Tarifstreit in der Metall- und Elektroindustrie:Streikwoche der Metaller beginnt im Südwesten

Die Warnstreikwelle in der Metall- und Elektroindustrie hat am Montagmorgen den Südwesten erreicht. Arbeitnehmervertreter kündigen einen der härtesten Arbeitskämpfe seit langem an.

Jetzt wird's ernst - das ist die Botschaft der Arbeitnehmer im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie. "Ich glaube, wir werden einen der härtesten Arbeitskämpfe bekommen, den wir je hatten", sagt der Betriebsratsvorsitzende von Porsche, Uwe Hück dem Spiegel. Die Streikwoche hat an diesem Montagmorgen mit Arbeitsniederlegungen in Baden-Württemberg begonnen. Bereits in der Nacht zum Sonntag waren unmittelbar nach Ablauf der Friedenspflicht Beschäftigte in mehreren Ländern in einen Warnstreik getreten.

Die IG Metall in Frankfurt sprach von etwa 2500 Teilnehmern, etwa die Hälfte davon in Bayern. In Niedersachsen legten etwa 500 Beschäftigte die Arbeit kurzfristig nieder. In Berlin traten 200 Mitarbeiter im Osram-Werk in den Ausstand. Auch im rheinland-pfälzischen Andernach kam es zu Warnstreiks.

Die IG Metall fordert 6,5 Prozent mehr Lohn für zwölf Monate und mehr Mitbestimmung bei der Leiharbeit sowie die unbefristete Übernahme von Ausgebildeten. Die Arbeitgeber bieten bislang drei Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 14 Monaten. Der Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber, bezeichnete das Angebot als Provokation und forderte "ein Angebot, das die Beschäftigten und ihre Leistung ernst nimmt". Huber kündigte ab Mitte der Woche bundesweit massive Warnstreiks an. Dann dürften sich Zehntausende an den Aktionen beteiligen.

Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Michael Sommer, bekräftigte seine Forderung im Tarifstreit: "Es ist der richtige Moment für starke Lohnerhöhungen in der Metall- und Elektroindustrie und darüber hinaus. Höhere Löhne stärken die Binnenkonjunktur", sagte er der Passauer Neuen Presse. Die Arbeitgeber wüssten, dass die IG Metall kampfbereit und kampferprobt sei. "Der Abschluss wird dann ein klares Signal für alle weiteren Tarifverhandlungen, wie zum Beispiel bei Chemie, in diesem Jahr setzen."

Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, kritisierte die Arbeitsniederlegungen als unnötige Machtdemonstration: "Die IG Metall hat schon mit Warnstreiks und einem möglichen Arbeitskampf gedroht, noch bevor sie ihre Forderung beschlossen hat", sagte er der Online-Ausgabe der Tageszeitung Die Welt. "Das zeigt, wie wenig die Warnstreiks mit der Sache zu tun haben." Zugleich verteidigte er das Angebot der Arbeitgeber. "Unser Angebot bedeutet nicht nur eine spürbare Reallohnsteigerung, es schöpft sogar den von den Gewerkschaften selbst definierten Verteilungsspielraum aus."

Die IG Metall droht mit Eskalation: "Wenn in den nächsten Verhandlungen keine Lösung in Sicht ist, werden wir die Rote Karte ziehen", sagte der baden-württembergische Verhandlungsführer Jörg Hofmann dem Berliner Tagesspiegel. Die Branche "boomt ohne Ende", sagte er. "Manche Arbeitgeber haben offensichtlich noch nicht verstanden, dass die Branche einen Arbeitskampf in dieser Situation überhaupt nicht brauchen kann."

In der kommenden Woche werden die Verhandlungen in vierter Runde fortgesetzt. Den Start macht das wichtige Tarifgebiet Baden-Württemberg am 8. Mai, Bayern und Nordrhein-Westfalen sind am 10. und 11. Mai an der Reihe.

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