Termin-Start-up:Waschen, schneiden, organisieren

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Die Kunden selber im Web Termine aussuchen lassen? Die Software Timify macht das auf einfache Weise möglich. Screenshot: TerminApp

Das Münchner Start-up Timify ist erfolgreich mit einem Cloud-System zur Terminplanung. Dabei wäre die Firma einmal fast pleitegegangen.

Von Helmut Martin-Jung, Berlin

Thomas Lang hat es eilig. Also redet er nicht lange um den heißen Brei. "Ich bin hier, um vier Millionen Euro einzusammeln", sagt er bei einem Treffen auf dem Cube Tech Fair vor zwei Wochen in Berlin. Start-up-Unternehmer wie er kommen dort mit etablierten Firmen zusammen, aber auch mit Risikokapitalgebern. "Die Internetwährung ist Zeit", sagt er, "wir brauchen das Geld, um weltweit zur Nummer 1 zu werden".

Um Zeit geht es auch beim Produkt seines Unternehmens Timify. Es hilft Selbständigen, ihre Termine zu organisieren - vom Friseur und Zahnarzt bis zum Personal Trainer oder Hunde-Gassi-Geher. Man meldet sich an, verbindet Timify mit der eigenen Webseite, schon können die Kunden selbst im Netz festlegen, wann sie sich einen neuen Haarschnitt verpassen oder ihre Zähne durchchecken lassen wollen.

Die kulturellen Unterschiede von Land zu Land sind groß

"Wir machen nur Termine", sagt Lang, in 23 Ländern ist er mit seinem Münchner Start-up bereits unterwegs, 26 Mitarbeiter hat er. Vor kurzem erst ist die Firma aus dem Münchner Umland ins Zentrum gezogen. Die Basis-Version des Terminplaners ist für die Nutzer kostenlos. Wer mehr Funktionen benötigt, kann für 20 Euro pro Monat zur Premium-Version wechseln. Da die kulturellen Unterschiede zu anderen Ländern oft groß sind, arbeitet Timify dort mit Partnern zusammen, so ist es beispielsweise auf den Philippinen.

Lang, mit 52 kein Jungspund mehr, war früher einmal Bereichsleiter bei Disney, kehrte dem Unternehmen dann aber den Rücken, um eine Massage-Praxis zu eröffnen. Auf der Suche nach einer Lösung, die ihm helfen würde, seine Termine besser zu organisieren und es seinen Kunden zu ermöglichen, das selbst zu erledigen, fand er jedoch nichts Geeignetes. Also machte er sich selbst daran.

2012 gründete er mit Freunden die Terminapp GmbH. Das Produkt namens Timify muss niemand auf seinem Computer, Tablet oder Smartphone installieren, es läuft in der Cloud, die Firma hat dazu Kapazitäten im Frankfurter Rechenzentrum von Amazon gemietet, die Nutzer brauchen bloß einen Internet-Browser oder die Timify-App. Dass Lang jetzt hier sein kann, um Geld einzutreiben für seine Firma, hätte er sich vor kurzem auch noch nicht träumen lassen. Denn die Idee war anfangs kein großer Renner. "Wir standen kurz vor dem Aus", gibt Lang ganz offen zu.

Doch dann kam eine neue Version von Timify, und mit dieser begann der Erfolg. Lang und seine Mitstreiter hätten eigentlich genug zu tun mit der Expansion von Timify. Schließlich ist es kein Kinderspiel, das Angebot jeweils wieder an die Gegebenheiten eines neuen Landes anzupassen, Partner zu suchen, Verträge auszuhandeln. Aber Lang hatte da noch eine zweite Idee, und für die ist ein Teil der vier Millionen Euro gedacht, die er auftreiben will.

Die Idee geht vereinfacht dargestellt so: In nahezu jeder produzierenden Firma stehen Maschinen herum, die mal ausgelastet sind, mal aber auch nicht. Mit einer Software, ähnlich der von Timify, sollen Unternehmen brach liegende Maschinenkapazität anbieten können, Motto: Sie brauchen ein Loch - wir haben den Bohrer.

"Wir suchen nach Mentoren mit einem Netzwerk."

Für die neue Idee - Arbeitstitel B2B Machinery - sollen zwar Teile des Programm-Codes von Timify genutzt werden, aber die neue Firma wird ansonsten unabhängig arbeiten. Sollte die zweite Idee nicht funktionieren, wird das erfolgreiche Timify nicht beschädigt, so die Idee dahinter.

Bei möglichen Investoren geht es Lang nicht bloß um das Geld, "wir suchen nach Mentoren mit einem Netzwerk". Und wer Geld gibt, redet manchmal auch gerne mit: "Man verheiratet sich ja".

Der Risikokapitalgeber aus dem Silicon Valley, der auf Lang zukam, war jedenfalls nicht der Richtige. "Komm rüber ins Valley, dann bekommt Ihr eine Million", sagte der. Doch Lang wollte das nicht, auch wenn er findet: "Hier sind wir in dieser Beziehung schon manchmal noch Entwicklungsland". Immerhin: Interessenten hat er in Berlin beim Cube Tech Fair einige gefunden, mit Vieren gebe es intensive Gespräche.

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