderte Millionen Dollar gekostet hat". Außerdem sei in der Giga-Batteriefabrik in Nevada eine Produktionslinie des von Tesla übernommenen Maschinenbauers Grohmann in Betrieb genommen worden. Das Grohmann-Team habe gute Arbeit geleistet, lobt Musk auf Twitter - und schließt mit "Heiliger Strohsack!"

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