"Haben wir eigentlich noch Eier zu Hause?" Wenn man das jetzt bloß wüsste, wo man direkt neben dem Regal im Supermarkt steht und nur noch zugreifen müsste. Also: Smartphone gezückt, eine App gestartet und schon zeigt das Gerät ein Bild vom Inneren des Kühlschranks an.
Der Kühlschrank, immer wieder der Kühlschrank: Schon oft hat er herhalten müssen als Demonstrationsobjekt. Ziemlich abgenutzt ist die Metapher vom selbständig nachbestellenden Kühlschrank, der stets Bescheid weiß, was sich in seinem Inneren verbirgt. Und nun also die Kamera als neuer Versuch, der Zeit nicht ganz so weit voraus zu sein. Denn die Funketiketten, die mit dem Kühlschrank kommunizieren, es gibt sie noch immer nicht auf Joghurts und Käsepackungen.
Dass vor allem die europäischen Kunden bei weitem noch nicht so anspringen auf all die Segnungen vernetzter Haushaltsgeräte, haben viele Hersteller mittlerweile akzeptiert. Alle wollen sie, so behaupten sie es wenigstens unisono, ihr Ohr ganz nah am Kunden haben und nur das anbieten, was jener auch haben will. Was dann bei verschiedenen Herstellern durchaus zu unterschiedlichen Lesarten führt.
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Samsung etwa, Weltmarktführer unter anderem bei Fernsehern und Smartphones, will weiter versuchen, Trends durch Innovation zu setzen. Wozu im Falle der Koreaner auch ein großzügiger 21,5-Zoll-Monitor an manchen der Kühlschränke dienen soll. Der sogenannte Family Hub, etwa: Familienzentrale, ist technisch gesehen ein riesiger Tablet-Computer mit Internetverbindung, der über verschiedene Apps die Klebezettel in der Küche, den Familienkalender, das Rezeptbuch und nebenbei auch noch das Küchenradio ersetzen will.
Der Hub ist es auch, der die Bilder von Kameras aus dem Inneren an die Nutzer weiterschickt. Jedes Mal, wenn der Kühlschrank geöffnet und wieder geschlossen wird, schießt das System ein neues Bild.
Mit ein bisschen Kreide kann Miele auf Dauer nicht mit Asien konkurrieren
Der Bildschirm, eingebaut in einen zweitürigen Luxus-Kühlschrank ist ein Publikums-Magnet. Doch das war auch eine sehr analoge Idee des deutschen Traditionsherstellers Miele. Der hatte vergangenes Jahr mit riesigem Erfolg einen Kühlschrank vorgestellt mit einer Grafit-Außenwand, auf die man einfach mit Kreide schreiben kann. Doch auch Miele, einem im Vergleich mit den asiatischen Konzernen kleinen Hersteller, ist klar: Mit Kreide werden sie nicht auf Dauer konkurrieren können. Eigentlich war das der Firma schon sehr lange klar, denn Miele - ja: Miele - war der erste, der überhaupt vernetzte Geräte anbot, zum Beispiel einen Herd, der bei Bedarf selber die Dunstabzugshaube ein- und auch wieder ausschaltet.
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"Wenn wir das machen, muss es auch einen Mehrwert für den Kunden bieten", sagt Axel Kniehl, der bei Miele Verkauf und Marketing leitet. "Wir können uns der Digitalisierung nicht verschließen." Doch Miele mit seiner 117 Jahre langen Tradition fühle sich verpflichtet, das Qualitätsversprechen auch in der digitalen Welt zu erfüllen. "Unsere Lösung muss eben dann auch die beste sein." Denn Miele sei im Premium-Segment unterwegs, in Asien gelten sie sogar als Luxus-Hersteller. "Wir sind daher nicht immer und überall die Ersten und die Schnellsten", sagt Kniehl, und: "Außerdem muss eine Waschmaschine ja in erster Linie gut waschen."
Doch wie sag ich's dem Kunden? Bis vor einiger Zeit wurde die sogenannte weiße Ware nahezu ausschließlich im Fachhandel gekauft. Die konnten erklären, was eine gute Maschine ausmacht. Zu den Händlern unterhält Miele traditionell gute Beziehungen. Doch inzwischen scheuen viele Konsumenten nicht mehr davor zurück, etwa eine Waschmaschine auch online zu kaufen. "Und dann sind viele Daten gleich, nur der Preis nicht." Dass es aber große Unterschiede bei der Qualität gebe, das können man dem Kunden durch die Art, wie die Online-Verkaufsplattformen aufgebaut sind, nicht vermitteln. Miele geht daher seinen eigenen Weg. Zum einen werden sie ihre Geräte nur noch über autorisierte Online-Händler vertreiben, zum anderen wird man schon bald Miele-Geräte auch direkt bei Miele online ordern können. Allerdings, die Fachhändler bleiben nicht außen vor. Sie liefern die Maschinen aus, installieren sie auf Wunsch und bekommen dafür eine Service-Provision.
Nur die Wäsche aufhängen muss man noch selber
Der attraktive europäische Markt lockt aber viele an, die den Etablierten wie Miele oder auch Bosch/Siemens das Wasser abzugraben versuchen. Der chinesische Konzern Haier etwa ist in Europa noch nicht allzu bekannt, dabei ist er mit einem Umsatz von 36 Milliarden Dollar der weltweit größte Hersteller in diesem Segment und fünfmal größer als der größte deutsche Wettbewerber. Vor kurzem hat man sich sogar die Haushalts-Sparte des US-Giganten GE einverleibt. Wie bei allen anderen Herstellern ist Design enorm wichtig.
Und Vernetzung gibt es bei Haier auch, erklärt Europachef Yannick Fierling, alle Geräte seien dafür vorbereitet. Doch die Nachfrage in Europa sei noch schwach. Deshalb versucht sich Haier wie die Konkurrenz durch andere Neuheiten vom Wettbewerb abzusetzen. Als Einziger bietet der Konzern zum Beispiel eine Waschmaschine mit zwei unabhängigen Trommeln an, eine davon kann sogar Wäsche trocknen. Samsung kontert mit der Socken-Klappe, über die man vergessene Wäsche nachwerfen kann. Miele bietet eine Maschine, die mit einem speziell entwickelten Zwei-Komponenten-Flüssigwaschmittel arbeitet, eine mit Enzymen, die andere mit Bleichmitteln. Die Dosierung regelt die Maschine selbständig. Nur Aufhängen muss man noch selber.