Süddeutsche Zeitung

Teamviewer :Kurzer Höhenflug

Die ersten Quartalszahlen fallen positiv aus. Dennoch verharrt die Aktie in der Nähe des Ausgabekurses.

Von Stefan Mayr, Göppingen

Bislang waren die Aktionäre eher zurückhaltend bis skeptisch. Seit seinem Börsengang am 26. September hat sich das Papier des Software-Herstellers Teamviewer allenfalls seitwärts bewegt, mit leichter Neigung nach unten. Doch am Montag ging die Kurve steil nach oben, die Anteilsscheine stiegen zeitweise um bis zu sieben Prozent erstmals über den Ausgabekurs auf ein neues Allzeithoch von 27 Euro. Grund des Höhenflugs: Das Unternehmen aus dem schwäbischen Göppingen hat erstmals Quartalszahlen vorgelegt und dabei die Erwartungen übertroffen.

Teamviewer-Chef Oliver Steil konnte von einem rasanten Wachstum berichten. Die abgerechneten Umsätze stiegen im dritten Quartal um 63 Prozent auf 83 Millionen Euro. Dabei sprang das um einmalige Posten bereinigte operative Ergebnis (Cash-Ebitda) sogar um 95 Prozent auf 46 Millionen. Entsprechend stolz fasste Steil die ersten Ergebnisse als börsennotiertes Unternehmen zusammen: "Sie unterstreichen unser starkes Finanzprofil, das hohes Wachstum mit hoher Profitabilität vereint." Unter dem Strich vermeldete Steil ein Ergebnis von 14 Millionen Euro, das sind 40 Prozent mehr als im Vorjahres-Quartal.

Für das komplette Geschäftsjahr 2019 bestätigte Steil seine bisherige Prognose: Bei den in Rechnung gestellten Umsätzen strebt er bis zu 320 Millionen Euro an, damit würde er das obere Ende des angepeilten Korridors erreichen. Beim Cash-Ebitda will Steil den mittleren Bereich der Prognose von 177 bis 183 Millionen erreichen.

Teamviewer wurde 2005 gegründet, der Name war kein Zufall: Das Unternehmen bot Software für Videokonferenzen via Internet an, mit der sich Firmen teure Geschäftsreisen sparen können. Heute hat die Firma 800 Mitarbeiter und verbindet Computer auch zur Fernwartung oder zur Fernsteuerung von Maschinen. Der Börsengang im September war der größte Europas in diesem Jahr: Der Emissionserlös betrug 2,21 Milliarden Euro, somit wurde das Unternehmen auf 5,25 Milliarden bewertet. Damit machte Eigentümer Permira kräftig Kasse. Der Finanzinvestor aus London hatte Teamviewer 2014 für 870 Millionen Euro gekauft. Jetzt strich er weit mehr als das Doppelte ein - und hält immer noch etwa 60 Prozent der Aktien.

Demnächst könnte Teamviewer in den Nebenwertindex M-Dax aufsteigen, wenn im Dezember die Index-Zusammensetzungen überprüft werden. Im Laufe des Montags schwächte sich der Kursanstieg allerdings wieder ab und pendelte sich ziemlich genau dort ein, wo die Aktie vor sechs Wochen startete - beim Ausgabekurs von 26,25 Euro. Wohin die Reise künftig geht, bleibt offen. Ob das Wachstum langfristig anhält, ist angesichts des hochvolatilen Software-Marktes unsicher.

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Quelle:
SZ vom 12.11.2019
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