Tee:Endlich steigen die Kaffee-Preise!

Teekult im Hotel "Vier Jahreszeiten" in München, 2009

Druck war schon immer der größte Veränderungsmotor. Werden steigende Kaffeepreise also wohl den Teekonsum fördern?

(Foto: Catherina Hess)

Teetrinker haben es schwer. Warum gibt es Baristas, aber keine Teeristas? Lauwarmes Wasser und billiger Beuteltee, ähnlich teuer wie edler Kaffee: empörend.

Von Katharina Kutsche

Tchibo hat ein Rohstoff-Problem. Das Hamburger Unternehmen, eigentlich für den Verkauf von Damen-Unterwäsche und Dekorationsartikeln bekannt, unterhält im Nebengeschäft eine Kaffeerösterei. Und dort werden die Preise angehoben, weil auch die Preise für den Rohkaffee gestiegen sind. Die meistverkaufte Tchibo-Kaffee-Sorte "Feine Milde" wird also zukünftig 5,99 statt bisher 5,69 Euro kosten, bis der Preis für den Rohstoff wieder sinkt.

Die neuen Preise gelten ab dem 16. Januar, und als passionierter Teetrinker kann man den Preisanstieg nur begrüßen, ist man doch in Deutschland, dem Land der Kaffeetrinker, zahlreichen Benachteiligungen ausgesetzt.

Barista war gestern - Teerista ist der Beruf der Zukunft

Erstens: In fast allen Konferenzen wird Kaffeetrinkern liebevoll aufgebrühter Kaffee in schmucken Silberkannen serviert. Und während der erste Aufguss noch bei den Besprechungsteilnehmern durchläuft, befüllt ein aufmerksamer Mitarbeiter im Nebenraum die Maschine für den Nachschub. Der Teetrinker dagegen findet auf einem Porzellantellerchen eine kleine Auswahl an unterschiedlichen Teebeuteln, mit etwas Glück von der teureren Sorte, und darf sich den Beutel seiner Wahl in einer Tasse mit lauwarmem Wasser aus einer andersfarbigen Kanne selbst aufgießen. Das schmeckt super.

Zweitens: Baristas. Die professionellen Kaffee-Aufgießer tun sich wichtig mit Röstgraden, dem kunstvollen Aufschäumen von Milch ("Latte Art") und der Bedienung von Spezialkaffeemaschinen italienischen Fabrikats. Von Tee haben die angeblichen Experten dagegen keinen blassen Wasserdunst. So traut sich kaum ein Barista, den Teebeutel vorschriftsgemäß selbst mit heißem Wasser aufzugießen, sondern gibt dem Besteller Becher und Beutel direkt in die Hand. Soll der doch selber auf die Uhr gucken. Und ein Schälchen, in das man den Teebeutel nach dem Ziehvorgang dezent ablegen kann, liefern auch die wenigsten Tresenkräfte mit.

Drittens: Als Teetrinker zahlt man im Verhältnis mehr als der Kaffeetrinker. Aufwand und Einkaufspreis beim Kaffee dürften höher sein als beim Tee, ein höherer Preis wäre daher logisch. Trotzdem kostet eine Tasse Tee in vielen Cafés mindestens so viel wie eine Tasse Kaffee, tendenziell eher mehr. Meist verweisen die Gastronomen dann darauf, dass sie nur besonders edlen Teeblattbruch, gehüllt in besonders edlen Zellstoff anbieten. So schmeckt er dann aber nicht, wegen der falschen Zubereitung, siehe oben.

Man kann also nur hoffen, dass die höheren Kaffeepreise dafür sorgen, dass sich die Mehrheitsverhältnisse zugunsten der Teetrinker ändern: Für eine bessere Teekompetenz im Büro, Teeristas und faire Preise. Schließlich war immer schon Druck der größte Veränderungsmotor - Abwarten beim Tee trinken, das galt lange genug.

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