Warnstreik bei der Lufthansa:Verdi-Chef Bsirske kündigt weitere Proteste an

Frankfurt, München, Düsseldorf, Berlin, Hamburg: Fast alle großen deutschen Flughäfen waren vom Warnstreik der Lufthansa betroffen. Mehr als 700 Flüge fielen aus. Verspätungen dürften sich bis weit in den Nachmittag hinein auswirken - und Gewerkschafts-Chef Bsirske droht schon mit weiteren Aktionen.

Die Lufthansa hat am Donnerstagmorgen die meisten Flüge in Deutschland und Europa wegen eines Warnstreiks gestrichen. Betroffen waren die Verbindungen ab Frankfurt, Hamburg, Berlin, München, Düsseldorf und Köln, sagte ein Konzernsprecher. Insgesamt fielen am Donnerstag knapp 700 Flüge aus. Interkontinental-Flüge sollten dagegen weitgehend stattfinden.

Verantwortlich für die Störungen im Flugplan ist ein Ausstand der Verdi-Beschäftigten bei Deutschlands größter Fluggesellschaft. Die Gewerkschaft rief ihre Mitglieder bei Lufthansa auf, am Donnerstagmorgen ab 5 Uhr die Arbeit niederzulegen. Seit 12 Uhr ist der Streik beendet, doch Verspätungen dürften sich bis in den Nachmittag hinein auswirken. Passagiere können sich unter www.lufthansa.de über den Status ihres Fluges informieren.

So sah die Situation an den verschiedenen Flughäfen aus:

  • Schwerpunkt der Streikaktion ist der Frankfurter Flughafen. Dort wurden alle Lufthansa-Flüge annulliert.
  • In München fallen etwa 240 Flüge aus. Betroffen seien sowohl Starts als auch Landungen, sagte am Morgen ein Flughafensprecher. Die meisten Passagiere seien vorher informiert worden und gar nicht erst zum Flughafen gekommen. Von Mittag an sollen die Flüge ab München wieder nach Plan starten.
  • In Hamburg sind 70 Flüge betroffen. Die Gewerkschaft sprach von einer hohen Streikbeteiligung. Kurz nach sieben Uhr hätten fast alle Lufthansa-Mitarbeiter am Terminal die Arbeit niedergelegt, sagte Verdi-Sprecherin Janine Peltier. Von sonst bis zu 20 Check-in-Schaltern im Terminal blieb nur ein einziger für die Kunden der Lufthansa geöffnet. In einer Schlange warteten dort etwa 100 Menschen - viele hofften, ihren Flug noch umbuchen zu können.
  • In Berlin-Tegel sollen bis zum Mittag etwa 50 Flüge ausfallen. Der Airport in Schönefeld ist nicht betroffen. Dorthin fliegt Lufthansa nicht.

Hintergrund des Streiks waren die Tarifverhandlungen für etwa 33.000 Lufthansa-Mitarbeiter vor allem aus den Technik- und Serviceeinheiten. Die Gewerkschaft verlangt 5,2 Prozent mehr Geld und Kündigungsschutz. Die Fluggesellschaft hat hingegen von den Arbeitnehmern Nullrunden und längere Arbeitszeiten als Sparbeiträge gefordert. Ein Lufthansa-Sprecher bezeichnete den Warnstreik als "völlig überflüssig und unverhältnismäßig".

Mit dem Warnstreik will Verdi den Druck auf den Arbeitgeber erhöhen. Gewerkschaftssprecherin Janine Peltier aus Hamburg sieht angesichts der unterschiedlichen Vorstellungen der Gewerkschaft und des Lufthansa-Konzerns derzeit kaum Chancen für eine schnelle Einigung: "Wir empfinden die Forderung vom Arbeitgeber auch als Provokation gegenüber der Gewerkschaft. Wenn wir jetzt nicht Stärke zeigen, dann wird das ganz, ganz schwierig, sich überhaupt zu einigen." Eine zweite Verhandlungsrunde ist am Freitag in Seeheim bei Frankfurt geplant.

Verdi-Chef Frank Bsirske hat unterdessen weitere Protestaktionen der Lufthansa-Beschäftigten angekündigt, sollte sich der Konzern im Tarifstreit nicht auf die Arbeitnehmer zubewegen: "Wer uns nicht ernst nimmt, kriegt uns danach ernsthaft zu spüren", sagte Bsirske bei einer Kundgebung vor der Lufthansa-Basis am Hamburger Flughafen.

Bsirske forderte Lohnzuwachs, Arbeitsplatzsicherung und Verbesserungen für Azubis. Der Konzern sei darauf bislang nicht eingegangen. "All das, was uns wichtig ist, ist für den Vorstand ein rotes Tuch", sagte Bsirske. Zu der Kundgebung kamen nach Gewerkschaftsangaben etwa 4000 Menschen. Mit Trillerpfeifen und Plakaten machten sie ihrem Ärger über die Firmenführung und die Lufthansa-Sparpläne Luft. "Das ist ein Programm des erklärten Lohnraubs" sagte Bsirske.

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