Tarifrunde:Ärzte pokern um mehr Gehalt

Durchschnittlich zehn Prozent mehr Lohn und eine sofortige Anhebung der Ostgehälter auf das Westniveau - das erhofft sich der Marburger Bund von der Tarifrunde.

Begleitet von Streikdrohungen haben die Ärztegewerkschaft Marburger Bund und die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) am Montag die Tarifverhandlungen für die rund 55.000 Ärzte an kommunalen Krankenhäusern aufgenommen. Der Marburger Bund fordert für die Mediziner Einkommensverbesserungen von durchschnittlich 10,2 Prozent. Außerdem verlangt die Gewerkschaft eine sofortige Anhebung der Ostgehälter auf das Westniveau.

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(Foto: Foto: dpa)

Die Arbeitgeber haben bislang kein Angebot vorgelegt und nach Angaben ihres Verhandlungsführers Joachim Finklenburg auch keines für die auf fünf Stunden angelegten Gespräche nach Düsseldorf mitgebracht. Die Arbeitgeber warnen vor weiteren Kostensteigerungen, da diese zu Arbeitsplatzabbau führen würden. Der Marburger Bund will mit besserer Entlohnung die Ärzteflucht ins Ausland verringern.

Vor dem Start der Verhandlungen drohte die Ärztegewerkschaft mit Streiks in Krankenhäusern, falls es kein befriedigendes Ergebnis gebe. Der Vorsitzende Rudolf Henke sagte im ZDF, die Ärzte strebten eine Einigung am Verhandlungstisch an, aber: "Wir werden uns nicht an der Nase herumführen lassen." Die Ärzte hätten bereits bei der vorangegangenen Tarifrunde gezeigt, dass sie kämpfen könnten, wenn die Arbeitgeber ihnen keine Wahl ließen.

Ärzte lassen Argumentation nicht gelten

Die VKA hatte die Forderung allerdings bereits entschieden zurückgewiesen. Ihr Verhandlungsführer Joachim Finklenburg sagte, es gebe derzeit keinen Spielraum. Jeder Prozentpunkt Einkommenssteigerung führe zu einem weiteren Abbau von Arbeitsplätzen, zum Verkauf oder zur Schließung von Krankenhäusern und damit zu einer Verschlechterung der Krankenhausversorgung, warnten die Arbeitgeber. "Wir wollen keine Krankenhäuser haben, in denen Patienten ihre Angehörigen zur Pflege mitbringen müssen", fügte Finklenburg im Radiosender MDR Info hinzu: "An diesem Punkt sind wir langsam."

Der Marburger Bund ließ diese Argumentation allerdings nicht gelten. "Krankenschwestern, Krankenpfleger, Ärzte sollen überhaupt keinen Zusatzpfennig kriegen. Damit sind wir nicht einverstanden", sagte Henke. Die Kommunen hätten ihre Finanzsituation in den vergangenen Jahren deutlich verbessert.

Zudem liege eine bessere Bezahlung der Ärzte auch im Interesse der Krankenhäuser, denn sonst drohe ein Ärztemangel. "Wir müssen in den nächsten Jahren fast 10.000 Ärzte ersetzen", sagte Henke. Doch gingen viele deutsche Mediziner lieber ins Ausland, wo sie deutlich bessere Verdienstaussichten hätten. Wenn die kommunalen Krankenhäuser in Zukunft Schwierigkeiten hätten, die Stellen neu zu besetzen, sei das auch schlecht für die Patienten, sagte Henke.

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