Telekom-Spitzelaffäre:Razzia bei Zumwinkel und Ricke

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Klaus Zumwinkel und Ex-Telekom-Chef Ricke haben Besuch von der Justiz bekommen. Was haben sie von der Spitzelaffäre bei der Telekom gewusst?

Es war die persönliche Abrechnung des ehemaligen Post-Chefs Klaus Zumwinkel mit Deutschland. Nur wenige Tage nach seiner Verurteilung packte er seine Koffer in Köln, verließ seine Villa - und zog sich auf seine Burg nördlich des Gardasees zurück. Mit Deutschland - das stand für ihn fest - wollte er nichts mehr zu tun haben.

Klaus Zumwinkel und Kai-Uwe Ricke: Was wissen sie über die Telekom-Spitzelaffäre? (Foto: Foto: dpa)

Zwei Computer mitgenommen

Und nun das: Erneut hat Zumwinkel Besuch von der Staatsanwaltschaft bekommen. In einer Razzia haben die Ermittler Häuser und Wohnungen des ehemaligen Telekom-Aufsichtsratschefs durchsucht. Auch der ehemalige Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke bekam ungebetenen Besuch. Eine Razzia habe es auch im Haus von Rickes Ehefrau am bayerischen Ammersee gegeben, bestätigte der Sprecher der Bonner Staatsanwaltschaft, Fred Apostel. Die Durchsuchungen seien im Zuge der Ermittlungen wegen der Telekom-Bespitzelungsaffäre erfolgt.

Auch wurden Büros in der Zentrale der Deutschen Post durchsucht. "Wir waren auch bei der Deutschen Post", sagte Apostel. Es seien aber keine Unterlagen sichergestellt worden. Der Konzern Deutsche Post sei auch nicht Gegenstand des Verfahrens.

Bei Zumwinkel hätten die Ermittler unter anderem zwei Computer beschlagnahmt, hieß es in dem Bericht. An der Durchsuchung in Italien hätten sich auch fünf Beamte aus Deutschland beteiligt. Der taz zufolge wurden auch in Deutschland weitere Objekte durchsucht.

Die Staatsanwaltschaft Bonn untersucht seit dem Frühjahr 2008 die Spitzelaffäre bei der Telekom. Nach Angaben der Ermittler hat das Unternehmen in den Jahren 2005 und 2006 die Telefonverbindungsdaten von Aufsichtsräten der Telekom, Angehörigen des Betriebsrats, Journalisten, aber auch von Dritten wie Verdi-Chef Frank Bsirske ausgespäht, die mit dem Konzern nicht unmittelbar zu tun haben.

Insgesamt ist von mindestens 55 Bespitzelten die Rede. Die Nachforschungen der Staatsanwaltschaft richten sich unter anderen gegen den ehemaligen Konzernchef Kai-Uwe Ricke und gegen Zumwinkel, den das Bochumer Landgericht im Januar wegen Steuerhinterziehung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilte.

Der ehemelige Spitzenmanager hatte sich im Februar, wenige Wochen nach seiner Verurteilung in einem der spektakulärsten deutschen Steuerstrafverfahren, nach Italien abgemeldet. Innerhalb der EU verstößt ein solcher Wohnortwechsel nicht gegen Bewährungsauflagen.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/mel/pak/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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