Technik-Meilensteine:Mit diesen Geräten kam das Internet zu den Menschen

Es ist nicht lange her, da war schon das Versenden einer E-Mail etwas ganz Besonderes. Eine Zeitreise zu Rechnerkonsolen und Knochenhandys.

Von Sebastian Gluschak

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(Foto: Honeywell)

Wir haben uns an das Internet gewöhnt. Es ist überall, die Unterscheidung zwischen online und offline erscheint vielen Menschen heutzutage absurd. Der Bundesgerichtshof hat Internetzugang gar zu einem Grundrecht erklärt. Aber wie war es, als die ersten Menschen mit dieser Erfindung in Kontakt kamen? Mit welchen Geräten surften sie im Netz? Eine Reise in die Vergangenheit: 1969 Der Honeywell 316 war einer der ersten Minicomputer und entscheidend für die Verbreitung des Internets. Denn Anfang der 1970er Jahre verband das Arpanet (Advanced Research Project Agency Network), wie die frühe Form des heutigen Netzes hieß, lediglich vier US-Universitäten, die eine für damalige Verhältnisse sehr fortschrittliche IT-Infrastruktur hatten. Mit dem deutlich günstigeren Honeywell 316 konnten dann auch andere Institute an das Netzwerk angeschlossen zu werden. Bis dahin konnte das Arpanet nur wenige Zeichen übermitteln - eine E-Mail senden konnte man 1969 aber noch nicht.

1971

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(Foto: Florian Schäffer, CC-BY-SA 4.0)

Das blieb Ray Tomlinson vorbehalten, der 1971 die erste E-Mail verschickte. Über das Arpanet vernetzte er zwei nebeneinander stehende PDP-10-Kleinrechner der Marke Digital Equipment Corporation. Dabei nutzte Tomlinson auch erstmals das @-Zeichen, um zwischen Nutzername und Rechnername zu unterscheiden. Das Domain-Name-System (DNS) - etwa ".de" oder ".com" - wurde 1983 eingeführt. Übrigens: Zur Herkunft des @-Zeichens kursieren unterschiedliche Theorien.

1973

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(Foto: Xerox)

Der Xerox Alto bedeutete in vielerlei Hinsicht einen Quantensprung für die noch junge Computerindustrie. Und auch für die digitale Kommunikation: Mithilfe des Ethernet-Protokolls konnte der Xerox Alto in einem kabelverbundenen, lokalen Netzwerk (LAN) nun standardisiert E-Mails verschicken. Die Übertragungsrate lag bei drei Megabit pro Sekunde - das ist vergleichbar mit heutigem Bluetooth. Auch neu beim rund 35 000 Dollar teuren Gerät: die erste grafische Benutzeroberfläche sowie die bald nicht mehr wegzudenkende Maus. Der Xerox Alto beeindruckte auch Steve Jobs und Steve Wozniak, viele Funktionen finden sich in Entwicklungen von Apple wieder.

1981

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(Foto: Boffy B., CC BY-SA 3.0)

Der Siegeszug der Personal Computer begann mit dem IBM Modell 5150, der zum Wegbereiter für das Internet wurde. Viele Computerpioniere beharren noch heute darauf, die Technologie und das mitgelieferte DOS-Betriebssystem seien nie revolutionär gewesen. Niedrige Preise und kluge Distribution machten IBM dennoch zum ersten Computer der Massen. Später wurde ein Großteil der IBM-kompatiblen PCs mit Microsoft Windows ausgeliefert. Von 1990 an hatte Windows das Netzwerkprotokoll TCP/IP vorinstalliert. Das ermöglichte erstmals Millionen Privatnutzern, über ihre Rechner miteinander zu kommunizieren.

1983

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(Foto: Thomas Schanz, CC-BY-SA-3.0)

Der HP-150 von Hewlett Packard hatte als erster kommerzieller Computer den Touchscreen - ein visionäres Bedienkonzept. Es handelte sich um einen Röhrenbildschirm von Sony, über dessen Oberfläche ein Raster von Infrarotstrahlen projiziert wurde. Unterbrach man die Strahlen mit einem Finger - oder sonstigen undurchsichtigen Gegenständen - konnte das System Befehle erkennen. Die Optionen waren noch gering, weit entfernt vom heute vertrauten Wischen auf Smartphones.

