Roxxxy mag, was ihr Besitzer mag. Sie kann zuhören, reden und Berührungen spüren. Ihre Stimmung ändert sich im Laufe des Tages, wie bei echten Menschen. Sie kann müde sein, in Gesprächslaune oder sie kann Lust haben. Lust auf Sex. Roxxxy ist ein Sexroboter - dem Hersteller True Companion zufolge der erste seiner Art.
Auf den ersten Blick sieht Roxxxy wie eine aufwendig gestaltete Schaufensterpuppe aus, mit Gelenken und Perücke. Doch sie soll mehr sein als eine 7000 Dollar teure bessere Gummipuppe. Sie soll, wie der Name der Firma es andeutet, eine Lebensgefährtin sein, eine Begleiterin. "Sie verhält sich genau wie ein Mensch - sie hört, was du sagst, und spürt, wenn du sie berührst, und reagiert so passend wie möglich", heißt es in der Beschreibung.
Sexroboter, die auch über Aktien sprechen können, sind die nächste Evolutionsstufe
Roxxxy bleibt gern zu Hause und schaut einen Film an, und sie steht auf Sprühsahne. Ihr Aussehen lässt sich personalisieren, von Augen- und Haarfarbe bis hin zu Make-up und Schamhaaren, und sie kommt mit fünf programmierten Persönlichkeiten, darunter die abenteuerlustige "Wild Wendy", die schüchterne, zurückhaltende "Frigid Farrah" und die junge, lernwillige "Young Yoko".
Sex und Technik waren schon immer zwei Bereiche, die sich ergänzt haben - von Pornofilmen bis zu Vibratoren. Sexroboter sind die nächste Evolutionsstufe: Sie bringen künstliche Intelligenz (KI) mit ins Spiel. Roxxxy kann nicht nur über Sex sprechen, sondern auch über Aktien und Fußball, so das Versprechen der Hersteller.
"Wir wollen ein Wesen entwickeln, mit dem man sich gerne unterhalten will."
Auch Matt McMullen arbeitet mit seinem Unternehmen Real Doll an einem Sexroboter. Silikonpuppen stellt das Unternehmen schon seit knapp 20 Jahren her, nun sollen die leblosen Figuren denken und sprechen lernen. "Der erste Schritt ist eine Software, die Unterhaltungen führen, von ihrem Gesprächspartner lernen und sich wichtige Fakten über ihn merken kann", sagt McMullen. Diese künstliche Intelligenz wird auf einem Smartphone oder Tablet laufen und über die Cloud mit einer Datenbank verbunden sein.
Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert
Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.
Er rechnet damit, dass sie bis zum Jahresende fertig programmiert sein wird. Schritt zwei ist dann der Roboter selbst: "Wir arbeiten gerade daran, Kopf und Gesicht zu animieren", 2017 sollen KI und Roboter miteinander verbunden werden können. Der dritte und finale Schritt ist dann die Integration von Virtual Reality - aber bis das so weit ist, dürfte es noch einige Jahre dauern, glaubt McMullen. Seine Priorität liegt auf den ersten beiden Entwicklungen.
"Wir wollen ein Wesen entwickeln, mit dem man sich gerne unterhalten will und bei dem man gespannt darauf wartet, was es als nächstes sagt", erklärt McMullen am Telefon. Es gehe ihm nicht darum, ob die Puppe historische Fakten aus dem Jahr 1973 herunterbeten kann. "Die meisten Leute werden sie sexuell benutzen wollen, und deshalb konzentrieren wir uns auch größtenteils auf Informationen rund um das Thema Sex. Unsere künstliche Intelligenz wird einzigartig sein, weil sie weiß, wie Dirty Talk funktioniert."
Noch wirkt Roxxxy wenig sexy, doch das könnte sich bald ändern
Bisher sind Sexroboter noch eine Mischung aus Hollywood-Fantasie und überteuertem Spielzeug. Die Stimme von Roxxxy klingt in Präsentationen sehr elektronisch und wenig sexy, die Kopfbewegungen der Roboter-Real-Doll sind noch abgehackt und wirken eher verstörend als erregend. Doch das Interesse scheint bereits vorhanden zu sein. Zumindest gibt es einige Hersteller von Robotern in Japan, die explizit darauf verweisen, dass ihre Haushaltshelfer und Alltagsbegleiter nicht für Sex genutzt werden sollen.
