Tarifkonflikt:Dobrindt ruft Lufthansa und Piloten zu schneller Einigung auf

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Es könnte der größte Streik in der Geschichte der Lufthansa werden: Von Mittwoch bis Freitag fallen 3800 Flüge fallen aus, 425 000 Passagiere sind betroffen. Scharfe Kritik kommt aus Politik und Wirtschaft - Bundesverkehrsminister Dobrindt pocht auf eine schnelle Einigung.

Zu Beginn des auf drei Tage angesetzten Pilotenstreiks bei der Lufthansa hat die Bundesregierung das Unternehmen und die Gewerkschaft Cockpit zu einer raschen Tarifeinigung aufgerufen. "Jeder Tag mit Streik schränkt die Mobilität Hunderttausender Menschen ein", sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) der Bild-Zeitung. "Eine schnelle Lösung des Konflikts" sei "geboten" und "auch im Interesse der Tarifparteien".

Von Mittwoch bis Freitag wollen die Piloten jeweils ganztägig gegen Einschnitte bei der Übergangsversorgung vor dem Renteneintritt streiken. 3800 Flüge fallen aus, etwa 425.000 Passagiere sind betroffen. Die Kosten des Streiks schätzt die Lufthansa auf einen zweistelligen Millionenbetrag pro Tag. Die Piloten kämpfen gegen Einschnitte bei der sogenannten Übergangsversorgung, einer Art Frührente. Bislang können Piloten bereits mit 55 Jahren aufhören zu fliegen, die Lufthansa bezahlt dann bis zum Renteneintritt die Übergangsversorgung in Höhe von bis zu 60 Prozent des Bruttoverdiensts. Die Fluggesellschaft will das Austrittsalter aber auf lange Sicht auf 60 Jahre anheben. Neu eingestellte Piloten sollen sich zudem an der bislang vom Arbeitgeber finanzierten Leistung beteiligen.

Betroffene Passagiere werden umgebucht

Betroffene Passagiere, die ihre Kontaktdaten bei der Lufthansa hinterlassen haben, werden direkt per SMS oder E-Mail informiert. Im Internet informiert das Unternehmen unter lh.com und germanwings.com. Lufthansa bucht den Angaben zufolge betroffene Kunden auf andere Fluggesellschaften um; bei innerdeutschen Flügen können Passagiere ihr Ticket gegen eine Fahrkarte der Deutschen Bahn umtauschen.

Die Lufthansa-Töchter Swiss, Austrian, Eurowings, CityLine und Air Dolomiti sowie Brussels Airlines sollen auf den Strecken nach Deutschland nach Möglichkeit größere Flugzeuge einsetzen, um so möglichst viele umgebuchte Lufthansa-Passagiere an ihre Ziele zu bringen. Auf den Flughäfen in Frankfurt am Main und München kümmern sich zusätzliche Mitarbeiter um die Passagiere.

Feldbetten für gestrandete Reisende

Bereits am frühen Mittwochmorgen waren erste Auswirkungen zu sehen: "Es sind deutlich weniger Leute da", sagte ein Sprecher des Flughafens in München. Ein größeres Chaos erwarte man heute aber nicht. Die Drehkreuz-Flughäfen München und Frankfurt bereiteten sich allerdings darauf vor, dass Transitreisende ohne Schengen-Visum in den Transitbereichen festsitzen könnten. "Mit ein paar Gestrandeten wird man rechnen müssen", hieß es in München. In Frankfurt gibt es daher für gestrandete Fluggäste nach Angaben eines Sprechers Feldbetten in den Transitbereichen. Zudem gebe es Snacks und Getränke.

Wenig Verständnis für Streik

Wegen der enormen Auswirkungen sorgt der Ausstand für Kritik. Der Vizechef der Unionsfraktion im Bundestag, Michael Fuchs (CDU), sagte der Bild-Zeitung, der Streik sei "absolut unverantwortlich". Er bringe die Lufthansa in ernste Schwierigkeiten und nehme eine halbe Million Fluggäste als Geiseln. Scharfe Kritik übte Fuchs an den Streikenden: "Bei Leuten, die in einigen Fällen so viel verdienen wie die Kanzlerin, habe ich dafür wenig Verständnis."

Klaus Barthel, Chef des SPD-Arbeitnehmerflügels, kritisierte in der Zeitung, "dass Minigewerkschaften die Interessen weniger auf Kosten vieler vertreten". Bereits am Dienstag hatte Arnold Vaatz (CDU), ebenfalls Vizechef der Unionsbundestagsfraktion, Änderungen im Streikrecht ins Gespräch gebracht. Er forderte, den Fall zum Anlass zu nehmen, um über eine Gesetzesänderung nachzudenken.

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