Tarifkonflikt:Streik bei Germanwings

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Ufo-Flugbegleiter bei einem Streik im Dezember 2019. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Die Flugbegleitergewerkschaft UFO lässt bei der Lufthansa-Tochter drei Tage lang die Arbeit niederlegen - von Montag, null Uhr, bis Mittwoch, 24 Uhr. Und sie droht mit weiteren Schritten

Von Detlef Esslinger, München

Wer bei der Lufthansa-Tochter Germanwings zwischen Montag, null Uhr, und Neujahr, 24 Uhr, einen Flug gebucht hat, muss damit rechnen, dass dieser ausfällt: Die Unabhängige Flugbegleiter-Organisation (UFO) hat für diese 72 Stunden am Freitagabend Streiks angekündigt. Eine weitere Eskalation ist möglich. UFO-Vize Daniel Flohr sagte im Youtube-Kanal der Gewerkschaft: "Bleibt ein Einlenken (des Arbeitgebers, d.Red.) weiterhin aus, werden wir auch vor dem 2. Januar gegebenenfalls zu weiteren Arbeitskampfmaßnahmen aufrufen." Konkreter wurde er allerdings nicht. Auch blieb offen, ob UFO den Arbeitskampf auf andere Fluglinien des Lufthansa-Konzerns ausweiten würde.

Streiks in dem Konzern waren bereits vor Weihnachten für den Jahreswechsel angekündigt worden. Indem die Gewerkschaft sich jedoch damit für einen Vorlauf von mehr als einer Woche entschied, wollte sie offenbar zwei Schlichtern eine Chance geben. Bei ihnen handelt es sich um Matthias Platzeck (SPD), den früheren Ministerpräsidenten von Brandenburg, sowie Frank-Jürgen Weise, den Ex-Chef der Bundesagentur für Arbeit. Nach UFO-Angaben haben beide "über Weihnachten und auch am Freitag noch" versucht, "mit Vorschlägen zu Inhalten und Vorgehensweisen zu einer Lösung zu kommen". Nichts davon sei jedoch von der Lufthansa aufgenommen worden, Gespräche seien "gar nicht erst" zustande gekommen.

Der Konflikt schwelt seit Monaten; lange Zeit ging es auch darum, ob der Konzern in der Gewerkschaft überhaupt einen legitimierten Verhandlungspartner sieht. Nun hat man sich zwar auf Tarifverhandlungen verständigt, auf viel mehr aber offenbar nicht. Weder kommen die Verhandlungen in der Sache wirklich voran, noch können die beiden Schlichter ernsthaft agieren. Was Platzeck und Weise über Weihnachten unternahmen, hatte lediglich informellen Charakter - die Kontrahenten konnten sich zwar auf diese beiden Personen einigen, nicht aber auf eine Schlichtungsvereinbarung. Und nur weil diese fehlt, kann UFO jetzt überhaupt zum Streik aufrufen. Liefe bereits eine reguläre Schlichtung, bestünde für die Gewerkschaft Friedenspflicht.

UFO-Vize Flohr warf der Lufthansa vor, den Mitarbeitern "keine klare Perspektive für die Zukunft ihres Flugbetriebs zu geben". Über die Vorschläge, die Platzeck und Weise gemacht haben sollen, sagte er nichts. Man habe sich auf Vertraulichkeit verständigt. Für den Lufhansa-Konzern äußerte sich am Abend die Tochterfirma Eurowings, deren Teil Germanwings ist. Man habe UFO eine "Moderation" aller offenen Tarifthemen angeboten. Die Gewerkschaft habe dies jedoch leider abgelehnt. Daher seien die Streiks "in keiner Weise nachvollziehbar". Ob es auch zu Streiks bei anderen Lufthansa-Firmen kommen wird, lässt sich noch nicht sagen. Ungefährdet sind Flüge von Lufthansa City Line sowie Sun Express. Dort laufen "normale Tarifverhandlungen", sagte Flohr, für Streiks gebe es keine Notwendigkeit. Bei Eurowings wiederum seien die Gespräche "noch nicht abschließend gescheitert" - und bei der Kernmarke Lufthansa seien sie "am allerschwierigsten".

© SZ vom 28.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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