Die vergleichsweise lebensecht wirkenden Sexpuppen, die japanische Firmen wie Kanojo Toys bereits vertreiben, können sich noch nicht bewegen oder gar sprechen, doch bis sie aufgerüstet werden, wird es wohl nur eine Frage der Zeit sein.
Künstliche Intelligenz:Wie Google und Facebook Computern Denken beibringen
Die Unternehmen investieren Hunderte Millionen, um künstliche Intelligenz zu erforschen. Maschinen sollen sehen, hören und verstehen - besser als Menschen.
Bislang sind es vor allem Männer, die sich für Sexroboter interessieren - selbst wenn es neben Roxxxy auch den männlichen Roboter Rocky gibt. Für den großen Erfolg müssen sich die Hersteller nicht nur an der männlichen Zielgruppe orientieren, glaubt Shelly Ronen, die an der New York University zu den sozialen Aspekten von Sex-Technologien forscht: "Der Markt für Sexspielzeug ist nicht gewachsen, weil es lustige, aufblasbare Sexpuppen gibt, sondern weil Frauen Geld für Luxusvibratoren ausgeben."
Frauen seien es, die Sexspielzeug zu Alltagsgegenständen gemacht hätten. "Doch damit diese neuen Produkte erfolgreich werden, müssen sie von Grund auf neu gedacht werden, um auch diese Zielgruppe zu erreichen." Ronen findet die Sexroboter, die aktuell auf dem Markt sind, "ziemlich gruselig". Das liege jedoch auch daran, dass die Technologie noch ganz am Anfang ist. Die künstliche Intelligenz wird weiterentwickelt werden, ebenso wie die Bewegungsfähigkeit der Roboter selbst.
"Dass Menschen Sex mit einem Roboter haben wollen, zeigt, was in der Gesellschaft schiefläuft."
Eine Entwicklung, gegen die sich bereits Widerstand regt: "Sexroboter sind äußerst sexualisiert und aus einer extrem männlichen Perspektive heraus entwickelt", sagt etwa Kathleen Richardson. Richardson forscht an der De Montfort University in Leicester zum Thema Roboter und Ethik, und sie ist Initiatorin der sogenannten "Kampagne gegen Sexroboter". "Sie sind so programmiert, dass sie immer Lust haben, nie widersprechen und nur darauf aus sind, männliche Lust zu befriedigen. Das zeigt uns auf sehr verstörende Art und Weise, wie Frauen in unserer Gesellschaft als Sexobjekte gesehen werden."
Richardson kritisiert, dass die Verbreitung von Sexrobotern eine Entwicklung verstärkt, bei der Frauen nicht mehr als Menschen gesehen werden, sondern nur noch als Objekte, die dazu da sind, die Bedürfnisse von reichen Männern mit Macht zu erfüllen. "Dass Menschen überhaupt Sex mit einem Roboter haben wollen, zeigt uns, was in unserer Gesellschaft schiefläuft."
Die Frage der Zukunft: Werden Roboter menschliche Intimität ersetzen?
Die Hersteller sehen diese Kritik gelassen. McMullen glaubt nicht, dass seine Real Doll der Gesellschaft schaden wird. Auch Forscherin Ronen hält die Ängste der Kampagnen-Autoren für übertrieben: "Nur weil man Dinge wie Pornografie verbietet, wird das nicht das Bedürfnis danach beseitigen." Eine Kampagne gegen den sexuellen Gebrauch von Technologie erscheint ihr nicht sinnvoll: "Die Menschen haben Angst davor, dass solche Roboter menschliche Intimität ersetzen, doch das wird nicht passieren", sagt Ronen. "Stattdessen werden sie Sexspielzeuge wie Vibratoren ablösen, die in einer Schublade liegen und allein oder mit dem Partner benutzt werden."
Sie glaubt, dass Sexroboter in ein paar Jahren selbstverständlicher Teil jedes Haushaltes sein könnten, vorausgesetzt, die Preise sinken und die gesellschaftliche Akzeptanz steigt. "Es ist natürlich schwer, die Zukunft vorherzusagen", sagt Ronen, "aber es kann gut sein, dass Sexroboter etwas ganz Alltägliches werden".