Es ist ja nicht gelogen, wenn die Hersteller von Smartphones bei ihren aufwendig inszenierten Präsentationen stets behaupten, dies sei das beste, das sie je gebaut hätten. Es ist nur so, dass der Unterschied zu den Vorgängermodellen von Jahr zu Jahr kleiner wird.
Das Ur-iPhone von 2007 beherrschte nicht einmal den Funkstandard UMTS, es konnte keine Videos aufnehmen und es hatte kein GPS. Die Sprünge von einer Generation zur nächsten waren damals so groß, dass nach spätestens zwei Generationen viele das Gefühl hatten, ihr Gerät sei hoffnungslos veraltet. Auch zu jener Zeit half das Marketing schon kräftig mit, dieses Gefühl zu verstärken. Heute aber überwiegt der Marketing-Hype, den insbesondere Apple wie kein anderes Unternehmen zu bedienen weiß, bei Weitem den tatsächlich erreichten Fortschritt. Smartphones, keine Frage, wird es noch lange geben. Der große Hype darum, er neigt sich aber dem Ende zu.
Geschichte der Handywerbung:Fünf Pfennig die Minute? Der Jet-Set war entsetzt!
Die ersten Mobiltelefone wurden nur von Anzugträgern genutzt, so sah es zumindest in der Werbung aus. Doch in drei Jahrzehnten veränderte sich einiges - vom Nokia Talkman über D1 bis zu Klapphandys.
Die Alleskönner-Geräte haben mittlerweile einen sehr ausgereiften Entwicklungsstand erreicht. Handys für 200, 300 Euro würden den meisten völlig reichen für das, was sie damit machen, nur die wenigsten reizen wirklich die Spitzentechnologien aus, die die Formel-1-Boliden unter den Smartphones unter der Haube haben. Wobei natürlich eine Rolle spielt, dass Smartphones auch Statussymbole sind, selbst wenn das nicht mehr so ausgeprägt ist wie in der Anfangszeit, als es noch sehr teuer war, überhaupt eines zu besitzen.
Mögen sich die Pixel-Zähler über eine leicht verbesserte Kamera freuen, die Prozessor-Kenner über noch schnellere Recheneinheiten - für den Alltag tun es ältere oder billigere Handys genauso. Der Reiz des Neuen ist zwar noch nicht völlig verflogen. Wenn Apple ein neues iPhone präsentiert oder Konkurrent Samsung, ist das eine Nachricht. Doch sind Smartphones zu etwas Gewöhnlichem, zu Alltagsgegenständen geworden.
Die Hersteller versuchen dem entgegenzuwirken, indem sie immer wieder neue Trends ausrufen. Am augenfälligsten ist sicher der zu immer größeren Bildschirmen. In jüngerer Zeit ist es zudem Mode geworden, nahezu die gesamte Frontseite der Smartphones dem Bildschirm zu überlassen, wofür in manchen Fällen sogar der zentrale Knopf samt Fingerabdrucksensor geopfert wird. Apple hat dafür sogar eigens eine sichere Entsperrmethode per Gesichtserkennung entwickelt.
Neue Produkte sollen helfen
Doch die Hersteller wissen (oder sollten es zumindest), dass das Geschäft nicht ewig so weitergehen kann. Das ist besonders für Apple eine Herausforderung. Es gelingt dem Konzern zwar noch immer am besten von allen, die Cashcow Smartphone zu melken. Die Strategie immer hochpreisigerer Geräte geht auf.
Doch die Expansion in neue Produkte (Uhren, Lautsprecher, Kopfhörer), der Versuch, das eigene Universum durch Dienstleistungen wie den Streamingdienst Apple Music oder seine Rechenzentren (iCloud) immer weiter auszubauen, zeigt auch, dass man sich aus der großen Abhängigkeit von einer einzigen Produktkategorie lösen will. Was in jüngerer Zeit immer besser gelingt. Auch Samsung will seinen Forschungsschwerpunkt auf andere Gebiete verlagern. Es kommt auch Smartphones zugute, wenn Milliarden in künstliche Intelligenz und die Entwicklung neuer Chips gesteckt werden. Schon heute aber verdient der Konzern mit Chips mehr als mit Handys.
Smartphones sind in nur wenigen Jahren zur Fernbedienung des Lebens geworden, zum persönlichsten Gerät, das wir besitzen: Nachrichtenzentrale, Kommunikationsinstrument, Kamera. Je unverzichtbarer Smartphones aber werden, desto schwächer wird die Aura, die sie noch immer ein wenig umgibt.