Was einmal als langfristige Beziehung gedacht war, wurde dann doch nur zu einem Intermezzo. Eigentlich kennt man das eher von Spitzenfußballern, dass sie einem Verein trotz aller Treueschwüre dann doch schnell wieder den Rücken kehren, wenn woanders ein besseres Angebot lockt oder sie den größten Teil der Spielzeit auf der Ersatzbank sitzen. Doch bei der Liaison zwischen Manchester und Göppingen, dem großen weltbekannten Fußballverein und der kleinen schwäbischen Softwarefirma Teamviewer, kündigte nicht Superstar Cristiano Ronaldo seinen Abgang an, sondern der Trikotsponsor.
Gerade mal ein Jahr läuft die Partnerschaft zwischen Teamviewer und Manchester United. Jetzt verkündete die schwäbische IT-Firma überraschend, den Vertrag nach den vereinbarten fünf Jahren 2026 auslaufen zu lassen. Dabei hatte Teamviewer-Vorstandschef Oliver Steil den Deal immer vehement verteidigt. Wirklich gut kam die Partnerschaft, die etwa 48 Millionen Euro pro Jahr kosten dürfte, bei den Investoren nie an. Irgendwie größenwahnsinnig wirkte das: eine eher unbekannte Marke als Logo auf dem Trikot einer umso bekannteren Fußballmannschaft.
Eine enorme Marketingwirkung hätte das für Teamviewer, rechtfertigte Steil die Millionen-Ausgaben. Denn: "Fußball interessiert einfach jeden". Und noch im Sommer 2021 betonte er, wie toll sich das Sport-Sponsoring seines Unternehmens, das neben dem Fußballklub auch das Formel-1-Team von Mercedes umfasst, sich schon auszahle - aber Steil sagte auch, dass so was natürlich langfristig gedacht werden müsse. Der Meinung ist man jetzt offenbar nicht mehr.
Investoren waren noch nie begeistert von dem Marketing-Deal mit Manchester
Analysten sahen das schon damals anders. Denn die riesigen Marketing-Ausgaben schmälern den Gewinn. Der Börsenkurs von Teamviewer gab auch deshalb kurz nach Bekanntgabe des Sponsorings nach und erholte sich seitdem nicht mehr. Innerhalb von anderthalb Jahren haben die Aktien knapp 80 Prozent ihres Werts eingebüßt. Dazu passt, dass Manchester United ebenfalls an Strahlkraft verloren hat. Zwar sind die "Red Devils" nach wie vor eine weltweit bekannte Marke, die in England zudem die meisten Mitglieder hinter sich weiß. Sportlich haben die Stadtnachbarn von City und der Rivale aus Liverpool United aber zuletzt abgehängt.
Bei Teamviewer wiederum entwickelte sich das Geschäft nicht so gut, wie sich die Firma das Anfang 2021 erhofft hatte. Beim Abschluss des Manchester-Deals sei man von einem jährlichen Wachstum von 20 Prozent ausgegangen, sagte der scheidende Finanzchef Stefan Gaiser in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Doch es lief deutlich schlechter. Am Mittwoch gab Teamviewer bekannt, dass bei den abgerechneten Umsätzen in diesem Jahr nur das untere Ende der Prognose von 630 bis 650 Millionen Euro erreicht wird - das wären rund 15 Prozent.
"Wir haben weiterhin eine gute Nachfrage, aber alles ist langsamer", sagte Firmenchef Oliver Steil. Die Entscheidungsprozesse zögen sich in die Länge: "Man muss mit mehr Kunden sprechen und an mehr Türen klopfen. Es geht darum, mehr Eisen im Feuer zu haben. Für die zweite Jahreshälfte sieht es aber vernünftig aus."