Technik-Pannen:Britische Bank kämpft mit dem Feind im eigenen Haus

FILE PHOTO: A sign is displayed outside a branch of the TSB bank in central London

Die Vorkommnisse bei der TSB werfen ein Schlaglicht auf die enormen Probleme in der Datenverarbeitung, mit denen viele Banken heute kämpfen.

(Foto: REUTERS)
  • Eine Software-Umstellung bei der britischen Bank TSB löst ein Chaos aus.
  • Viele Banken bereitet der Umgang mit der eigenen Software große Probleme.

Anfangs hieß es, die Sache sei schnell behoben. Das war vor gut einer Woche, als die britische TSB Bank ihre Software auf eine neue IT-Plattform umstellte. Die Daten von fünf Millionen Kunden wurden transferiert.

Doch noch während die Banker den Wechsel auf die neue Software feierten, die von der spanischen Muttergesellschaft Banco Sabadell entwickelt worden war, setzte das Chaos ein. Wie Medien berichten, konnten zahllose Online-Kunden ihre Kontostände nicht mehr sehen, andere erhielten Zugang zu fremden Konten, manche hatten zu viel, andere zu wenig Geld auf dem Konto. Auch in den Filialen ging es drunter und drüber: Manche Mitarbeiter erhielten den Berichten zufolge Fehlermeldungen in spanischer Sprache.

Software mit der DNA vieler Institute

Nach Angaben der Bank sollen die Probleme mittlerweile behoben sein, doch noch immer gibt es Beschwerden von Kunden. Und am späten Sonntagabend erklärte eine Sprecherin, dass das Internetbanking vorerst nur mit halber Kapazität laufe.

Bislang nutzte TSB die Software des früheren Mutterhauses Lloyds Banking Group, Lloyds verkaufte die TSB vor drei Jahren an die Spanier. Die bisherige Softwareplattform, für die TSB hohe Lizenzgebühren zahlen musste, war ein Erbe der Finanzkrise. In ihr steckten die Reste von mehreren Finanzinstituten - etwa jene der schottischen Halifax Bank of Scotland, mit der die TSB im Jahr 2008 verschmolzen worden war.

Die Umstellung auf die neue IT-Plattform sollte dem Institut jährlich 100 Millionen Pfund sparen, doch nun drohen der TSB zunächst Zahlungen in Millionenhöhe für Strafen und Kompensationszahlungen an Kunden. Das Institut kündigte bereits an, auf die nun entstandenen Zinsforderungen und Überziehungsgebühren zu verzichten.

Zu alt - zu schnell

Bei allem Spott, den sich das Institut nun in Großbritannien gefallen lassen muss - die Vorkommnisse bei der TSB werfen ein Schlaglicht auf die enormen Probleme in der Datenverarbeitung, mit denen viele Banken heute kämpfen. Der gerade abgelöste Deutsche-Bank-Chef John Cryan etwa hatte die IT-Systeme seines Geldhauses als lausig bezeichnet. Die bis vor kurzem für die EDV zuständige Kim Hammonds sprach intern von der Deutschen Bank gar als "unfähigstem Unternehmen der Welt".

Da passte es durchaus ins Bild, dass erst kürzlich die Deutsche Bank versehentlich 28 Milliarden Euro auf ein Verrechnungskonto überwies. Eigentlich hätte vor der Überweisung eine Sicherheitssoftware greifen müssen, die die Deutsche Bank nach einer früheren Überweisungspanne installiert hatte - tat sie aber nicht. 2016 kämpfte das Institut überdies schon einmal mit Problemen - damals waren Beträge auf die Kunden doppelt gebucht worden. Für die Kunden konnte das mitunter weitreichende Folgen haben: Hatten sie nicht genügend Geld auf dem Konto, rutschten sie durch die doppelte Buchung ins Minus und erhielten womöglich an den Automaten kein Geld mehr. Mehr als 13 Millionen Buchungen auf 2,9 Millionen Konten sollen damals nach Angaben der Bank falsch angezeigt worden sein.

Im gleichen Jahr kämpfte auch die Comdirect-Bank mit Softwareproblemen: Einige Kunden landeten beim Onlinebanking nach dem Login plötzlich in den Konten anderer Leute. Experten begründen solche Vorkommnisse nicht nur mit teils stark veralteter Software - oft ließen sich die Banken auch zu wenig Zeit, um neue Software zu testen.

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