Telekommunikation:WhatsApp führt Komplett-Verschlüsselung ein

Berlin (dpa) - Die Chat-App WhatsApp wurde oft für mangelnde Sicherheit kritisiert. Nun macht WhatsApp einen großen Schritt nach vorn: Millionen Nutzer der Android-App kommunizieren jetzt komplett verschlüsselt. Gesorgt haben dafür anerkannte Fachleute.

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Berlin (dpa) - Die Chat-App WhatsApp wurde oft für mangelnde Sicherheit kritisiert. Nun macht WhatsApp einen großen Schritt nach vorn: Millionen Nutzer der Android-App kommunizieren jetzt komplett verschlüsselt. Gesorgt haben dafür anerkannte Fachleute.

Die Nachrichten im Chat-Dienst WhatsApp werden künftig auf ihrem gesamten Weg verschlüsselt. Zunächst profitieren davon die Nutzer der Android-App. WhatsApp, das inzwischen zu Facebook gehört, tat sich dafür mit den bekannten Verschlüsselungs-Spezialisten von Open Whisper Systems zusammen. Die Firma bietet mit "TextSecure" ein Verfahren für den geschützten Nachrichten-Austausch und auch eine eigene App an.

Das Verschlüsselungs-Prinzip von "TextSecure" finde sich nun auch in der Android-App von WhatsApp, erklärte Open Whisper Systems in einem Blog-Eintrag. Täglich würden bereits Milliarden verschlüsselte Mitteilungen ausgetauscht.

Allerdings funktionierte die Verschlüsselung bisher nur für persönliche Nachrichten, nicht für Gruppen-Chats oder Fotos und Videos. Man arbeite an diesen Funktionen ebenso wie an der Verschlüsselung von WhatsApp-Nachrichten auf anderen Plattformen, hieß es. WhatsApp hat weltweit über 600 Millionen Nutzer und ist auch auf dem Apple-Betriebssystem iOS populär.

WhatsApp war in der Vergangenheit für mangelnde Sicherheit kritisiert worden. Die App besserte zwischenzeitlich nach. Doch die neue Verschlüsselung bietet besondere Sicherheit: Sie schützt die Nachrichten auf dem kompletten Weg von Sender zu Empfänger. Das wird als Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bezeichnet. Nur bei dem Gesprächspartner wird die Kommunikation wieder lesbar, das Unternehmen hat keinen Zugriff auf die Nachrichten der Nutzer. Beide Gesprächspartner müssen dazu die aktuellste Version der Android-App installiert haben.

Der Programmcode von "TextSecure" ist offen einsehbar und wurde bereits von unabhängigen Fachleuten überprüft. Auch deswegen erhielt die App kürzlich die volle Punktzahl in einer Sicherheitsbewertung der US-Medienseite "ProPublica". Trotz des Lobs aus Fachkreisen ist "TextSecure" im Vergleich mit WhatsApp winzig: Weniger als eine Million Nutzer haben die Android-App installiert. Den Umstieg für WhatsApps Android-Nutzer bezeichnete Open Whisper Systems als "größten Umstieg auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in der Geschichte".

Man wolle die Verschlüsselung zügig ausweiten, schrieb Open Whisper Systems: "Das ist erst der Anfang." Die Firma arbeite seit einem halben Jahr mit WhatsApp zusammen. Der Anfang des Jahres angekündigte Kauf von WhatsApp durch Facebook hatte zeitweise einen Nutzer-Zustrom für konkurrierende Anwendungen ausgelöst. Nach Angaben der Firma gibt es jedoch keine Abschwächung des Wachstums. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat sich als ein Kritiker der Internet-Überwachung durch den US-Geheimdienst NSA hervorgetan. Das Online-Netzwerk setzt wie etwa auch Google und Apple auf die Verschlüsselung von Nutzer-Daten.

Konkurrent Threema reagierte mit Kritik auf die Ankündigung. Das Unternehmen aus der Schweiz bemängelte unter anderem, dass Nutzer ihre WhatsApp-Profile mit ihrer Handynummer verbinden müssten. Daher "sind bei WhatsApp nach wie vor eindeutige Rückschlüsse auf die Identität des Nutzers möglich".

Threema kann auch ohne die Angabe einer E-Mail-Adresse oder Telefonnummer genutzt werden. Die App für verschlüsselte Kommunikation führt regelmäßig die Verkaufscharts in den App-Stores an. Die Ankündigung von WhatsApp könnte Threema in der Zukunft empfindlich treffen.

Threema bemängelte auch, dass bei WhatsApp Informationen weiterhin über die Kontakte der Nutzer und wie häufig sie miteinander kommunizieren übertragen würden. Diese Metadaten lassen Rückschlüsse auf die Netzwerke von Nutzern zu. Sie gelten als besonders schwer zu schützen. Einer der Entwickler der Verschlüsselungstechnik, die WhatsApp nun nutzt, kündigte bereits an, dieses Problem anzugehen. "Wir müssen hier vorankommen und werden daran bei TextSecure in den nächsten Monaten arbeiten", sagte Moxie Marlinspike von Open Whisper Systems der "Süddeutschen Zeitung".

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