Telekom:Gut, aber nicht gut genug

Die Deutsche Telekom, der einstige Staatskonzern, schafft eine historische Wende, ist aber trotzdem nicht zufrieden. Der Konzern wachse nicht rasch genug bei schnellen Internetanschlüssen, klagt Firmenchef Tim Höttges.

Die Deutsche Telekom findet auf ihrem Heimatmarkt allmählich zu alter Stärke zurück. Zum ersten Mal seit Öffnung des Telekommunikationsmarktes vor fast 20 Jahren habe das Unternehmen in Deutschland durch den rasanten Zuwachs an Glasfaseranschlüssen sowie den Verkauf neuer Angebote die Umsatzrückgänge aus der traditionellen Telefonie ausgeglichen, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Die Stabilisierung resultiere aber in hohem Maße aus dem Geschäft mit den Wettbewerbern, räumte Vorstandschef Tim Höttges ein. Zugleich kündigte der Manager eine Offensive an, um den direkten Marktanteil in diesem Bereich zu erhöhen. Im zweiten Quartal habe die Telekom nur einen Anteil von 20 Prozent am Wachstum von schnellen Internetanschlüssen gehabt. Höttges: "Das muss mehr werden". Etwa zwei Millionen Anschlüsse stelle die Telekom inzwischen - gegen ein Entgelt - ihren Konkurrenten zur Verfügung. Aber "wir wollen unsere Netze nicht für unsere Wettbewerber ausbauen."

Glasfaser sei die grundlegende Technologie beim Netzausbau, betonte Höttges. Das galt den Wettbewerbern, die der Telekom vorhalten, an alten Kupferleitungen festzuhalten und ihre Marktmacht zementieren zu wollen. Sie hatten an der Vectoring-Technologie, für deren Einsatz die Telekom im Juli grünes Licht aus Brüssel erhalten hat, kritisiert, dass nun in manchen Regionen die wirtschaftliche Grundlage für einen Ausbau deutlich schnellerer Glasfaserleitungen wegfalle. Höttges hielt dagegen: Bereits 500 000 Kilometer Glasfaser habe die Telekom verlegt und sie investierte in Deutschland jährlich fast fünf Milliarden Euro in den Netzausbau. Das seien 19 Prozent vom Umsatz.

Seine guten Geschäfte verdankt die Telekom aber vor allem der US-Mobilfunktochter: Sie sorgte dafür, dass das Betriebsergebnis des größten europäischen Telekommunikationsunternehmens im zweiten Quartal konzernweit um neun Prozent auf knapp 5,5 Milliarden Euro. Der Umsatz zog um gut zwei Prozent auf 17,8 Milliarden Euro an. T-Mobile US ist dank Milliardenanschubfinanzierung aus Bonn und frecher Werbung seit Jahren auf der Erfolgsspur. Im jüngsten Quartal lockte der Telefon- und Internetanbieter 1,9 Millionen neue Kunden. In den USA aber werden bald neue Handyfrequenzen versteigert, damit wird der Mutterkonzern weiterhin investieren müssen.

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