Richtig unter Strom steht die Frau nicht. Leise friert sie vor einem Tchibo-Laden in Hamburgs Innenstadt vor sich hin. Nur ihre grüne Schirmmütze leuchtet. "Jetzt wechseln", steht drauf. "Grüner Strom zum Tchibo Tarif."
Öko-Strom vom Kaffeeröster? Im Geschäft steht zwischen T-Shirts und Schoko-Muffins ein Werbeaufsteller aus Pappe. Er erzählt davon, wie Tchibo seit Montag Geld verdienen will mit grünem Strom. Die Käufer sind ja Vielfalt gewohnt. Neben Männerunterhosen oder Tischdecken vertickt Tchibo schließlich auch Reisen, Handys und Versicherungen. Beim Kauf von Bester Bohne oder dem Umtausch der engen Unterhose kann jetzt zugleich der Strom gewechselt werden. Verkaufen tut der Kaffeeröster Strom aus Wasserkraftwerken in Norwegen.
Damit der Deutsche da mitmacht, lockt der Hamburger Konzern mit Billigangeboten: Der Preis liege "größtenteils unter den lokalen Basistarifen" der großen Versorger, die ihre Energie aus Kohle, Gas oder Atomkraft beziehen. Das verspricht die frierende Frau mit der Kappe.
Ausgezeichnet ist der Strom mit einem Siegel. Hinter ihm verbergen sich das Öko-Institut, die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen und der WWF Deutschland. Sie wollen garantieren, dass mit den Umsätzen der Ausbau erneuerbarer Energien gefördert wird.
Während manche Passanten noch misstrauisch schauen, kommt Lob vom Verbraucher-Internetportal Verivox. Das Angebot bringe Bewegung in den Markt, sagt eine Sprecherin. Schließlich beziehen erst sechs Prozent der Haushalte Strom aus erneuerbaren Energiequellen.
Bis es mehr werden, könnte es dauern: Am Montag hatte in Hamburg kaum ein Kunde einen Zettel ausgefüllt, um von Tchibo ein schriftliches Angebot zu erhalten.