1988

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(Foto: Deutsche Bundespost)

Zum Start des Integrated-Services-Digital-Network (ISDN) gab die Post eine 80-Pfennig-Briefmarke heraus. Prominent darauf zu sehen: der Computerbildschirm. In den 1980er Jahren entschied Deutschland, die analogen Telefonnetze durch Digitaltechnik zu ersetzen. Das beschleunigte die Datenübertragung und ermöglichte einen Parallelzugang: Auf einer Leitung telefonieren und auf der anderen Surfen! Der ISDN-Anschluss wurde schnell zum Standard. Auf Drängen der Europäischen Gemeinschaft zogen andere Länder nach und führten 1993 das länderübergreifende Euro-ISDN ein.

1999

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(Foto: Weihao Chiu, CC BY-SA 3.0)

Warum ein Kabel, wenn es auch ohne geht? Der "IEEE 802.11a"-Standard machte die Drahtlosübertragung möglich, die auch als Wireless Local Area Network (Wlan) bekannt ist und heutzutage als absoluter Standard der Internetinfrastruktur gilt. Nutzer konnten sich erstmals mit den Geräten innerhalb des Funkbereichs frei bewegen. In den folgenden Jahren etablierten sich auch die Laptops, die schon früh serienmäßig mit Wlan ausgestattet waren.

2000

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(Foto: Duncan Hall, CC BY-SA)

Um die Jahrtausendwende erschien mit dem Nokia 7110 das erste internetfähige Handy. Das Wireless-Application-Protocol (Wap) ermöglichte es erstmals, von unterwegs Webseiten aufzurufen. Wap musste grafische Webseiten mit sehr geringen Übertragungsraten darstellen. Dazu sendeten die WAP-Server komprimierte Binärcodes an die Handys, auf denen Compiler den Quellcode als Webseite auslasen. Leider überzeugten die Seiten selten: Oft litten sie an unübersichtlicher Navigation und mangelnder Geschwindigkeit. Zudem standen hohe Kosten seitens der Netzbetreiber einer flächendeckenden Verbreitung im Weg. Das Handy, das auch ein Auftritt in dem Film Matrix bekannt gemacht hatte, bekam bald mächtige Konkurrenz.

2007

In diesem Jahr präsentierte der langjährige Apple-Chef Steve Jobs das erste iPhone. Der Multi-Touch-Bildschirm dieses Smartphones war für damalige Verhältnisse eine Sensation: Bilder drehen, mit zwei Fingern vergrößern, mit dem Daumen weiterwischen. Das Bedienkonzept eröffnete Entwicklern neue Anwendungsmöglichkeiten, die Smartphone-Apps waren geboren. Fast zeitgleich etablierten Netzbetreiber den Mobilfunkstandard UMTS. Mit dem auch 3G genannten Netz konnten bis zu 42 Megabit pro Sekunde übertragen werden - rund 100-mal mehr als zuvor. Mittlerweile gibt es insgesamt 15 iPhone-Modelle, es wurden mehr als eine Milliarde davon verkauft.

2016

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(Foto: REUTERS)

Die Vernetzung des Alltags geht weiter. Während man bislang das Internet auf Geräten ein- und ausschalten konnte, sollen Smart-Home-Geräte immerzu online sein. Die Vision: Über interaktive Lautsprecher wie den abgebildeten Google Home oder Amazon Echo soll man durch Spracheingabe die gesamte Elektronik des eigenen Haushalts steuern können. Jalousien auf, Licht an, Heizung hoch - man muss es einfach nur sagen. Verbunden sind die Geräte natürlich per Wlan.

Zukunft

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(Foto: AFP)

Was zu Hause funktioniert, darf im Auto nicht fehlen. Autohersteller forschen schon seit Jahren am "Connected Car", dem Auto mit Internetzugang. Mit der Technologie sollen Fahrzeuge untereinander kommunizieren können und mit intelligenter Straßeninfrastruktur vernetzt werden. So lassen sich etwa Unfälle vermeiden, die Fahrer aus der Perspektive hinter dem Steuer kaum voraussehen können. Ein Piepsen könnte Geschwindigkeitsüberschreitungen anzeigen, und das Fahrzeug würde den Fahrer benachrichtigen, wenn Bekannte mit ihrem Auto an der Ampel gegenüber stehen. Wirklich relevant wird diese Technologie, wenn mehr selbstfahrende Fahrzeuge in den Straßenverkehr kommen. In den USA und in Singapur hat diese Zukunft schon begonnen.

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