Tarifstreit im Flugverkehr:Lufthansa und Flugbegleiter vereinbaren Schlichtung

Nun geht es an den Verhandlungstisch: Die Gewerkschaft Ufo setzt die Streiks an deutschen Flughäfen aus und geht in Schlichtungsgespräche. Zuvor hat die Lufthansa ein wichtiges Zugeständnis gemacht.

Die Lufthansa und die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo haben eine Schlichtung vereinbart. Die Streiks werden ausgesetzt, sagte Gewerkschaftschef Nicoley Baublies am Freitag in Frankfurt. Gegenstand des Schlichtungsverfahrens sind insbesondere "der Vergütungstarifvertrag für das Kabinenpersonal" und der "Tarifvertrag Ergebnisbeteiligung für das Kabinenpersonal", erklärte die Lufthansa. Beide Seiten würden bis Mittwoch ein Schlichtungsabkommen unterzeichnen.

Zuvor hatte das Luftfahrtunternehmen eine Kernforderung ihrer streikenden Flugbegleiter erfüllt: Das Unternehmen hat zugesagt, auf seinen Berlin-Flügen keine geringer entlohnten Leiharbeiter mehr einsetzen und diesen Beschäftigten Übernahmeangebote zu unterbreiten.

"Lufthansa verzichtet einseitig, auf absehbare Zeit und ohne weitere Vorbedingungen auf den Einsatz von externen Kabinencrews in Berlin", erklärte Vorstandschef Christoph Franz. Die Kräfte der Aviation Power sollen im kommenden Jahr ein Übernahmeangebot erhalten, teilte die Fluggesellschaft in Frankfurt mit.

Der Ufo-Vorsitzende Nicoley Baublies hatte den ganzen Tag über auf neue Kontakte gedrängt und schließlich bekanntgegeben, dass man sich zu Gesprächen treffe. Er sei bereit, sofort gemeinsam einen Schlichter zu suchen. Für den Posten des Schlichters kursierten am Freitag bereits erste Namen: Zu den genannten Personen zählen der frühere SPD-Chef Franz Müntefering und der ehemalige Verfassungsgerichtspräsident Hans-Jürgen Papier.

Die Gewerkschaft fordert neben ihrem Kampf gegen die Auslagerung von Stellen Gehaltserhöhungen um fünf Prozent bei einer Laufzeit von 15 Monaten. Die Lufthansa hat dagegen eine Erhöhung um 3,5 Prozent über drei Jahre angeboten. Bisher hatte die Lufthansa erklärt, dass nur über die Löhne gesprochen werden könne.

Ufo-Chef Nicoley Baublies und Lufthansa-Passagevorstand Peter Gerber hatten am Nachmittag ein erstes Sondierungsgespräch seit Streikbeginn begonnen. Zuvor hatte Baublies den Lufthansa-Passagieren Hoffnung gemacht: "Das könnte der letzte Streiktag sein", hatte er vor dem Gespräch gesagt. Zumindest in den nächsten Tagen könne er Streiks ausschließen.

Obwohl die Lufthansa-Flugbegleiter am Freitag erstmals bundesweit und ganztags die Arbeit niederlegten, blieb an den Flughäfen das große Chaos aus. Dafür bildeten sich vor den Bahnschaltern lange Schlangen. "Die Lage an allen Flughäfen ist sehr entspannt", sagte ein Lufthansa-Sprecher.

Die Lufthansa musste am Freitag nach eigenen Angaben weniger Flüge streichen als ursprünglich erwartet. "Wir sind optimistisch, heute rund die Hälfte unserer 1800 Flüge durchführen zu können", bekräftigte ein Lufthansa-Sprecher am Abend. Zuvor war Deutschlands größte Fluglinie noch davon ausgegangen, rund zwei Drittel ihrer Verbindungen streichen zu müssen. Dennoch waren von dem ganztägigen Ausstand über 100.000 Passagiere betroffen. Und auch nach Ende des Streiks dürften nach Einschätzung der Lufthansa noch Flüge ausfallen. Jedoch werde der Flugbetrieb am Samstag wieder annähernd normal laufen. Bei den Lufthansa Töchtern wie Austrian, Swiss oder Germanwings wurde nicht gestreikt.

Auf den Berlin Strecken setzt die Lufthansa bereits seit Monaten gegen den heftigen Protest der Gewerkschaft rund 200 Leihstewardessen und -stewards ein, um die Kosten zu drücken. Positiver Nebeneffekt für die Airline: Da sie bei einer Zeitarbeitsfirma angestellt sind, dürfen sie nicht streiken.

Mit dem Einsatz von Leiharbeitern kann Lufthansa nach eigenen Angaben ein Fünftel der Kosten sparen. Diese bekommen zwar das gleiche Gehalt wie Festangestellte, haben aber nur befristete Verträge. "Dagegen kämpfen wir, weil das die Belegschaft spaltet", sagte eine 28 jährige Stewardess, die ungenannt bleiben wollte. Diese Kollegen hätten keine Chance, mehr Geld zu verdienen, da Gehaltserhöhungen an die Dienstzeit gebunden seien, kritisiert sie. Das Einstiegsgehalt liege bei 1800 Euro im Monat - brutto.

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