Technologiekonzern in der Kritik:Samsung macht Blogger zu Werbefiguren

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Einmal vorne dabei sein und live von der Internationalen Funkausstellung berichten. Mehrere Blogger wollten sich diesen Traum erfüllen und ließen sich von Samsung nach Berlin einladen. Dort angekommen, wollte das koreanische Unternehmen von unabhängiger Berichterstattung nichts mehr wissen. Stattdessen sollten die Blogger als Werbefiguren auftreten.

Varinia Bernau

Es sollte die perfekte Inszenierung sein: Für seine smarten Geräte hatte Samsung auf der Internationalen Funkausstellung (Ifa) die große Bühne gewählt. Der südkoreanische Konzern hatte den Regisseur Wim Wenders geladen, der kluge Sachen sagen durfte. Ein kleines Orchester spielte auf. Und ganz in weiß gekleidete Pantomimen tänzelten durch eine eindrucksvolle Lichtshow.

Blogger oder Mitarbeiter? Samsung soll Blogger zur Ifa nach Berlin eingeladen haben, um sie dort als Werbefiguren einzuspannen. (Foto: AP)

Eine Kleinigkeit aber ist doch schief gegangen. Und nun, ein paar Tage nach der Vorstellung der schönen neuen Produkte, kursiert im Netz auch ein Bericht über die eher unschöne Art, wie sich Samsung in Berlin in Szene zu setzen versuchte.

Demnach hat der Konzern Blogger mit dem Versprechen gelockt, einen frühen Blick auf die Geräte zu gewähren, sie alsbald aus der ganzen Welt eingeflogen - um sie schließlich wie Hostessen am eigenen Messestand einzuspannen. Als sich einige weigerten, die Werbefigur zu spielen, strich Samsung ihnen das Ticket für den Flug zurück in die Heimat. Einer der Blogger ist Jeff aus Indien - und er hat seine Erlebnisse dem Technologieblog The Next Web anvertraut. Er betont, dass er die Einladung von Samsung unter der Bedingungen angenommen, als unabhängiger Reporter über die Messe schlendern zu dürfen.

Tatsächlich ist es keine Seltenheit, dass Technologieunternehmen Blogger und Journalisten zu großen Präsentationen ihrer Produkte einladen. Und es ist auch keine Seltenheit, dass viele diese Einladung annehmen - wenn sie ihre Besprechung nicht als allerletztes bringen wollen. Allerdings: Dass ein Unternehmen die Berichterstatter in eine Uniform steckt und sie mit Firmenprodukten schaulaufen lässt, ist eher eine Ausnahme.

Keine Frage, Jeff hätte gewarnt sein können. Spätestens, als ihn nach der Einladung von Samsung auch noch die Frage nach seiner Konfektionsgröße erreichte. Aber erst als er nach zwölf Stunden Flug in Berlin landete und umgehend zur Anprobe geschickt wurde, da wurde er stutzig. Und erst als er instruiert wurde, die ganze Zeit Samsung-Produkte am Samsung-Stand zu präsentieren, da weigerte er sich. Die Folge: Sein Rückflug am letzten Messetag wurde gestrichen. Statt dessen bot ihm Samsung einen früheren Rückflug an - unter der Bedingungen, dass er den Vorfall nicht publik machen würde.

Samsung um Schadensbegrenzung bemüht

Samsung bemüht sich nun, da die Sache doch in der Welt ist, um Schadensbegrenzung. Da müsse ein Missverständnis vorliegen, teilt das Unternehmen schriftlich mit. Niemand werde bei solchen Events, zu denen Samsung einlade, zu etwas gezwungen. Jeff sei wohl etwas schlecht vorbereitet worden, auf die Ifa-Aktionen.

Jeff, der wie die meisten Blogger eher mäßig verdient, hat inzwischen ein Rückflugticket von einem anderen Unternehmen geschenkt bekommen. Und Samsung durfte sich gerade um eine neue Bestmarke freuen: Jedes zweite Smartphone, das in Deutschland verkauft wird, stammt von den Südkoreanern.

© SZ vom 04.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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