Telekom:Kein Anschluss unter dieser Nummer - und jetzt?

People walk past the logo of German telecommunications giant Deutsche Telekom AG seen at the Telekom's headquarters in Bonn

Etwa 900 000 Kunden der Telekom hatten keinen Internetzugang.

(Foto: REUTERS)

Etwa 900 000 Telekom-Kunden hatten keine Internetverbindung. Kriegen sie jetzt ihr Geld zurück? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum großen Netzausfall.

Von Varinia Bernau, Valentin Dornis und Hakan Tanriverdi

Schon mal mit Aus- und wieder Einschalten versucht? Diese Antwort bekommt man häufig bei Problemen mit Technik, auch bei der Telekom. 900 000 Haushalte waren seit Sonntagnachmittag von einer Störung betroffen. Deren Router konnten sich nicht mit dem Netz der Telekom verbinden.

Was genau ist passiert?

Es handelt sich um eine Schwachstelle, die Anfang November für das Modem Eir D1000 gefunden wurde. Hergestellt wird es von der Firma ZyXel. Die Schwachstelle betrifft ein Protokoll, mit dem DSL-Geräte aus dem lokalen Netz eingerichtet werden. Es sollte "normalerweise aus dem Internet nicht erreichbar sein", teilt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) mit. Die Schwachstelle ermöglichte jedoch den Zugriff. Das BSI steht deshalb im direkten Kontakt mit der Telekom und anderen Providern. Auch auf die Regierungsnetze werde Angriffsverkehr dieser Art beobachtet, heißt es in einer Mitteilung.

Über diesen Angriff werden eine Vielzahl an Routern infiziert, man spricht hierbei von einem Botnetz. Klassischerweise werden damit DDoS-Angriffe ausgeführt. Webseiten werden mit so vielen Anfragen überlastet, dass sie unter der Last zusammenbrechen. Die Seiten sind nicht mehr erreichbar.

Was können Kunden jetzt tun?

Betroffene Kunden sollten ihre Router neustarten. Die Telekom weist daraufhin, dass das Problem damit gelöst ist. "Router Softwareupdate welches den Fehler behebt liegt vor und installiert sich automatisch nach Routerneustart (Netzstecker ziehen)", heißt es auf der Webseite des Unternehmens.

Weiß man mehr über das Botnetz?

Das BSI geht davon aus, dass es sich um "Mirai" handelt. So wird ein Botnetz genannt, das seit Anfang Oktober für Programmierer problemlos nachzubauen ist. Es steht quelloffen im Internet. Mirai setzt auf Fehler in schlechtgesicherten internetbasierten Geräten - wie zum Beispiel einen Router. Mit Mirai lassen sich Webseiten mit derart viel Bandbreite angreifen, dass eine Verteidigung nur schwer möglich ist.

Können Kunden Geld zurückverlangen?

Zunächst sollte man in die allgemeinen Geschäftsbedingungen seines Vertrags schauen: Viele Anbieter legen dort fest, dass Kunden kleinere Ausfälle hinnehmen müssen. Hält die Störung länger an, kann man sich einen Teil seiner Anschlussgebühr erstatten lassen. Man sollte sich aber überlegen, ob sich der Aufwand lohnt: Wer 30 Euro im Monat zahlt, der müsste das, was er für einen eintägigen Ausfall verlangen kann, schon fast fürs Briefporto hinlegen. Auch Schadenersatzforderungen sind schwierig. Zwar hat der Bundesgerichtshof (BGH) klargestellt, dass auch ein Internetanschluss zu den Bedürfnissen gehört, die so grundlegend sind, dass sie einen Schadenersatz rechtfertigen. Verbraucherschützer weisen darauf hin, dass es schwer wird, das zu berechnen. Die Telekom hat am Montag den betroffenen Kunden, die auch einen Mobilfunkanschluss bei dem Bonner Konzern nutzen, einen kostenlosen Tagespass zur Verfügung gestellt.

Kann man sich überhaupt schützen?

Für Privatpersonen gibt es kaum Möglichkeiten, außer die Software des Routers aktuell zu halten. "Das gilt vor allem für Kunden, die von den aktuellen Problemen gar nicht betroffen sind", sagt Sicherheitsexperte Michael Veit vom Softwareanbieter Sophos. Ältere Geräte oder solche von Fremdherstellern wie Fritzbox oder TP-Link müssten oft manuell aktualisiert werden. "So eine Aktualisierung kann bereits bekannte Sicherheitslücken schließen und damit zumindest bestimmte Angriffe verhindern", sagt Veit.

Was ist mit Firmenkunden oder Einrichtungen wie Krankenhäusern?

Für Geschäftskunden kann es sich lohnen, verschiedene Router-Modelle und Internetanbieter parallel zu nutzen. So lässt sich zumindest die Wahrscheinlichkeit erhöhen, trotz Problemen bei einem bestimmten Anbieter noch Zugang zum Internet zu haben. Krankenhäuser sind verpflichtet, ein internes Informationssystem mit eigenen Servern zu nutzen. Probleme mit dem Internetzugang würden deshalb vor allem die Kommunikation mit Krankenkassen, niedergelassenen Ärzten und Dienstleistern wie Röntgenpraxen betreffen. Experten raten deshalb dazu, für solche sensiblen Bereiche Notfallpläne in Papierform vorliegen zu haben. Gesetzliche Vorgaben gibt es dafür bisher nicht, obwohl das Internet als Teil der Krankenhaus-IT immer wichtiger wird.

Kommen Ausfälle nun häufiger vor?

Verlässliche Zahlen zur Häufigkeit von Störungen bei Telefon- und Internetanbietern gibt es nicht. Da das Internet aber immer stärker genutzt wird, dürften rein statisch auch Probleme häufiger auftreten. IT-Experten erwarten, dass Routerstrukturen in Zukunft viel häufiger das Ziel von Hackerangriffen sein werden.

Muss die Telekom mehr in Sicherheit investieren?

2015 hat die Telekom etwa vier Milliarden Euro in ihr Netz investiert und im Mai angekündigt, diese Investitionen im Laufe dieses Jahres zu erhöhen. Dazu zählt neben dem Bau neuer Leitungen auch die kontinuierliche Pflege des bestehenden Netzes. Die Telekom gehört außerdem zu den wenigen Dax-Konzernen mit einem eigenen Zentrum zur Abwehr von Cyberattacken. Ausschließen aber lassen sich Probleme nicht. Die Preise für einen Telefon- oder Internetanschluss sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. Gemessen daran ist die Leistung der Netze deutlich gestiegen.

Sind andere da besser?

Nein, auch bei anderen Anbietern kommt es immer mal wieder zu Störungen. Die Telekom ist oft in den Schlagzeilen, weil sie ein so großes Netz hat wie kein anderer Anbieter.

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