Telekommunikation:Motorola beugt sich Großinvestor Icahn

Der US-Telekomausrüster Motorola stellt seine schwächelnde Handysparte auf den Prüfstand. Möglicherweise wird sie verkauft.

Der angeschlagene Motorola-Konzern will auf Druck von Großaktionär Carl Icahn seine strategische Ausrichtung überprüfen und schließt dabei eine Abspaltung seiner defizitären Handysparte nicht aus. Ziel sei es, verlorene Marktanteile zurückzugewinnen.

Telekommunikation: Verkaufsschlager: Ein Nachfolger zum erfolgreichen Modell "Razr" ließ bei Motorola auf sich warten.

Verkaufsschlager: Ein Nachfolger zum erfolgreichen Modell "Razr" ließ bei Motorola auf sich warten.

(Foto: Foto: AP)

Vor einer endgültigen Entscheidung der Konzernführung wolle sich das Unternehmen aber nicht weiter dazu äußern, teilte der weltweit drittgrößte Handyhersteller mit. Während Analysten verhalten auf die Nachricht reagierten, zeigte sich Multimilliardär Icahn erfreut. Die Motorola-Aktie legte nachbörslich mehr als zwölf Prozent zu.

Belastet von seiner Handysparte hatte Motorola im letzten Quartal einen drastischen Gewinneinbruch verzeichnet. Der erst seit Jahresbeginn amtierende Konzernchef Greg Brown will Motorola mit einem Sparprogramm und dem Abbau von Stellen auf die Erfolgsspur zurückführen. Motorola fehlt nach Browns Überzeugung eine ausreichend breite Produktpalette bei Handys.

1,2 Milliarden Dollar Verlust

Motorola hatte zuletzt Marktanteile an seine Konkurrenten Nokia und Samsung Electronics verloren und vorige Woche einen Verlust für das laufende Quartal angekündigt. Der Branchenvierte Sony Ericsson will Motorola in diesem Jahr überholen.

Die Handysparte von Motorola, die zuletzt gut die Hälfte des gesamten Konzernumsatzes erwirtschaftete, machte im vergangenen Jahr einen Betriebsverlust von 1,2 Milliarden Dollar nach einem Gewinn 2006 von 2,7 Milliarden Dollar.

Analysten verwiesen auf die Notwendigkeit, den Aktionären mehr Wert zu garantieren. Vor diesem Hintergrund sei die Firmenmitteilung aber nicht zwangsläufig positiv zu sehen. "Letztendlich schafft die Trennung von einer Unternehmenssparte nicht wirklich Wert", erklärte Analyst Mark Sue von RBC. "Die Herausforderung ist es doch, das Handygeschäft wieder in Ordnung zu bringen."

Motorola-Großaktionär Icahn wertete die Nachricht dagegen als persönlichen Erfolg. Seit Monaten habe er sich für eine Trennung vom Handygeschäft ausgesprochen. "Ich bin erfreut, dass Motorola diesen Vorschlag nun letztendlich prüft", teilte Icahn mit.

Neuer Chef

Der Multimilliardär, der für seine aggressiven Einmischungsversuche in strategische Firmenentscheidungen bekannt ist, hält etwa 3,3 Prozent an Motorola und ist damit der drittgrößte Einzelaktionär des Konzerns.

Zu Jahresanfang nahm der bislang bei Motorola nur für das operative Geschäft zuständige Greg Brown auf dem Chefsessel des Konzerns Platz. Sein Vorgänge Ed Zander musste angesichts der schlechten Geschäftsentwicklung seinen Hut nehmen, da er nicht rechtzeitig für ein erfolgreiches Nachfolgemodell für den Handy-Verkaufsschlager "Razr" gesorgt hatte.

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